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Platinpreis bald wieder vierstellig?

Der Platinpreis konnte bisher am wenigsten von der Edelmetall-Hausse profitieren. Doch nun könnten die Notierungen des einst teuersten Edelmetalls erneut vierstellig werden.

Der Platinpreis hat von seinem Hoch zwei Drittel verloren

Von seinem Höchstpreis am 25. Februar 2008 bei 2.180 US-Dollar pro Unze (31,1 Gramm) verlor Platin bis zu seinem Tiefstpreis am 13. August 2018 bei 753 US-Dollar fast zwei Drittel seines Wertes (siehe Platin-Chart seit 1969). Erst sorgte die weltweite Finanzkrise ab 2008 für einen dramatischen Einbruch bei der Nachfrage nach dem Industriemetall und anschließend der Dieselskandal.

Platin ist ein Rohstoff aus der Nebengruppe der Nickelmetalle und wird als Schmuckmetall, in der Medizintechnik und vor allem in der Automobilindustrie (Zündkerzen und Katalysatoren) verwendet.

Die Verarbeitung in Katalysatoren, dem größten Einsatzbereich von Platin, war von 2016 bis 2018 um neun Prozent rückläufig (Rückgang von 3,34 Mio. Unzen auf 3,05 Mio. Unzen). Dieser Nachfrageschwund ist die Folge der schlechten Autokonjunktur sowie des Dieselskandals.

Platin wurde zudem sukzessive durch das Schwestermetall Palladium substituiert, dass im Jahr 2009 noch sechsmal günstiger war. Die Schmucknachfrage stagnierte und die Industrienachfrage stieg von 2016 bis 2018 um lediglich 0,52 Mio. Unzen an. Regelrecht kollabiert ist in diesem Zeitraum hingegen die Investmentnachfrage von 0,86 Mio. Unzen im Jahr 2016 auf nur noch 0,09 Mio. Unzen im Jahr 2018 (-86 Prozent).

Das Angebot aus Minen und Recycling hat sich in diesem Zeitraum leicht um 0,3 Mio. Unzen erhöht. Dieses in seiner Gesamtheit ungünstige Angebot-Nachfrage-Verhältnis führte zu einem Rückgang der Platinpreise bis zum Sommer des Jahres 2018.

Sonderfaktor hilft dem Platinpreis aktuell auf die Sprünge

Seit August 2018 erholt sich der Platinpreis allmählich. Im letzten Sommer vollzog der Preis dann den Ausbruch aus dem langjährigen Abwärtstrend. Seit Anfang Dezember letzten Jahres schießt der Preis regelrecht nach oben. Neben den für alle Edelmetalle positiven Faktoren wie Zinsschwund und Aufblähung der Notenbankbilanzen profitiert der Platinpreis zusätzlich von einer aktuellen Sonderentwicklung.

Seit dem 9. Dezember konnte der Preis um über 100 US-Dollar pro Unze zulegen, nachdem Südafrika von massiven und nahezu flächendeckenden Stromausfällen des staatlichen Monopol-Stromversorgers Eskom betroffen ist. Das Land am Kap sthet für ca. 70 Prozent der weltweiten Platinproduktion.

Der Stromversorger Eskom hatte Mitte Dezember zum ersten Mal einen sogenannten „Stage 6“-Ausfall gemeldet, in Folge dessen dem südafrikanischen Netz 6.000 Megawatt Strom entzogen wurden. Davon betroffen ist auch der „Bushveld Complex“ nördlich von Johannesburg. In diesem Komplex, der 1924 entdeckt wurde, werden ca. 80 Prozent aller weltweiten Reserven an Platin und Palladium vermutet. Die südafrikanische Minenkammer gibt ab, dass drei Viertel der bisherigen gesamten globalen Fördermenge aus dieser Region stammt.

Der Stromausfall in Südafrika und die Hausse bei Gold, Silber und Palladium sind jedoch nicht die einzigen Gründe für den Ausbruch des Platinpreises aus dem mehrjährigen Abwärtstrend.

Investorennachfrage explodiert

Wie aus den jüngsten Daten des World Platinum Investment Council (WPIC) hervorgeht, sinkt die Nachfrage der Automobilindustrie nach Platin nach wie vor. Das WPIC geht davon aus, dass die für Katalysatoren in Autos benötigte Menge im Jahr 2019 um ca. 5 Prozent und in diesem Jahr um weitere 4 Prozent zurückgeht.

Ebenfalls schwach bleibt der Bedarf der Kunstschmiede: Die Schmuckindustrie wird im abgelaufenen Jahr ca. 5 Prozent weniger Platin verarbeitet haben. Auch für dieses Jahr wird ein Rückgang in dieser Größenordnung erwartet.

Besser sieht es hingegen in der chemischen Industrie aus, wo im Jahr 2019 die Nachfrage um 10 Prozent zulegen konnte.

Insgesamt rechnen die Experten vom WPIC für 2019 mit einer Steigerung der Gesamtnachfrage bei Platin um satte 12 Prozent.

Hauptgrund für den starken Anstieg der Gesamtnachfrage ist der enorme Mittelzufluss in physisch gedeckte Platin-ETFs. Nach 15.000 Unzen im Jahr 2018 explodierte hier die Nachfrage im vergangenen Jahr auf insgesamt 1,2 Millionen Unzen.

Die Angebotsmenge soll im Jahr 2019 trotz der Stromausfälle in Südafrika gegenüber dem Jahr 2018 um ca. 1 Prozent ansteigen (endgültige Daten liegen noch nicht vor).

Fazit

Platin rückt wieder in den Fokus der Investoren als Schutz vor Inflation und desperater Geldpolitik. Auch der starke Anstieg der Nachfrage aus der chemischen Industrie trotz Konjunkturflaute ist mittelfristig positiv zu werten. Dies könnte ein erster Hinweis darauf sein, dass die Rekordpreise bei Palladium zur Substitution zugunsten von Platin führen, das ähnliche katalytische Eigenschaften besitzt.

Von Alchemist-hp (talk) (www.pse-mendelejew.de) – Eigenes Werk, FAL, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=9579015



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