Europa

Rezession: Versteckt steigende Arbeitslosigkeit namens „Kurzarbeit“

Kurzarbeit heißt was? Dass mit staatlichen Geldern Menschen in Betrieben gehalten werden können, die sonst eigentlich arbeitslos sein würden. Vor allem während der Finanzkrise im Jahr 2008 war das für die deutsche Volkswirtschaft eine sinnvolle Maßnahme, weil die Arbeiter nach dem Ende der Rezession natürlich gebraucht wurden, und die Betriebe ihre Produktion wieder gut hochfahren konnten. Um zu schauen, wie sehr die offenkundig gerade beginnende Rezession auf den Arbeitsmarkt durchschlägt, hatten wir uns schon vor vier Wochen im monatlichen Arbeitsmarktbericht der Bundesagentur für Arbeit die Details angeschaut. Dort war zu lesen, dass die Kurzarbeit („Konjunkturelles Kurzarbeitergeld“) im Monat Mai bei 41.000 Personen lag.

Kurzarbeit mit steigenden Zahlen?

Heute lesen wir im vor drei Stunden veröffentlichten Bericht der Agentur, dass es im Mai 47.000 Personen gewesen sein sollen. Also gab es jetzt eine Aufwärts-Korrektur der Mai-Zahl. Heute wird die Juni-Zahl mit 45.000 gemeldet. Wird sie dann in vier Wochen auch weiter nach oben revidiert? Denn gerade in den letzten Monaten haben ja zahlreiche Industrieunternehmen Entlassungen angekündigt. Man darf davon ausgehen, dass in dem Zusammenhang auch die Kurzarbeit stark zugenommen hat. Im folgenden Chart sieht man übrigens die Kurzarbeit seit dem Jahr 2013. Seit einem Jahr ist die Tendenz deutlich steigend.

Arbeitslosigkeit steigt

Und sonst? Das offizielle Arbeitsmarktbarometer der Agentur-Tochter IAB ist schon seit zehn Monaten rückläufig. Und jetzt fängt auch die Arbeitslosenquote langsam an zu steigen. Wie stark sie steigen wird? Vor allem der Demografiewandel (mit deutlich weniger nachrückenden jungen Menschen am Arbeitsmarkt) könnte eventuell einen kräftigen Anstieg der Arbeitslosigkeit abbremsen. Dass Unternehmen derzeit froh sind überhaupt noch jemanden zu finden, kann man immer deutlich an einem Fakt sehen. Die Zahl der Leih- und Zeitarbeiter geht dramatisch zurück. Schauen Sie dazu in der folgenden Grafik ganz rechts unten auf den Minus-Balken. Alle Wirtschaftsbereiche nehmen im Jahresvergleich stark zu (Stand Juni), aber die Arbeitnehmerüberlassung verliert 104.000 Stellen. Also greifen die Arbeitgeber zu und ziehen die Leiharbeiter lieber rüber in feste Anstellungsverhältnisse.

Zurück in die Arbeitslosigkeit können diese „abgebauten“ Leiharbeiter nicht gerutscht sein. Denn zum Beispiel die aktuellste Arbeitslosenzahl zeigt, dass die Arbeitslosigkeit im Jahresvergleich immer noch rückläufig ist, aktuell im August um 31.468 Personen. Die Arbeitslosenquote liegt im August bei 5,1% nach 5,0% im Juli und 4,9% im Juni. Im August 2018 waren es 5,2%. Die tatsächliche Arbeitslosenquote (alle versteckten Arbeitslosen mit einbezogen) liegt bei 6,9%. Vor einem Jahr waren es noch 7,0%. Also, aktuell steigt die offizielle Arbeitslosenzahl leicht an von 2,28 auf 2,32 Millionen im Monatsvergleich. Aber der große Rezessionsbelegt ist das noch nicht. Noch.



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