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S&P 500 vor Nvidia-Zahlen: Wann endet die korrekturfreie Börsenphase?

S&P 500 vor Nvidia
Foto: Henry Saint John - Freepik.com

In einer extrem umsatzarmen Zeit für Investoren in S&P 500 und Co könnte es heute nach Börsenschuss in den USA spannend werden: Schließlich meldet mit dem KI Chipdesigner Nvidia der ganz große Highflyer der letzten Jahre seine Quartalszahlen. Etwas, was die Anleger in der Vergangenheit nicht nur euphorisiert, sondern oft auch auf dem falschen Fuß erwischt hat. Weil es Nvidia gelungen war, selbst kühnste Erwartungen zu übertreffen, was schlussendlich zu einem Kursanstieg von über 200 Prozent, nur innerhalb von zwölf Monaten, geführt hat. Irgendwann preisen Investoren aber immer höhere Erwartungen ein, was dann zu einer Kursreaktion nach unten führen kann, selbst bei der Erfüllung großer Wachstumsraten.

Der Gesamtmarkt hingegen wartet immer noch auf eine Korrektur, die ihren Namen verdient hat, auf einen deutlichen Rückgang beim marktbreiten S&P 500, den es schon fast ein halbes Börsenjahr nicht mehr gegeben hat.

S&P 500 und Nvidia: Wann kommt die überfällige 2-Prozent-Korrektur?

Seit Oktober letzten Jahres läuft eine Rally beim Weltleitindex S&P 500, die ihn schon fast 30 Prozent nach oben geführt hat – eine unglaubliche Zunahme an Marktwert bei einem Index, der über 40 Billionen Dollar schwer ist. Demzufolge ist der sogenannte Buffett Indikator, der das Verhältnis zwischen Marktkapitalisierung des gesamten US-Aktienmarkt in Gestalt des Wilshire 5000 auf 189 Prozent gestiegen. Der Aktienmarkt ist teuer, deshalb auch die hohe Cashquote bei Berkshire Hathaway und die Aussage ihres Chefs Warren Buffetts, es sei derzeit sehr schwer ein günstiges Investment zu finden.

Die Mai-Korrektur hatte zwar etwas Dampf aus dem euphorisierten Aktienumfeld abgelassen, aber die Korrektur von 5,9 Prozent ist noch nicht das, was man in einem Börsenjahr stets erwarten kann (-10 Prozent).

Hier eine Übersicht von Charlie Bilello, die alle 28 Korrekturen des S&P 500 seit dem Tief der Finanzkrise im März 2009 auflistet. Die 5,9 Prozent-Korrektur ist sehr gering im Vergleich zum vorigen Anstieg, der nicht aus einer Rezession heraus entstanden ist, sondern aus einer Phase mittleren Gewinnwachstums in den USA:

Bilello S&P 500 Corrections since 2009 Nvidia-Zahlen

Aber es gibt eine weitere Besonderheit, die an dieser Stelle schon einmal präsentiert wurde, bereits Ende März diesen Jahres, als der S&P 500 eine Gewinnstrecke von 100 Handelstagen erreicht hatte, ohne eine Intraday-Korrektur von mindestens 2 Prozent:

S&P 500 Streaks without a 2 percent decline

Diese Grafik visualisiert die Situation aber von vor mindestens 45 Handelstagen, ergo schickt sich diese Serie an, das größte Ausmaß seit vielen Jahrzehnten anzustreben. 1995, das Jahr, in dem der US-Notenbank ein Soft Landing bei Konjunktur und Zinsen gelungen war, liegt nur noch knapp darüber.

Fazit

Irgendwann reißt jede Serie. Wann wird es die Strecke beim S&P 500 ohne größeren Tagesverlust sein? Es muss ja keine Krisenmeldung sein, die so etwas auslöst, es könnte sich auch um ein „Sell on good news“-Ereignis handeln. Der S&P 500 ist im Börsenmonat Mai, der früher gar keinen besonders guten Ruf besaß, bereits um sieben Prozent gestiegen. Etwas was fast schon an ein durchschnittliches Jahresergebnis beim Weltleitindex heranreicht.

Viele an der Wall Street rechnen mit einem weiterhin schwankungsarmen Börsensommer, mit einem Goldilock-Szenario, das auf der Hoffnung eines Soft Landing basiert.

Im Widerspruch zu den vielen Handelshäusern, die auf Umsatz angewiesen sind und schwankenden Notierungen. Da wird sich doch ein Gerücht finden lassen, oder?



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1 Kommentar

  1. die korrektur kommt sobald das letzte resort der goldilocks-jünger kratzer bekommt. nachdem die fed zuletzt zumindest versucht die immer noch eingepreisten zinssenkungserwartungen ab spätestens juli zu zerschießen, bleibt nur noch der letzte strohhalm – die aufrechterhaltung der ki- oder eigentlich nvidia blase. das ist ja die einzige bude die mit dem märchen einstweilen echtes geld verdient, wie auch @fugmann immer wieder mit seinem schaufelvergleich korrekt darstellt. der rest verbrennt ja einstweilen nur nach dem prinzip hoffnung geld und baut irgendwelche derzeit kaum monetarisierbaren rechenzentrenmonster mit demnächst veralteten und energiefressenden prozessoren auf.

    sollte nun also der letzte strohhalm zumindest einen knick einstecken – z.b. mit einem verhalteneren ausblick von nvidia, könnte das schon reichen. ich denke nicht, dass schon bei den aktuellen q1 zahlen etwas grob schief laufen wird, aber es könnte der ausblick sein der unter einigen faktoren leidet (china, amazon, und die eigenentwicklungspläne der anderen großen techs). aber vielleicht reicht es ja wieder irgendwelche ponzi-geschäfte mit (inzwischen veralteten?) prozessoeren zu machen. mal sehen auf welcher halde, die dann landen und wer das das schlussendlich in den büchern hat. ein preisverfall bei alten prozessoren könnte auch noch ein faktor werden, da diese ja in diesen geschäften als sicherheit für die kredite dafür hinterlegt sind. also jede menge ungewißheiten für eine bude die ein gewinnwachstum hinlegen muß um die erwartungen zu erfüllen, die den vergleich mit anderen blasen sicher nicht scheuen muß.

    man sieht ja am unterirdischen handelsvolumen derzeit, dass hier das karnikel wie vor DER schlange sitzt. die verunsicherung scheint massiv zu sein. zumindest ist das meine erklärung. beamtenmikado – wer sich als erstes bewegt verliert. morgen werden egal wie das ausgeht, die volumina sicher anspringen. die frage ist nur in welche richtung wird das dien markt treiben.

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