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Setzt sich der Höhenflug fort? Silber: Angebotsdefizit treibt den Silberpreis an – Experte erläutert

Silber: Angebotsdefizit treibt den Silberpreis an - Experte erläutert
Silberbarren. Grafik: 89stocker - Freepik.com

Der Silberpreis schwebt zurzeit in lang vermissten Höhen. Trotz des jüngsten Rückgangs notiert der Preis auf Jahressicht immer noch satte 27 % im Plus. Zwischenzeitlich betrug das Plus sogar rund 36 %, als der Silberpreis am 20. Mai auf ein neues 11-Jahreshoch bei 32,50 USD geklettert war. Silber hat damit andere Edelmetalle wie Gold (+13%) weit hinter sich gelassen. Die Gründe für den Aufschwung sind vielfältig. Ein Grund ist sicherlich die zunehmende Nachfrage, wodurch es am Silbermarkt zu einem strukturellen Angebotsdefizit kommt. Das graue Edelmetall profitiert vor allem von seinem doppelten Charakter als Industriemetall und Finanzanlage.

So spielt es eine bedeutende Rolle bei der Energiewende, da es ein wichtiges Material für Solarpaneele ist. Für einen zusätzlichen Schub sorgte das zunehmende Interesse von Anlegern und Zentralbanken aus China, wo die Silberimporte in diesem Jahr stark gestiegen sind. Aufgrund der großen Nachfrage sowohl als Industriemetall als auch als Finanzanlage hat sich das Angebotsdefizit verschärft. Laut dem Experten Laurent Joué, Leiter Systematic Alternatives und Lead Portfoliomanager bei Lombard Odier Investment Managers, kann sich dieses Defizit noch vergrößern und damit den Silberpreis weiter antreiben.

Der Chart von TradingView zeigt die beeindruckende Performance von Silber gegenüber anderen Edelmetallen in diesem Jahr. Aus technischer Sicht könnte dem Silberpreis jedoch ein kurzfristiger Momentum-Verlust drohen (hier mehr dazu).

Silber-Angebotsdefizit: Silberpreis steigt, da die Nachfrage das Angebot übersteigt
Performance 2024: Silber vs. Gold, Palladium und Platinum

Angebotsdefizit treibt den Silberpreis

Weiter schreibt der Silber-Experte, dass der zunehmende Einsatz in industriellen Anwendungen – insbesondere in Solarzellen – die Nachfrage steigert. Das Metall wird aufgrund seiner einzigartigen Eigenschaften und seiner bewährten Leistung trotz gewisser Substitutionsrisiken geschätzt und eingesetzt. Seine Verwendung als wichtiges Material wird nach Meinung des Experten voraussichtlich zunehmen.

Circa 70-75 % der aktuellen Gesamtnachfrage entfällt auf abgebautes Silber, nur ein Viertel wird aus recycelten Quellen gewonnen. Dabei fällt ein Großteil des Silbers als Nebenprodukt bei der Gewinnung anderer Metalle an – darunter Blei, Zink, Kupfer und Gold. Der hohe Anteil von Silber als Nebenprodukt wirkt sich auf die Angebotsdynamik aus: Änderungen der Silberpreise und -nachfrage haben nur begrenzte Auswirkungen auf die Gesamteinnahmen aus dem Bergbau und wirken sich daher nur relativ langsam auf die Bergbaukapazität und die Produktionspläne aus. Auf Mexiko, China und Peru entfällt zusammen etwa die Hälfte der gesamten Weltproduktion, sodass die Versorgungsquellen vergleichsweise konzentriert sind.

Die Silberproduktion wird den Prognosen zufolge bis 2024 um 3 % auf ein Achtjahreshoch von 1,2 Mrd. Unzen ansteigen, wobei der Anstieg auf eine Erholung der Minenproduktion zurückzuführen ist. Im Gegensatz dazu erwartet man, dass das Silberrecyclingvolumen um 3 % auf ein Dreijahrestief fallen könnte. Dadurch dürfte sich das strukturelle Angebotsdefizit auf dem Silbermarkt im Jahr 2024 das vierte Jahr in Folge fortsetzen.

Silber: Strukturelles Nachfragewachstum

Die Verwendung von Silber in der Solar-Photovoltaik (PV) stellt eine strukturelle Wachstumsquelle dar, die das derzeitige Angebot allerdings belasten könnte. Fast die gesamte zusätzliche Nachfrage bis 2030 stammt voraussichtlich aus den Chancen, die die Energiewende mit sich bringt. Prognosen zufolge könnte der Anteil des in PV-Solarzellen verwendeten Silbers an der Gesamtproduktion von 14 % im Jahr 2023 auf über 30 % im Jahr 2030 steigen. Dagegen könnte es bei der Verwendung in anderen industriellen Anwendungen zu einer gewissen Rationalisierung kommen. Diese sind auf die anhaltenden Bemühungen zur Verringerung der Nutzungsintensität im Rahmen von Kosteneinsparungen zurückzuführen. Insgesamt dürfte dies jedoch zu einem Nachfragewachstum von etwa 3 % pro Jahr führen.

Energiewende treibt Silberpreise

Auch wenn dieser Nachfrageanstieg bescheiden erscheinen mag, wird er nicht durch ein erhöhtes Angebot ausgeglichen, das stabil bleiben oder sogar etwas zurückgehen dürfte. Obwohl das sekundäre (d. h. recycelte) Angebot jährlich um etwa 2 % zunimmt, sinkt das primäre Angebot. Dies liegt daran, dass einige der weltweit führenden primären Silberminen mit sinkenden Gehalten und einer Erschöpfung der Reserven konfrontiert sind, während das erhöhte Angebot an Nebenprodukten weiterhin von den Märkten und Preisen für andere Metalle abhängt.

Ein übermäßiges strukturelles Nachfragewachstum in Verbindung mit einem eingeschränkten Angebot dürften den Silberpreis wahrscheinlich weiter in die Höhe treiben. Theoretisch könnte jede Angebotslücke durch eine erhöhte Primär- oder Recyclingproduktion, Verbesserungen der Ressourceneffizienz in industriellen Anwendungen oder die Substitution durch andere Metalle geschlossen werden. Alle diese Maßnahmen wären jedoch von einem Preissignal abhängig, weshalb langfristig von der positiven Abhängigkeit der Silberpreise von der Energiewende auszugehen ist.



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