Wie hoch kann es gehen? Silber im Höhenflug: Warum das Edelmetall sogar Gold überflügelt

Im Windschatten der Gold-Rekordjagd in diesem Jahr legte Silber eine fulminante Rally hin und überflügelte schließlich das gelbe Edelmetall. Der Silberpreis ist zuletzt über die runde Marke von 30 US-Dollar ausgebrochen und hat dabei ein neues Jahreshoch erreicht. Die Gründe für den Aufschwung sind vielfältig.

In der Spitze kletterte der Silberpreis auf rund 32,50 USD je Unze und damit auf dem höchsten Stand seit Anfang 2013. Mit einem Anstieg von über 32 % in diesem Jahr hat Silber seinen großen Bruder deutlich überholt und ist damit einer der wichtigsten Rohstoffe mit der besten Performance des Jahres. Gold kommt immerhin auf ein Plus von 13 %.

Der enorme Anstieg des Silberpreises ist unter anderem auf das steigende Interesse der Anleger und Notenbanken, ein günstiges makroökonomisches Umfeld und eine prognostizierte Knappheit zurückzuführen. Die Outperformance gegenüber dem Goldpreis beschleunigte sich aber erst in diesem Monat. Obwohl der Anstieg des Silberpreises den des Goldpreises übertroffen hat, ist Silber immer noch relativ günstig und notiert deutlich unter seinen Rekordständen von fast 50 USD im Jahr 2011.

Gold-Silber-Verhältnis

Das Gold-Silber-Ratio, das angibt, wie viele Feinunzen Silber benötigt werden, um dem Wert einer Feinunze Gold zu entsprechen, hat sich durch den jüngsten Anstieg des Silberpreises etwas in Richtung von Silber entwickelt. Deutete das Ratio zu Beginn dieses Jahres noch mit Werten von 90 eine starke Unterbewertung zu Gold an, so hat sich das Verhältnis angepasst und ist mit aktuell 74,3 wieder ausgewogener. Der Durchschnittswert der letzten 50 Jahre liegt jedoch bei 61,6. Silber hätte also noch zusätzliches Aufholpotenzial. Der obige Silber-Chart von TradingView zeigt die Outperformance von Silber gegenüber Gold in diesem Jahr.

Silber: Die Gründe für den Aufschwung

Die beiden Edelmetalle bewegen sich weitgehend im Tandem, da beide ähnliche Makro- und Währungsabsicherungseigenschaften bieten. Wie die Rekordjagd des Goldpreises gezeigt hat, besteht an den Märkten ein großes Interesse an sicheren Häfen, wovon auch der Silberpreis profitiert. Zunehmende globale geopolitische Spannungen und eine hartnäckige Inflation in den USA sorgten für eine vermehrte Nachfrage nach Gold und Silber. Am kommenden Freitag wird es spannend, wenn die PCE-Preisdaten, der wichtigste Fed-Indikator für die US-Inflation, veröffentlicht wird. Die PCE-Daten könnten zeigen, dass sich der Preisdruck vermutlich etwas abkühlt.

Der Silberpreis hat die Rally von Gold mitgemacht, die von den Käufen der Zentralbanken, vor allem in China, und des Wiederauflebens der Wetten auf eine baldige Senkung der US-Zinsen durch die Federal Reserve einen Rekordwert erreicht hat. Dies geschah, obwohl das Interesse der Anleger an börsengehandelten Silberfonds gering war. Es waren indessen die physischen Verkäufe, die zugenommen haben.

Silber hat einen doppelten Charakter: Es wird sowohl als Vermögenswert als auch als industrieller Rohstoff geschätzt, unter anderem für saubere Energietechnologien. Da das Metall unter anderem ein wichtiger Bestandteil von Solarpaneelen und für den 5G-Netzausbau ist, stieg die Nachfrage und der Verbrauch des Metalls deutlich an, während das Angebot stagnierte. Man kann also davon ausgehen, dass die Verknappung des Silberangebots zunimmt, weil die industrielle Nachfrage weiter steigt. Bereits in 2023 übertraf die Silbernachfrage das dritte Jahr in Folge das Angebot.

Aussicht auf Zinssenkungen treibt die Edelmetalle

Der jüngste Anstieg des Silberpreises wird aber auch von der allgemeinen Schwäche des US-Dollars und den sinkenden US-Renditen gestützt. Ein schwächerer Dollar macht Silber für ausländische Investoren attraktiver, da das Edelmetall in US-Dollar gehandelt wird. Zusätzlich waren die Renditen von US-Staatsanleihen in der ersten Mai-Hälfte rückläufig, was sich ebenfalls positiv auf die zinslosen Metalle Gold und Silber ausgewirkt hat. Vor allem die Aussicht auf baldige Zinssenkungen der Fed drückte den Dollar und die Renditen und erhöhte damit die Attraktivität der Edelmetalle. Die Märkte sehen inzwischen wieder eine 50/50-Chance, dass die Fed die Zinsen im September senkt, spätestens im November sollte es laut dem FedWatch-Tool so weit sein. Das makroökonomische Umfeld unterstützt somit beide Edelmetalle.

Silberpreis: Charttechnische Lage

Der Silberpreis hat mit dem Ausbruch über die 30-USD-Marke ein positives Zeichen gesetzt. Ein Rücksetzer am Freitag an die runde Marke wurde für Käufe genutzt und hat den Preis wieder in Richtung des Jahreshochs geführt. Aktuell notiert Silber bei 32,06 USD. Im Bereich von 32,45 USD wartet jedoch ein charttechnischer Widerstand aus dem Jahr 2013 auf den Silberpreis. Erst ein nachhaltiger Ausbruch darüber könnte den Kurs in Richtung der nächsten markanten Zone zwischen 34,40 und 35,80 USD führen. Da der Silberpreis sowohl auf Tages- als auch auf Wochenbasis eine überkaufte Lage anzeigt – RSI-Werte über 70 – wäre es keine Überraschung, wenn es bald zu einer Konsolidierung der rasanten Rally kommt. Mittel- bis langfristig könnte der Silberpreis jedoch in Richtung von 41 USD steigen.

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