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Gegenrede zur IEA OPEC: Nachfragehoch nach fossilen Brennstoffen noch lange nicht erreicht

OPEC-Treffen in Wien im Juli 2023
OPEC-Treffen in Wien im Juli 2023. Photographer: Andrey Rudakov/Bloomberg

Man mahlt sich die Welt, wie sie einem gefällt? Weil die Klimawende am Energiemarkt schnell kommen soll, wird sie auch schnell kommen? Was man sich erträumt, das wird auch geschehen? Der Chef der Internationalen Energie-Agentur (IEA) Fatih Birol sprach in einem Meinungsbeitrag in der FT am Dienstag von einem historischen Moment für den globalen Energiesektor. Allein mit den heutigen politischen Einstellungen prognostiziere die IEA, dass die Nachfrage nach Öl, Gas und Kohle in diesem Jahrzehnt ihren Höhepunkt erreichen wird – angetrieben durch den beeindruckenden Aufstieg sauberer Technologien wie Solar- und Elektroautos, und wirtschaftliche Veränderungen in China. Aber wird es wirklich so kommen? Schließlich wurde dieser „Peak“ gerade bei Öl in der Vergangenheit schon öfters vorhergesehen, und dann ging es trotzdem weiter bergauf mit dem Ölkonsum. Die OPEC – die sicherlich als Öl-Kartell „befangen“ ist – sieht das ganz anders als die IEA.

OPEC-Erklärung zum Höhepunkt der Nachfrage nach fossilen Brennstoffen

Zum jüngsten Meinungsbeitrag der Internationalen Energieagentur vom 12. September, in dem behauptet wird, dass die Nachfrage nach fossilen Brennstoffen ihren Höhepunkt vor 2030 erreichen wird, sagt die OPEC nun in einer offiziellen Mitteilung, dass konsistente und datenbasierte Prognosen diese Behauptung nicht stützen. Es sei ein äußerst riskantes und unpraktisches Narrativ, fossile Brennstoffe zu verwerfen oder zu behaupten, sie stünden am Anfang ihres Endes. In den vergangenen Jahrzehnten wurde laut OPEC-Statement oft von einem Höchststand des Angebots und in den letzten Jahrzehnten von einem Höchststand der Nachfrage gesprochen, aber beides sei offensichtlich nicht eingetreten. Der Unterschied zu heute, und was solche Vorhersagen so gefährlich macht, bestehe darin, dass sie oft mit der Aufforderung einhergehen, nicht mehr in neue Öl- und Gasprojekte zu investieren.

„Solche Erzählungen führen nur dazu, dass das globale Energiesystem spektakulär scheitert. Es würde zu einem Energiechaos ungeahnten Ausmaßes führen, mit verheerenden Folgen für die Volkswirtschaften und Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt“, so wird OPEC-Generalsekretär Haitham Al Ghais zitiert.

Dieses Denken in Bezug auf fossile Brennstoffe ist laut OPEC eher ideologisch geprägt als faktenbasiert. Es berücksichtige auch nicht die technologischen Fortschritte, die die Industrie bei Lösungen zur Emissionsreduzierung macht. Es werde auch nicht anerkannt, dass fossile Brennstoffe nach wie vor über 80 % des weltweiten Energiemixes ausmachen, genauso wie vor 30 Jahren, und dass die Energiesicherheit, die sie bieten, lebenswichtig sei.

Technologische Innovationen sind für die OPEC laut eigener Aussagse von zentraler Bedeutung, weshalb die Mitgliedsländer in großem Umfang in Wasserstoffprojekte, Anlagen zur Kohlenstoffabscheidung, -Nutzung und -Speicherung, die Kreislaufwirtschaft und auch in erneuerbare Energien investieren würden. Einige mögen zwar behaupten, dass einige dieser auf Öl ausgerichteten Technologien noch unausgereift sind, doch sie würden die Tatsache ignorieren, dass sich viele der in den Netto-Null-Szenarien genannten Technologien in einem unausgereiften, experimentellen oder sogar theoretischen Stadium befinden.

Weiter schreibt die OPEC: „In den letzten Jahren haben wir erlebt, dass Energiefragen wieder ganz oben auf der Tagesordnung der Bevölkerung stehen, da viele Menschen erkennen, wie sich experimentelle Netto-Null-Politik und -Ziele auf ihr Leben auswirken. Sie haben berechtigte Bedenken. Wie viel werden sie in ihrer jetzigen Form kosten? Welche Vorteile werden sie bringen? Werden sie so funktionieren, wie sie angepriesen werden? Gibt es andere Möglichkeiten, die Emissionen zu reduzieren? Und was geschieht, wenn diese Prognosen, Maßnahmen und Ziele nicht eintreten?“

Glücklicherweise hat sich laut OPEC in vielen Gesellschaften die Einsicht durchgesetzt, dass Energiesicherheit und wirtschaftliche Entwicklung mit der Reduzierung von Emissionen Hand in Hand gehen müssen. Dies habe wiederum dazu geführt, dass einige politische Entscheidungsträger ihren Ansatz für die Energiewende neu bewerten.

„Im Bewusstsein der Herausforderung, vor der die Welt steht, die Energiearmut zu beseitigen, die steigende Energienachfrage zu befriedigen und erschwingliche Energie bei gleichzeitiger Reduzierung der Emissionen zu gewährleisten, lehnt die OPEC keine Energiequellen oder -Technologien ab und ist der Ansicht, dass alle Beteiligten dasselbe tun und die kurz- und langfristigen Realitäten im Energiebereich anerkennen sollten“, so wird Haitham Al Ghais zitiert. Im Interesse eines Beitrags zur künftigen globalen Energiestabilität werde die OPEC weiterhin mit allen relevanten Akteuren zusammenarbeiten, um einen Dialog zu fördern, der die Ansichten aller Menschen einbezieht, um einen integrativen und effektiven Energieübergang in der Zukunft zu gewährleisten.



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2 Kommentare

  1. Die Öl-Allianz OPEC+ kann man mit einem klaren energiepolitischen Kurs, und einer kompetenten energiepolitischen Agenda verbinden. Schon länger spricht die Öl-Allianz OPEC+ davon, daß fossiles Erdöl im Jahr 2045 einen Anteil von ca. 28% innerhalb eines Energiemixes ausmachen wird. Von daher macht es Sinn, sich weiterhin mittels der OPEC+-Monatsberichte zu informieren.

  2. Die Inder werden sich eine goldene Nase verdienen.
    Ja, auch so tun als wenn Sanktionen eingehalten werden ist teuer.

    Statistisches Bundesamt: Deutschland importiert russisches Öl über Indien

    https://blackout-news.de/aktuelles/statistisches-bundesamt-deutschland-importiert-russisches-oel-ueber-indien/

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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