Europa

Offizielle Arbeitslosenquote im Juli so niedrig wie seit 28 Jahren nicht mehr

Mit einer offiziellen Arbeitslosenquote von 5,1% (tatsächlich sind es 7,1%) liegen wir in Deutschland mit der Arbeitslosigkeit in einem Monat Juli so tief wie seit dem Jahr 1990 nicht mehr. Aktuell steigt sie von Juni auf Juli ganz leicht an von 5,0% auf 5,1%. Das ist aber saisonal bedingt, weil sich einige Jugendliche nach Schulabschluss oder Lehrende sich erstmal arbeitslos melden, bis sie im September eine Beschäftigung aufnehmen.

Im Vergleich zum Juli 2017 (Jahresvergleich ist entscheidend!) sinkt die offizielle Arbeitslosenquote von 5,6% auf 5,1%. 192.899 Menschen waren weniger arbeitslos. 241.935 Menschen sind tatsächlich weniger arbeitslos binnen Jahresfrist, denn die tatsächliche Arbeitslosigkeit liegt bei 3,257 Millionen, und nicht wie offiziell verkündet bei 2,324 Millionen. Da der Ausgangswert höher ist, konnte auch der Rückgang größer ausfallen. Die Differenz zwischen beiden Zahlen bezeichnet die Bundesagentur für Arbeit nicht als Arbeitslosigkeit.

Laut der Agentur sind dies „Unterbeschäftigte“, obwohl sie alle arbeitslos sind. Dabei geht es zum Beispiel um Langzeitarbeitslose älter als 58 Jahre, die angeblich so schwer vermittelbar sind, dass man sie offiziell einfach nicht mehr als arbeitslos zählt – obwohl sie arbeitslos sind und Hartz 4 beziehen. Ebenso in der offiziellen Statistik tauchen kranke Arbeitslose nicht auf. Vor allem tauchen in der offiziellen Zahl unzählige Arbeitslose nicht als arbeitslos auf, die gerade von der Agentur in den legendären Weiterbildungsmaßnahmen untergebracht sind. Denn so lange sie dort „betreut“ werden, stehen sie offiziell dem Arbeitsmarkt nicht direkt zur Verfügung. An der Tatsache, dass sie arbeitslos sind, ändert dies aber nichts.

Aber gut. Egal welche Zahl man nimmt, die Arbeitslosenquote ist rückläufig. Und die Zahl der gemeldeten offenen Stellen (Arbeitgeber suchen Mitarbeiter) steigt weiter drastisch an – alleine im Monatsvergleich von Juni auf Juli von 805.213 auf 822.582 offene Stellen. Im Vergleich zum Juli 2017 ist die Zahl offener Stellen um 72.236 gestiegen. Die tatsächliche Zahl offener Stellen liegt weit über 1 Million, da nicht alle Arbeitgeber offene Stellen bei den Arbeitsagenturen melden.

Hier die aktuellen Aussagen der Bundesagentur für Arbeit zum Thema „Flüchtlinge auf dem Arbeitsmarkt“.

Die Arbeitsmarktintegration von Flüchtlingen wird mehrere Jahre brauchen. Das zeigen die Erfahrungen aus der Vergangenheit. Die Arbeitslosmeldung von geflüchteten Menschen ist ein erster Schritt in einem Integrationsprozess, der aufgrund der oftmals fehlenden Sprachkenntnisse und formalen Qualifikationen längere Zeit in Anspruch nehmen wird. Entsprechend ist zu beobachten, dass die Arbeitslosigkeit und Unterbeschäftigung von Personen aus den wichtigsten nichteuropäischen Asylherkunftsländern sehr hoch ausfällt. Dabei hat ein großer Einsatz von Integrationskursen und Fördermaßnahmen die Arbeitslosigkeit in Grenzen gehalten. Nach jüngsten Angaben für den Juli war die Arbeitslosigkeit dieses Personenkreises nur geringfügig um 1.000 oder 1 Prozent höher als im Vorjahr. Die Unterbeschäftigung, die den Einsatz von entlastenden Fördermaßnahmen berücksichtigt, lag sogar geschätzt um 24.000 oder 6 Prozent unter dem Vorjahreswert. Zugleich ist die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung von Staatsangehörigen aus den wichtigsten nichteuropäischen Asylherkunftsländern im Mai um 88.000 oder 59 Prozent gestiegen.

Seit Juni 2016 wird die bisherige Berichterstattung über Staatsangehörige aus den wichtigsten Asylherkunftsländern ergänzt um die Berichterstattung über Personen im Kontext Fluchtmigration. 12 Als solche Personen werden Asylbewerber, anerkannte Schutzberechtigte und geduldete Ausländer gezählt. Danach waren im Juli 2018 in Deutschland 187.000 geflüchtete Menschen in der Arbeitslosigkeit registriert. Die Unterbeschäftigung für diese Personen wird im Juli auf 395.000 geschätzt.



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