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Saudi-Arabien bremste G7 bei Sanktionen gegen Russland-Zentralbank aus

Saudi-Arabien übte offenbar erfolgreich Druck auf die G7-Staaten aus. So wurden die Sanktionen gegen die russische Zentralbank abgemildert.

Dollar-Scheine
Grafik: Henry-Saint-John-Freepik.com

Der Westen hatte sich jüngst darauf geeinigt, die bei einigen Zentralbanken vorhandenen Vermögenswerte der russischen Zentralbank, die nach Beginn des Ukraine-Kriegs eingefroren wurden, nicht zu beschlagnahmen. Man entschied sich vor drei Wochen dazu, nur die aus diesen Vermögenswerten (wohl vor allem Anleihen) entstehenden Gewinne zu beschlagnahmen und für die Ukraine-Hilfe zu nutzen. Das seit zwei Jahren historisch einmalige Vorgehen der westlichen Zentralbanken gegen Russland hatte zu einem immensen Drang asiatischer Zentralbanken geführt, immer mehr Gold zu kaufen. Man hat schließlich keine Lust eines Tages der nächste zu sein, dessen Vermögenswerte bei westlichen Zentralbanken eingefroren werden? Saudi-Arabien dürfte nach aktuellen Informationen wohl einen deutlichen Einfluss auf die abgeschwächte Entscheidung der G7-Staaten gegen das Vermögen der russischen Zentralbank gehabt haben.

Saudi-Arabien warnte die G7-Staaten

Saudi-Arabien hat Anfang des Jahres privat angedeutet, dass man einige europäische Staatsanleihen verkaufen könnte, falls die Gruppe der Sieben (G7) beschließt, fast 300 Milliarden Dollar an eingefrorenen russischen Vermögenswerten zu beschlagnahmen, so laut Bloomberg mit der Angelegenheit vertraute Personen. Das Finanzministerium des Königreichs teilte einigen G-7-Kollegen mit, dass man diese Idee, die der Unterstützung der Ukraine dienen sollte, ablehne, wobei eine Person dies als versteckte Drohung bezeichnete. Die Saudis erwähnten speziell die vom französischen Schatzamt ausgegebenen Anleihen, sagten zwei der Personen.

Im Mai und Juni prüfte die G-7 verschiedene Optionen in Bezug auf die Mittel der russischen Zentralbank. Die Gruppe einigte sich schließlich darauf, die erzielten Gewinne anzuzapfen und die Vermögenswerte selbst in Ruhe zu lassen, obwohl die USA und Großbritannien darauf drängten, dass die Verbündeten mutigere Optionen in Betracht ziehen sollten, einschließlich einer direkten Beschlagnahme. Einige Euro-Mitgliedsländer waren gegen diese Idee, da sie befürchteten, dass dies die Währung untergraben könnte.

Die Haltung von Saudi-Arabien habe wahrscheinlich die Zurückhaltung dieser Länder beeinflusst, sagten laut Bloomberg die Personen, die nicht genannt werden wollten, um private Gespräche nicht zu gefährden. Die Bestände von Saudi-Arabien an Euro- und französischen Anleihen belaufen sich zwar auf Dutzende von Milliarden Euro, sind aber wahrscheinlich nicht groß genug, um bei einem Verkauf einen großen Unterschied zu machen. Europäische Beamte waren dennoch besorgt, weil andere Länder dem Beispiel Saudi-Arabiens gefolgt sein könnten.

Ein saudischer Beamter sagte, dass es nicht der Stil der Regierung sei, solche Drohungen auszusprechen, dass sie aber möglicherweise den G-7-Mitgliedern die möglichen Folgen einer Beschlagnahmung dargelegt habe.

Die saudische Position änderte sich, nachdem die G-7-Staaten einen Vorschlag unterbreiteten, der keine Enteignung der Vermögenswerte vorsah, sagte einer der Personen. Es sei unklar, ob Saudi-Arabien aus Eigeninteresse gehandelt habe – aus Angst, dass eine Beschlagnahmung einen Präzedenzfall schaffen würde, der in Zukunft gegen andere Länder eingesetzt werden könnte – oder aus Solidarität mit Russland. Riad und Moskau unterhalten seit dem Einmarsch Russlands in der Ukraine enge Beziehungen und führen gemeinsam das OPEC+-Kartell der Ölproduzenten an. Die saudische Regierung hat ebenfalls Beziehungen zur Ukraine aufgebaut, und Präsident Volodymyr Zelenskiy reiste letzten Monat in das Königreich, um Kronprinz Mohammed bin Salman zu treffen.

Unabhängig von den Motiven unterstreicht der Schritt Saudi-Arabiens sein wachsendes Gewicht auf der Weltbühne und die Schwierigkeit der G-7, angesichts der russischen Aggression die Unterstützung der Länder des so genannten globalen Südens für die Ukraine zu gewinnen. Unter Prinz Mohammed, dem De-facto-Herrscher Saudi-Arabiens, hat sich Riad zunehmend als diplomatisches Machtzentrum positioniert und erklärt, man wolle zwischen Kiew und Moskau vermitteln. Die saudische und die französische reagierten nicht sofort auf Bitten um Stellungnahme.

Auf einem Gipfeltreffen in Italien im Juni einigten sich die Staats- und Regierungschefs der G-7-Staaten nach monatelangen Diskussionen auf eine Finanzstruktur, die der Ukraine rund 50 Milliarden Dollar an neuer Hilfe zukommen lassen wird. Die sieben Mitgliedstaaten und die Europäische Union haben sich darauf geeinigt, Darlehen zu gewähren, die mit den Gewinnen aus den von Russland blockierten Geldern in Höhe von rund 260 Milliarden Euro, die größtenteils in Europa liegen, zurückgezahlt werden.

Es wird erwartet, dass die Fonds jährlich zwischen 3 und 5 Milliarden Euro einbringen werden. Die G7 und die EU sind dabei, die Modalitäten des Programms auszuarbeiten. Einige EU-Länder hoffen, dass der Plan ein Schritt in Richtung einer besseren Nutzung der Gelder ist, und solche Forderungen werden wahrscheinlich lauter werden, je länger der Krieg andauert und je mehr die Kosten für den Wiederaufbau der Ukraine steigen.

Petrodollar-System

Saudi-Arabien ist der weltgrößte Erdölexporteur, und seine Zentralbank verfügt über Nettowährungsreserven in Höhe von 445 Milliarden Dollar. Auch der Staatsfonds verfügt über ein Vermögen von fast 1 Billion Dollar. Weder die Zentralbank (SAMA) noch der Staatsfonds schlüsseln das Auslandsvermögen nach Währungen oder Ländern auf. Der größte Teil der Bestände ist jedoch in Dollar. Nach den jüngsten Angaben der US-Regierung besitzt Saudi-Arabien US-Staatsanleihen im Wert von 135 Milliarden Dollar.

Zwei der Befragten stellten die Glaubwürdigkeit der saudi-arabischen Drohung in Frage und wiesen darauf hin, dass es kaum Bewegungen weg von den G7-Währungen gegeben habe, als die russischen Guthaben kurz nach der umfassenden Invasion in der Ukraine im Februar 2022 erstmals eingefroren wurden. Die G7-Mitglieder sagten auch, dass es für den Golfstaat nicht viele verlässliche Alternativen zum Dollar und zum Euro gebe, die er verfolgen könne.

Saudi-Arabien verkauft sein Öl in Dollar und stärkt damit seinen Status als wichtigste Reservewährung der Welt. Trotz weit verbreiteter Spekulationen über einen Wechsel zu anderen Währungen, einschließlich des chinesischen Yuan, haben saudische Beamte diese Idee stets heruntergespielt und erklärt, dass das Festhalten am Dollar das Beste für die Wirtschaft des Königreichs sei.

FMW/Bloomberg



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16 Kommentare

  1. Hat Saudi-Arabien alleine den Druck aufgebaut, oder Saudi-Arabien als Mitglied der BRICS.
    Da Saudi-Arabien seit einiger Zeit nicht mehr das Schoßhündchen der USA ist, glaube ich kaum, dass der Einfluss von Saudi-Arabien dafür alleine ausgereicht hat.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. Die Saudis haben gedroht ihre Euro Anleihen auf den Markt zu werfen, falls Russland zerstört werden sollte. Dann wäre der € Finanzmarkt kaputt.

      1. aha @ottnorma, also ein voellig realistisches Szenario. Hat irgendwer in den letzten 24 Std Russland den Krieg erklaert oder auch nur gedroht? Bisher greift nur einer jemanden an: Russland die Ukraine.

  2. Das Königreich Saudi-Arabien bekennt sich zu einer interessenorientierten Außen(wirtschafts)politik, die berücksichtigt, daß sich jedes einzelne UN-Mitgliedsland auf seine Souveränität und territoriale Integrität auf Grundlage der UN-Charta berufen kann. Hierbei wird die Tatsache berücksichtigt, daß der Russland-Ukraine-Konflikt eine Vorgeschichte hat, dahingehend, daß die CIA an der verfassungswidrigen Amtsenthebung von Staatspräsident Viktor Janukowitsch beteiligt war. Saudi-Arabien hält einerseits an der Öl-Allianz mit Russland fest, kritisiert Moskau aber eben auch in UN-Vollversammlungen. Die Krim, Lugansk und Donezk sind Russische Föderation. Cherson und Saporoschje hingegen nicht. Bei Verhandlungen sollte es somit dazu kommen, daß die Ukraine sowohl Richtung Westen, als auch Richtung Russland orientiert ist, also den neutralen Status ohne EU- und NATO-Mitgliedschaft beibehält. Dadurch, daß Saudi-Arabien eben auch ein BRICS-Mitgliedsland ist, und seine Ölgeschäfte zum einen mittels der Währung US-Dollar, aber zum Teil eben auch mittels der Währung Yuan tätigt, spricht sich Riad gegen eine übermäßige Dominanz des Swift-Dollar-Systems aus.

    1. Ich spreche mich dafür aus, daß sich die NATO in Sachen Abschreckung gegenüber Russland entsprechend aufstellt, da ich nicht weiß, wer Staatspräsident Dr. Wladimir Putin folgen wird. Das Verteidigungsbündnis darf jedoch nicht für wirtschaftliche und strategische Interessen primär den/der USA zuständig sein.

    2. Atlantik-Brücke e.V.-Vorstandsmitglied Wolfgang Ischinger verkennt im Rahmen eines Interviews mit dem fehlgeleiteten, erbärmlichen Phoenix-TV-Journalisten Stephan Kulle, daß die CIA an der verfassungswidrigen Amtsenthebung von Staatspräsident Viktor Janukowitsch beteiligt war.

  3. die „mächtigen“ g7 sehen schon ziemlich erbärmlich aus.

    wo bleibt die hiesige lohnschreiberbrigade, die sonst alles besser weiss?

  4. Es wird Zeit für vermehrt Erdöl alternativen, es wurde einiges leichter machen.

    1. @björn h.

      richtig, wie hier schon geschrieben:
      die bundesbahn nimmt nach gut fünfzig jahren wieder dampflokomotiven in den güterzug-regelverkehr.
      in bälde kommen krauss maffei und borsig dampflokomotiven aus afrika als entwicklungshilfe nach deutschland

      1. @1150 Sie erzaehlen wieder Unsinn. Die Damplokomotive kam im Rahmen von Bauarbeiten zum Einsatz. Einmalig.

  5. Man sollte die BRICS nicht unterschätzen.
    Sanktionen, um sich selbst zu schwächen, überlassen sie dem Westen.
    „Nur gemeinsam sind wir stark“.
    Und der größte Rohstofflieferant soll stark bleiben und BRICS- Mitglied bleiben.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. genau, @Helmut, deswegen belegen auch BRICS-Staaten wie Brasilien und Indien China nicht mit Strafzöllen.
      Sie leben in ihrer Traumwelt

  6. @Helmut, MbS dürfte sich damit direkt für die Mediation bedanken, die Russland zwischen dem Iran und Saudi Arabien betreibt. BRICS hin oder her, MbS hätte sich gar nicht so eindeutig und öffentlich positionieren müssen und nach so einer Aussage kann er auch nicht mehr zurückrudern. Die EU wird, denke ich, die Füße still halten und weiterhin Kapitalerträge abschöpfen. Kritisch wird es erst, wenn das KSA nachlegt und auch diese Praxis angreift. Das wäre eine Eskalation im Wirtschaftskrieg und Saudi Arabien wäre damit direkt Partei im Ukraine-Konflikt. Ich halte das nicht für wahrscheinlich, aber dass solche Szenarien zumindest denkbar sind, zeigt, wie sehr sich die Welt in den letzten 2 1/2 Jahren verändert hat.

  7. Ja, es läppert sich.
    Es verhandeln immer zwei Vertragspartner, die sich beide durch den Handel Vorteile verschaffen.
    Auch mit welcher Währung bezahlt wird und ohne den Zeigefinger zu erheben.

    …Mercosur: Südamerika sucht die Nähe zu China – gewinnen die Brics an Einfluss?

    https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/geopolitik/mercosur-suedamerika-sucht-die-naehe-zu-china-gewinnen-die-brics-an-einfluss-li.2233712

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

    1. @Helmut, ach deswegen ist Argentinien nicht brics beigetreten und die anderen Länder Südamerikas verhängen strafzölle gegen China, weil sie China so nah sind. macht natürlich Sinn…

      Heute nur hochseeiöse Quellen? Bild? BZ? Wann kommen die hochkarätige? nius, vermietertagebuch?

  8. Wo hat denn Saudi-Arabien wohl die fünf Hyperschallraketen her?
    Nordkorea wird in der kurzen Zeit ja wohl noch keine Hyperschall- Raketen in russischer Lizens gebaut haben.
    Gegner im Rebellenstatus haben die USA ja genug.
    Aber die bereits schon vor einigen Wochen von den Huthis abgeschlossenen „normalen“ Raketen, waren für das Abwehrsystem eines US- Flugzeugträgers natürlich kein Problem.
    Mal sehen was passiert, wenn eine Hyperschallrakete einen Flugzeugträger trifft, und Russland und China waren es nachweislich nicht.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

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