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Es droht eine Öl-Katastrophe Russland: Die drohende 1,6-Milliarden-Katastrophe durch Schattenflotte

Eine tickende Zeitbombe

Russland Schattenflotte Risiko
Foto: noob - Freepik.com

Russland stellt mit seiner Schattenflotte eine tickende Zeitbombe auf den Weltmeeren dar. Diese alternden Tanker, die international weitgehend unkontrolliert Rohöl transportieren, könnten jederzeit zu einer ökologischen Katastrophe führen. Besonders besorgniserregend ist, dass diese Schiffe oftmals ohne ausreichende Versicherung und Sicherheitsmaßnahmen operieren – eine fatale Kombination, die nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die betroffenen Küstenstaaten enorme Risiken birgt.

Russland: Ein Warnschuss – der Unfall der „Andromeda Star“

Am 2. März 2024 bricht die Morgendämmerung über die Gewässer des Skagerraks herein. Der 15 Jahre alte Tanker „Andromeda Star“ kämpft sich durch die unruhige See auf dem Weg nach Primorsk, um dort wertvolles russisches Öl zu bunkern. Es ist 7 Uhr morgens. Die „Andromeda Star“ kollidiert mit einem unbekannten Schiff. Die „Andromeda Star“ ist so beschädigt, dass sie ihre Fahrt nicht fortsetzen kann. Zwei Wochen lang liegt sie auf offener See auf Reede, bevor sie in ein Reparaturdock in der Nähe von Odensee geschleppt wird.

Die dänische Polizei, die zu dem Vorfall ermittelt, sah sich bald Fragen gegenüber, die sie nicht beantworten konnte: Wem gehört das Schiff eigentlich? Die Equasis-Datenbank, eine öffentliche Plattform, die Sicherheitsinformationen über Schiffe und Schifffahrtsgesellschaften bereitstellt, schweigt dazu. Gemanaged wird die „Andromeda Star“ von der indischen Firma Trident Shipping in Goa. Die P&I-Versicherung, eine Art Haftpflichtversicherung für Schiffe, ist ebenfalls nicht in der Equasis-Datenbank hinterlegt Wer würde für den Schaden aufkommen, wenn der Tanker mit knapp 100.000 Tonnen Öl verunglückt wäre und das Ökosystem der Ostsee bedroht hätte?

Die Antwort ist alarmierend. Die Kosten für die Reinigung nach einem Ölunfall in Europa könnten bis zu 859 Millionen Euro betragen. Zum Vergleich: Die Reinigung nach der Exxon-Valdez-Katastrophe 1989 belief sich auf rund zwei Milliarden Dollar. Ein ähnlicher Vorfall mit einem typischen Aframax-Schatten-Tanker wie der „Andromeda Star“ könnte zu einem ähnlich verheerenden Ergebnis führen. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs gab es bereits über 50 Zwischenfälle mit russischen Schatten-Tankern, viele davon in europäischen Gewässern. Die Tatsache, dass bisher keine größere Katastrophe eingetreten ist, grenzt an ein Wunder. Doch Experten warnen: Es ist nur eine Frage der Zeit, bis ein solcher Vorfall zu einem großflächigen Ölaustritt führt, der Küstenregionen, Fischerei und Meeresökosysteme dauerhaft schädigen könnte.

Ein Unfall mit einem Tanker der „Schattenflotte“ aaus Russland hat es schon gegeben. Am 1. Mai 2023 explodierte die „Pablo“ vor der Küste Malaysias. Zum Glück war auch dieser Tanker leer, da er seine Ladung in China gelöscht hatte.

Die Schattenflotte – Eine wachsende Gefahr

Diese Schiffe sind Teil einer speziellen Flotte von Schatten-Tankern, die vorwiegend russisches Öl transportiert, um internationale Sanktionen zu umgehen. Durch die Registrierung in Ländern mit laxen Vorschriften, den Einsatz von „Billigflaggen“ (Flaggen von Ländern wie Panama oder Liberia) und das Abschalten ihrer Transponder oder Vortäuschen einer falschen Position entziehen sich diese Tanker der Überwachung und umgehen internationale Standards. Sie sind oft alt und schlecht gewartet, was die Gefahr von Unfällen und Ölkatastrophen dramatisch erhöht.

Die EU und die G7-Staaten haben als Reaktion auf den Ukraine-Krieg Sanktionen gegen russische Ölexporte verhängt, die eine Preisobergrenze von 60 Dollar pro Barrel festlegen. Um diese Sanktionen zu umgehen, hat Russland seine Exporte zunehmend auf diese „Schattenflotte“ verlagert.

Trotz der westlichen Sanktionen haben diese Maßnahmen Russland ermöglicht, weiterhin Einnahmen aus dem Export fossiler Brennstoffe zu erzielen. Laut den aktuellen Berechnungen von CREA sind die Einnahmen Russlands aus dem Verkauf fossiler Brennstoffe im September um weitere 2% auf 618 Millionen Euro pro Tag gesunken. Damit fallen die Einnahmen Russlands seit einem halben Jahr kontinuierlich.

Im Jahr 2024 transportierten 294 dieser Tanker rund 72 % des russischen Rohöls – ein deutlicher Anstieg gegenüber den 22 % im Jahr 2022. In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 wurden 800 Fahrten mit Schatten-Tankern registriert, mehr als doppelt der 374 Fahrten unter G7-Flaggen.

Diese Tanker durchqueren einige der kritischsten Wasserstraßen der Welt – von den Dänischen Meerengen bis zur Straße von Gibraltar und dem Suezkanal. Besonders brisant: Seit Januar 2024 haben mindestens 20 russische Schatten-Tanker im dänischen Hoheitsgebiet darauf verzichtet, spezialisierte Lotsen an Bord zu nehmen, was das Risiko von Unfällen und Ölaustritten in dieser belebten Region stark erhöht.

Alte Schiffe, hohes Risiko

Ein weiteres Problem der Schattenflotte ist das hohe Alter der Schiffe. Über 70 % dieser Tanker sind älter als 15 Jahre. Viele von ihnen haben bereits das Ende ihrer geplanten Lebensdauer erreicht und weisen häufig technische Mängel auf. Solche Schiffe sind weitaus anfälliger für Zwischenfälle wie Kollisionen oder Leckagen. Die zunehmende Abhängigkeit von dieser alternden Flotte verschärft das ohnehin hohe Risiko von Unfällen, die verheerende ökologische Schäden anrichten könnten.

Versicherungslücken – Die ungeschützten Schiffe

Neben dem Alter der Schiffe stellt auch die mangelhafte Versicherung der Schatten-Tanker ein erhebliches Risiko dar. Traditionelle Versicherer der G7-Staaten weigern sich, Tanker zu versichern, die russisches Öl über der festgelegten Preisobergrenze transportieren. Stattdessen greifen diese Tanker auf alternative Versicherungsanbieter mit zweifelhaften Bonitätsbewertungen zurück – wie etwa die russische Firma Ingosstrakh.

Ein Bericht von DanWatch und der Financial Times zeigt, dass Ingosstrakh im Schadensfall möglicherweise keine Entschädigungen zahlt, falls der Transport gegen die G7-Sanktionen verstößt. Da viele dieser Versicherungen speziell abgeschlossen werden, um Sanktionen zu umgehen, ist die Deckung im Falle eines Unfalls oft unsicher und lückenhaft.

Vor dem Ukraine-Krieg waren die meisten Tanker bei den P&I Clubs der International Group versichert, die für ihre finanzielle Stabilität und umfassenden Schutz bekannt sind. Seit 2022 hat sich der Versicherungsmarkt jedoch drastisch verändert: Russische Tanker sind zunehmend gezwungen, Versicherungen mit geringerer Bonität zu wählen, viele davon mit einem Rating von BBB oder schlechter. Dies bedeutet, dass diese Versicherer im Falle einer Havarie oft nicht in der Lage sind, die vollen Kosten für Umwelt- und Schadensbeseitigungen zu tragen.

Russland und seine Schattenflotte – ein globales Risiko

Die Schattenflotte ist ein globales Problem. Diese Schiffe sind nicht nur in europäischen Gewässern unterwegs, sondern durchqueren strategisch wichtige Meerengen auf der ganzen Welt, von der Straße von Malakka bis zum Pazifik. Solange diese Schiffe ohne angemessene Kontrolle und Versicherung auf den Meeren fahren, bleibt die Gefahr einer katastrophalen Ölkatastrophe allgegenwärtig.



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1 Kommentar

  1. …Im Jahr 2024 transportierten 294 dieser Tanker rund 72 % des russischen Rohöls…

    Junge, Junge, nachfolgend spricht man sogar von 1.400 Öltanker.
    Wieviel Öltanker sind eigentlich auf den Weltmeeren insgesamt unterwegs?
    Bei 1.400 Öltanker (nur für Russland) müssen das doch gigantische Mengen Öl sein.

    Wenn schon wie im Artikel beschrieben:
    …Im Jahr 2024 transportierten 294 dieser Tanker rund 72 % des russischen Rohöls…
    https://www.manager-magazin.de/unternehmen/russlands-schattenflotte-und-piraterie-ist-laut-allianz-gefahr-fuer-die-weltmeere-a-e892f667-27bd-4f87-93be-21f99feba733

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

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