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Fed-Mitglied Barkin sagt: Die volle Auswirkung der hohen Fed-Zinsen kommt erst noch

US-Notenbank Fed. Grafik: User21859082 - Freepik.com

Neu erwachte Hoffnungen, dass die US-Notenbank Fed die Zinsen doch schon früher senkt als erwartet, haben die Wall Street seit Freitag wieder beflügelt. Ein schwächerer, aber nicht zu schwacher US-Arbeitsmarktbericht, sowie die etwas niedrigere Lohndynamik befeuerten die Hoffnungen, dass die Inflation weiter abkühlt und US-Wirtschaft auf eine sanfte Landung bzw. gar keine Landung zusteuert. Doch Barkin von der Fed sagte am Montag, dass die volle Auswirkung der hohen Zinsen erst noch kommen wird. Er könnte recht behalten, denn das Bruttoinlandsprodukt der USA wuchs im ersten Quartal nur noch um 1,6%. Damit war das Wirtschaftswachstum weniger als halb so stark wie im Vorquartal.

Hohe Zinsen belasten die Wirtschaft

Wie Bloomberg berichtet, sagte der Präsident der Federal Reserve Bank of Richmond, Thomas Barkin, er erwarte, dass die hohen Zinsen die Wirtschaft weiter verlangsamen und die Inflation auf das 2%-Ziel der Zentralbank abkühlen werden.

Barkin, der in diesem Jahr über die Geldpolitik abstimmt, sagte am Montag, die Stärke des Arbeitsmarktes gebe der Fed Zeit, Vertrauen zu gewinnen, dass sich die Inflation nachhaltig nach unten bewege, bevor sie die Kreditkosten senke. Er fügte jedoch hinzu, es bestehe das Risiko, dass die anhaltende Inflation im Immobilien- und Dienstleistungssektor den Preisanstieg aufrecht erhalte – wie in diesem Jahr. In diesem Fall würde die Zinswende der Fed wohl weiter nach hinten rücken.

Fed-Barkin sagt: Inflation bleibt klebrig - Zinsen wirken sich auf US-Wirtschaft aus
Richmond Fed President Thomas Barkin

„Ich bin optimistisch, dass das heutige restriktive Zinsniveau die Nachfrage abschwächen kann, um die Inflation wieder auf unser Ziel zu bringen“, sagte Barkin in einer vorbereiteten Rede vor dem Columbia Rotary Club in South Carolina. „Die volle Auswirkung der höheren Zinsen wird sich erst noch zeigen.

Die US-Notenbanker haben ihren Leitzins in der vergangenen Woche unverändert auf dem höchsten Stand seit mehr als zwei Jahrzehnten belassen, wo er sich seit Juli letzten Jahres befindet. Nach der Entscheidung sagte der Fed-Vorsitzende Jerome Powell, dass die jüngsten Inflationsdaten dem Ausschuss keine größere Zuversicht gegeben hätten, dass sich der Preisanstieg zügig auf 2 % verlangsame. Er teilte nicht mit, wann die Zentralbank seiner Meinung nach die Zinsen senken wird. Nachfolgend ein Ausschnitt der Pressekonferenz von Powell, wo er signalisiert, dass Zinssenkungen nicht bald kommen werden.

Fed-Barkin: Inflation bleibt hartnäckig

Der Präsident der Richmond Fed sagte, dass die Verkäufer immer noch versuchen, die Preise zu erhöhen, und dies so lange tun werden, bis die Kunden stark zurückschlagen.

„Das Risiko besteht darin, dass die anhaltende Inflation bei Unterkünften und Dienstleistungen den Gesamtindex über unser Ziel hinaus ansteigen lässt, wenn wir weniger Unterstützung aus dem Gütersektor erhalten“, sagte Barkin. „Das haben wir in diesem Jahr schon erlebt.“

Er fügte hinzu, dass er noch keine Anzeichen dafür gesehen hat, dass die Inflation auf dem richtigen Weg ist. „Ich habe immer noch das Gefühl, dass die Risiken in Richtung Inflation gehen“, so Barkin.

Der von der Fed bevorzugte Inflationsindex, die PCE-Kernrate, stieg im März im Vergleich zum Vorjahr um 2,7 % und lag damit über dem Wert von 2,5 % im Februar. Barkin nannte die Inflationszahlen für Anfang 2024 „enttäuschend“.

Der Arbeitsmarkt ist nach wie vor widerstandsfähig, zeigt jedoch Anzeichen einer Abschwächung. Die US-Arbeitgeber haben im April weniger neue Mitarbeiter eingestellt, und die Arbeitslosenquote ist unerwartet gestiegen. Die Zahl der Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft stieg im vergangenen Monat um 175.000 und damit so wenig wie seit sechs Monaten nicht mehr, wie aus dem Bericht des Bureau of Labor Statistics vom Freitag hervorgeht.

Barkin sagte Reportern nach seiner Rede, er mache sich mehr Sorgen über das Risiko, dass die Inflation zu lange zu hoch bleibt, als über eine übermäßige Abschwächung der Wirtschaft.

„Ich tendiere immer noch zur Inflation, und ich denke, dass man sich das leisten kann, wenn der Arbeitsmarkt so robust erscheint, wie er es weiterhin ist“, sagte er.

Zinsen sind hoch genug

Barkin sagte gegenüber Reportern, er glaube, dass die derzeitigen Zinsen hoch genug sei, um die Inflation schließlich wieder in die Nähe des Ziels der Fed zu bringen.

„Ich bin auf jeden Fall hoffnungsvoll“, sagte er und fügte hinzu, dass sich die Schätzungen für den neutralen Zinssatz nach oben bewegt hätten. „Ich gehe immer noch von der Hypothese aus, dass dies ausreichend restriktiv ist, aber die Zeit wird es zeigen.

FMW/Bloomberg



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7 Kommentare

  1. „Ich tendiere immer noch zur Inflation, und ich denke, dass man sich das leisten kann, wenn der Arbeitsmarkt so robust erscheint, wie er es weiterhin ist“, sagte er.

    na bitte, nun sagt es einer von diesen verantwortungslosen typen ganz offen. inflation ist etwas, das man nicht ernst nimmt. ist ja nur das problem der je nach sichtweise 80-99% der arbeitenden und steuerzahlenden normalbürger. wichtiger ist, dass die eliten ihre (geld-)anlagen gesichert und sogar akzelleriert bekommen.

    das einzige worin ich konform gehe ist die analyse, dass die zinsen ihre wirkung nicht entfaltet haben. ist ja klar wenn man hinterum die wirkung durch qe mehr als aufweicht. die rechnung für diese überheblichkeit wird aber noch präsentiert werden.

    1. Wir sind keine Amerikaner und die FED ist nicht unsere Zentralbank. Im Euroraum sieht es ganz anders aus, da geht es nämlich gut in Richtung 2% und ein guter Teil davon könnte daher kommen, dass Deutschland nicht massiv Geld verteilt (wegen zwangsweise eingehaltener Schuldenbremse), während das andere Euro-Staaten ähnlich wie die US-Regierung machen.

      Zum Artikel selber: Da stimme ich nicht allem zu, aber darauf kommt es nicht an. Ich interpretiere denn Text als – wait and see. Was nicht schlecht ist.

      1. ich befürchte sie werden noch in einigen bereichen merken, dass es in eu nicht egal ist was die amis bei der inflations-pseudo-bekämpfung so verbrechen. sollte die ezb tatsächlich mit dem senken beginnen ohne das das durch die fed absehbar ist, wird das durch die aufwertung des dollar ggü. des euro und die damit wieder anziehenden inflation u.a. über importe sichtbar werden.

        wie das dann im euro raum insgesamt wirkt wird noch interessant. u.a. die eu befindet sich ja zweifellos bereits seit längerer zeit in einem stagflationsszenario. ob eine zinssenkung um 25bps da raushilft darf ich gelinde gesagt ins reich der märchen verbannen. im gegenteil. ich sehe da deutlich mehr risiko als nutzen. psychologie hin oder her. wirtschaft findet nach wie vor auch im geldbeutel der leute statt. auch wenn das die eliten so nicht sehen und sich über eine nun schon jahre invertierte zinskurve mit nullzinsgeld hinwegretten wollen. aber weitere inflationsschübe werden dann das abgleiten in eine echte rezession provozieren.

    2. FED und EZB sind Finanzzahnräder im gleichen Getriebe. Es wird nur so verkauft als wären diese beiden Sektoren völlig unabhängig voneinander. Die FED wird den Euro vernichten und die EZB wird es zulassen weil beide Parteien stark interessiert sind das digitale Zentralgeld einzuführen.

      1. Ganz unabhängig sind Euro und Dollar sicher nicht. So hat der US-Zinsanstieg der letzten Monaten sich auch bei uns gezeigt, aber der Renditeabstand zwischen beiden Währungen hat sich nicht groß geändert. Hinzu kommt noch das die EZB jetzt bevorzugt in italienischen und vielleicht demnächst auch in französchen Anleihen Gelder anlegen wird. Sollte es ganz hart kommen, gibt es halt wieder Geld geschenkt von der EU. Ich erwarte daher kein Ende des Euros. Zumindest in den nächsten Jahren nicht.

  2. Ich versteh immer nicht dass keiner aufsteht und schreit dass er den ganzen Scheiss nicht mehr glauben kann. Die FED und die EZB drucken seitz 2008 Geld ohne Ende, rechtlich gedeckt durch die unterschiedlichsten Namen (Reverse Repo, Anleihekaufprogramm der EZB, etc.)

    Im Endeffekt stehen wir vorm platzen der Alles Blase und einem Kollaps der Weltreserveleitwährung.

  3. Wie soll die Inflation sinken bei diesen astronomischen US Haushaltsdefizit und Verschuldung die alle 3 monate um eine weitere BILLION dollar anwächst tendenz weiter explodierend ? Außerdem sind die ganzen Wirtschaftsdaten so übelst manipuliert das selbst die sonst nicht ganz helle Amis diese anzweifeln . Der US Pleitestaat steuert mit höchstgeschwindigkeit auf den Bankrott zu während sie die Bürger mit fake Daten und dummen geschwätz verarschen um wohl zu verhindern das diese nicht aus dem Schrottdollar flüchten was die Lage weiter eskalieren würde .

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