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Optionshandel an der CBOE als Kurstreiber Optionen: FOMO-Handel – kleine Wetten schlagen große Wellen

FOMO – fear of missing out – die Angst, etwas zu verpassen, hat Anleger scharenweise in riskante Wetten mit Optionen getrieben.

Börsenkurse auf verschiedenen Bildschirmen

FOMO – fear of missing out – die Angst, etwas zu verpassen, hat Anleger scharenweise in riskante Optionswetten getrieben und reißt als direkte Folge den Aktienmarkt wie eine starke, unsichtbare Strömung hin und her. Das Wall Street Journal hat am letzten Donnerstag einen Artikel zu diesem Thema veröffentlicht, der interessante Einblicke und Licht in den Nebelschleier des Optionshandels wirft. Der Handel mit Optionen ist ein hochriskantes Geschäft und erfordert ein tiefes Verständnis der Finanzmärkte, um dort auf Dauer erfolgreich zu agieren. Was genau sind Optionen und welchen Einfluss haben sie auf die Kursentwicklung?

40 Millionen Call-Optionswetten an einem einzigen Tag

Die Chicago Board Options Exchange (CBOE), die weltgrößte Optionsbörse mit Sitz in Chicago, veröffentlichte jüngst bemerkenswerte Zahlen zum Optionshandel. Mehr als 40 Millionen Call-Optionskontrakte wechselten an einem einzigen Tag im Februar den Besitzer – so viele wie noch nie zuvor – und mehr als das durchschnittliche Put- und Call-Volumen zusammen über das Jahr 2022 gerechnet. Alle Put- und Call-Optionen zusammenaddiert ergaben 68 Millionen Kontrakte an diesem historischen Tag, dies ist ebenfalls ein neuer Rekord. Besonders begehrt bei den Anlegern sind Call-Optionen auf die großen Technologiekonzerne wie Apple, Meta Platforms und Tesla. Aber auch sogenannte Meme-Aktien wie Bed, Bath&Beyond sind sehr beliebt, wie auf Finanzmarktwelt.de regelmäßig berichtet wurde.

Die aktuelle Aktienmarktrallye hat viele Anleger auf dem falschen Fuß erwischt. Alleine der S&P 500 stieg im Januar um 6,5 Prozent, der NASDAQ Composite legte sogar 12 Prozent zu. Dabei waren die Aussichten für 2023 alles andere als rosig, so dass viele Anleger wohl zum Jahresende Aktien verkauft haben oder sogar direkt Wetten auf fallende Kurse abschlossen. „Über kurzlaufende Call-Optionen ist es defensiv positionierten Anlegern möglich, sich vor einer Rallye zu schützen,“ so der Leiter der US-Aktienhandelsstrategie bei Citigroup, Stuart Kaiser, gegenüber dem Wall Street Journal. Besonders bemerkenswert sind die Optionsaktivitäten bei den großen Technologie- und Wachstumsunternehmen, für die 2022 kein leichtes Jahr an der Börse war. Je mehr diese Aktien in den letzten Wochen unerwartet stiegen, umso mehr wurden Call-Optionen gekauft. Die Deutsche Bank veröffentliche erst vor kurzem Handelsdaten, die zeigten, dass das Verhältnis von Call- zu Put-Optionen auf ein Niveau geklettert sei, wie es zuletzt vor über einem Jahr erreicht wurde. Auch der Handel mit den zugrundeliegenden Aktien erreichte neue Volumenspitzen, nachdem der Handel insgesamt in 2022 eher stagnierte. Um die treibenden Kräfte im Optionshandel zu verstehen, ist ein wenig Hintergrundwissen nötig:

Was genau sind Optionen und wie verhalten sich die Market Maker?

Stellt man ChatGPT die Frage, was genau Optionen an den Finanzmärkten sind, erhält man folgende Antwort, die die wichtigsten Merkmale zusammenfasst: „Optionen sind Finanzinstrumente, die dem Käufer das Recht, aber nicht die Pflicht geben, eine bestimmte Aktie, einen Index, ein Währungspaar oder ein anderes Finanzinstrument zu einem festgelegten Preis (dem „Ausübungspreis“) bis zu einem bestimmten Datum (dem „Verfallsdatum“) zu kaufen oder zu verkaufen. Der Käufer einer Option bezahlt eine „Prämie“ für das Recht, das zugrunde liegende Instrument zu kaufen oder zu verkaufen. Der Verkäufer (auch bekannt als „Schreiber oder Stillhalter“) einer Option ist verpflichtet, das zugrunde liegende Instrument zu kaufen oder zu verkaufen, wenn der Käufer dies ausübt.“

Der Handel mit Optionen wird von sogenannten Market Makern liquide gehalten, die auch High-Volume-Trader genannt werden. Sie stellen die notwendige Liquidität für den An- und Verkauf und ihr Gewinn liegt in dem bid-ask-Spread. Große Market Maker im Optionshandel sind Citadel Securities oder Susquehanna Internation Group LLP. Market Maker positionieren sich in der Regel marktneutral, daher sichern sie ihre Positionen entsprechend ab. Aber wie genau sichern Market Maker ihre Exposure, also ihr Risiko im Optionshandel ab?

ChatGPT erklärt es: „Market Maker im Optionshandel sichern ihre Exposure durch den Abschluss von Gegengeschäften, die das Risiko aus ihren Optionspositionen neutralisieren. Hierbei gibt es verschiedene Methoden, um das Risiko abzusichern, aber die häufigste ist die sogenannte „Delta-Hedging“. Delta-Hedging bezieht sich auf die Verwendung von Aktien des zugrundeliegenden Basiswerts, um das Risiko aus einer Optionsposition abzusichern. Der Delta-Wert einer Option gibt an, wie sich der Preis der Option im Vergleich zum Preis des zugrundeliegenden Basiswerts ändert. Wenn ein Market Maker beispielsweise eine Call-Option verkauft, hat er eine negative Delta-Exposure und muss Aktien des zugrundeliegenden Basiswerts kaufen, um diese negative Delta-Exposure auszugleichen.“ Je nach Optionsaufkommen kann dies den zugrundeliegenden Basiswert massiv im Kurs beeinflussen.

Die Stillhalter bewegen die Märkte

So paradox diese Überschrift auch klingen mag, versteht man die zugrundeliegenden Zusammenhänge, wird es verständlich. Die explodierenden Optionsumsätze insbesondere bei Call-Optionen zwingt die Market Maker dazu, den zugrundeliegenden Basiswert zu kaufen, um ihr „Delta“ zu neutralisieren. Das wiederum führt aufgrund der steigenden Nachfrage zu höheren Kursen im Basiswert, die wiederum neue Käufer anlocken (Charttechniker, Momentum-Trader, Zocker). So nährt die Hausse die Hausse, wie eine alte Börsenweisheit besagt. Da das Risiko einer Optionsposition niemals vollständig ausgeschlossen werden kann, überwachen und adjustieren die Market Maker ständig ihre Positionen. Auch das kann teilweise den zugrundeliegenden Basiswert im Kurs beeinflussen und die Volatilität erhöhen, die wiederum neue Käufer anlocken kann. Denn Volatilität zieht Finanzhändler an wie Honig die Bären lockt. Volatilität übt auch maßgeblichen Einfluss auf den Optionspreis an sich aus. Je höher die Volatilität, umso teurer werden Optionen. Umgekehrt führt eine niedrige Volatilität, so wie im Januar an den Märkten, dazu, dass sich große Marktteilnehmer sehr günstig für große Bewegungen an den Börsen positionieren können. Dieses spannende Umfeld erklärt zumindest die außergewöhnlich hohen Umsätze an den Optionsbörsen in den letzten Wochen.

Covid-19-Pandemie war wie Treibstoff für den Optionshandel

Wie das Wall Street Journal weiter berichtete, kam es während der Covid-19-Pandemie zu immer größeren Volumen im Optionshandel. Seit Beginn der Pandemie hat sich das Volumen nahezu verdoppelt, und es gibt keine Anzeichen, dass dieser Trend sich umkehrt. In 2023 wechselten durchschnittlich rund 46 Millionen Optionen pro Tag den Besitzer. Das sind gut 12 Prozent mehr als im Vergleich zum Vorjahr. Die brutale Rallye, die sich 2021 ab dem Covid-Crash unerbittlich entwickelte, hatte auch damals viele Marktteilnehmer auf den falschen Fuß erwischt und sie somit in riskante Optionswetten getrieben. Dabei spielt auch das Phänomen „FOMO“ – die Angst, etwas zu verpassen – eine treibende Rolle, wobei Angst nie ein guter Ratgeber ist. Ein gutes Beispiel für dieses Phänomen ist die Aktie von Bed, Bath & Beyond Inc., rund 500.000 Optionen wechseln hier täglich den Besitzer, mehr als fünfmal so viel wie im Durchschnitt der letzten beiden Jahre. Einer der beliebtesten Trades war, dass die Aktie noch diese Woche auf 45 US-Dollar springt. Aktuell notiert sie bei 2,35 US-Dollar.

Aber gerade Anleger mit kleinem Depot können mit Optionen bei niedrigem Kapitaleinsatz hohe Gewinne erzielen, das zieht auch sie wie die Bienen an den Honigtopf Optionshandel. Rund jede zehnte gehandelte Option, die an den S&P 500 gebunden ist, beinhaltet nur einen einzigen Kontrakt, wie die Daten der CBOE zeigen.

Optionsaktivitäten messen – EUREX und CBOE

Die EUREX veröffentlicht auf ihrer Website genauso wie die CBOE tägliche Handelsstatistiken, in denen alle an diesem Tag gehandelten Optionen zusammengefasst werden. Hier können sich aktive Anleger einen Überblick verschaffen, welche Aktien gerade ein erhöhtes Optionsvolumen verzeichnen und dies in ihre Anlageentscheidungen einfließen lassen.

Kursdaten aus https://de.tradingview.com

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