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Bloomberg-Analyse Sparkassen mischen immer stärker mit bei Leveraged Buyouts

Sparkassen mischen immer stärker mit bei Leveraged Buyouts. Stark kreditfinanzierte Firmenübernahmen bringen hohe Zinsmargen.

Leveraged Buyouts – ein umstrittenes Geschäft, gerade für die braven, guten, alten, seriösen Sparkassen? Investoren verschulden sich massiv um ganze Unternehmen zu kaufen, und die finanzierenden Banken lassen sich das durch sehr hohe Zinsen fürstlich bezahlen – was wiederum den Kostensenkungsdruck beim übernommenen Unternehmen erhöht? Bloomberg schreibt dazu aktuell: „Wer Sparkassen hört, denkt an Produkte wie Girokonto, Sparbuch oder Hauskredit. Leveraged Buyouts? Eher nicht. Die hoch gehebelten Darlehen für Firmenübernahmen werden eher an der Wall Street und bei Typen wie der Hollywood-Figur Gordon Gekko verortet. Dabei tummeln sich zunehmend auch Sparkassen auf dieser Spielwiese des Finanzierungsgeschäfts.“

Die Sparkassen um die Ecke finanzieren Leveraged Buyouts

Die Sparkassen in Deutschland bauen ihre Geschäfte rund um fremdfinanzierte Übernahmen aus, auch bekannt als Leveraged Buyouts (LBO). Das zeigt eine Umfrage von Bloomberg unter Vorständen. Sie versprechen sich zusätzliche Einnahmen, füllen aber auch eine Lücke nach dem Rückzug anderer Finanzierer. Ohne Risiken ist das Geschäft nicht.

“Wir wollen im Bereich der LBO-Finanzierungen weiter wachsen. Das ist ein sehr lukratives Geschäft für uns”, sagte Uwe Borges, Firmenkundenvorstand bei der Sparkasse KölnBonn. Ähnlich äußerte sich Martin Bücher, Vorstandschef der Kreissparkasse Biberach, der bei seinem Haus im laufenden Jahr noch rund 100 Millionen Euro Luft für neue LBO-Transaktionen sieht: “Und die wollen wir auch nutzen, wenn sich Opportunitäten ergeben”.

In dieselbe Richtung gehen in der Umfrage auch Aussagen von Vorständen der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen, der Kreissparkasse Ludwigsburg sowie der Sparkasse Bremen. Letztere ist nach personeller Verstärkung dabei, LBO als neuen Geschäftszweig zu etablieren. Die Institute, die hier schon länger unterwegs sind, verfügen inzwischen über umfangreiche Engagements. Die Kreissparkasse Biberach etwa hat nach eigenen Angaben aktuell rund 400 Millionen Euro an LBO-Finanzierung im eigenen Buch. Esslingen-Nürtingen spricht von 120 Millionen Euro und KölnBonn von einem hohen zweistelligen Millionenbetrag.

Newcomer Sparkasse Bremen hat ebenfalls hochgesteckte Ziele. “Über die nächsten zwei bis drei Jahren wollen wir ein LBO-Finanzierungsportfolio im dreistelligen Millionenbereich aufbauen”, sagte Vorstand Klaus Windheuser, der bis 2020 noch im Dienst der Commerzbank AG gestanden hatte. “Es gibt für uns momentan keinen Grund, das zu deckeln.”

Das legt den Schluss nahe, dass sich die deutschen Sparkassen in dem Segment ein beachtlichen Stück vom Kuchen sichern. “Wir schätzen den LBO-Marktanteil der Sparkassen bei kleineren Finanzierungen, also bis maximal 20 Millionen Euro Finanzierungsvolumen, auf etwa 20%”, so Michael Schuhmacher, Anwalt und Partner in der Kanzlei Noerr, die Banken, Kreditfonds und Investoren bei Akquisitionsfinanzierungen berät.

Maximal 80 Millionen Euro

In der Tat sind die meisten Sparkassen nahezu ausschließlich im Small- und Midcap-Bereich aktiv. In der Regel finanziert ein Institut nicht mehr als 10 Millionen Euro je Transaktion, manchmal bis zu 20 Millionen Euro. Aber auch bei größeren Deals klopfen Investoren wie etwa Private-Equity-Firmen inzwischen regelmäßig bei den Sparkassen an.

“Wenn beispielsweise sieben oder acht Sparkassen zusammenarbeiten, sind mitunter auch Finanzierungsvolumina von 70 bis 80 Millionen Euro möglich”, sagt Kai Scholze, Vize-Chef der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Solche Konsortien verschiedener Sparkassen sind sehr weit verbreitet, wie auch die Kreissparkasse Biberach bestätigt.

Letztere tat sich beispielsweise vor rund einem Jahr mit anderen Instituten für die Akquisitionsfinanzierung der Detax GmbH & Co. KG zusammen. Über ein Management-Buyout hatte sich eine Investorengruppe mehrheitlich an dem Hersteller dentaler Verbrauchsmaterialien beteiligt.

Für die Institute lohnen sich LBO-Finanzierungen. Aus einem laufenden Kredit kommen in der Regel 3% bis 4% an Zinsmarge, wie Kurt Hardt, Vorstand der Kreissparkasse Biberach, vorrechnet. Für die Strukturierung würden zudem noch zwischen 1,5% und 2% der Summe als Provision anfallen, “wovon wir etwa die Hälfte an die anderen finanzierenden Institute abgeben”, wie er sagte.

Auch für Windheuser von der Sparkasse Bremen gehört im LBO-Geschäft nach eigenen Worten bei der Marge eine 4 vor das Komma. “Die Rendite ist zwei- bis dreimal so hoch wie bei Immobilienfinanzierungen”, erklärte er, “aber das Risiko ist natürlich auch größer.” Mit einer Reihe von Maßnahmen versuchen die Institute, böse Überraschungen wie Ausfälle zu vermeiden. Die Kreissparkasse Biberach beispielsweise nimmt nach eigenen Angaben oft lokale Sparkassen, die das Übernahmeziel bereits genauer kennen, ins Konsortium.

Und das ist nicht alles. “Der Eigenkapitalanteil bei unseren LBO-Transaktionen ist in den letzten ein bis zwei Jahren gestiegen, und liegt inzwischen häufig bei um die 50%”, sagte Scholze von der Kreissparkasse Esslingen-Nürtingen. Die Kollegen von der Sparkasse KölnBonn verwiesen ihrerseits darauf, dass auch klare Eigentumsverhältnisse bei den jeweiligen Erwerbsgesellschaften wichtig seien.

Genobanken ziehen nach

Laut Matthias Wilcken, Senior Partner bei der Private-Equity-Firma Rivean Capital, sind bei LBO-Deals einige Bilanz- und Performance-Kennziffern anders zu beurteilen als bei üblichen Unternehmenskrediten. “Viele Sparkassen sind mit der Materie bereits vertraut und können das”, erklärte Wilcken. “Wenn eine Sparkasse zum ersten Mal in einen Buyout einbezogen wird, ist es wichtig, ein gemeinsames Verständnis über die Ziele – Sicherheit des eingesetzten Kapitals versus Wachstum – zu entwickeln.”

Die inzwischen stärkere Einbindung von Sparkassen liegt zum Teil auch daran, dass sich einige größere LBO-Finanzierer wie BayernLB und die IKB Deutsche Industriebank AG ihre Geschäftsstrategie verändert und sich aus dem Bereich weitgehend zurückgezogen haben.

Während LBO-Finanzierungen unter Sparkassen weit verbreitet sind, kommen langsam auch genossenschaftliche Banken auf den Geschmack. Zu Vorreitern zählt hier die Volksbank eG – Die Gestalterbank aus Offenburg. Seit 2018 ist sie im Bereich der LBO-Finanzierungen aktiv. In relativ kurzer Zeit hat sie ein Finanzierungsportfolio von 450 Millionen Euro aufgebaut.

“Im genossenschaftlichen Sektor gibt es kaum Primärbanken, die LBO-Finanzierungen betreiben. Wir finanzieren daher oft gemeinsam mit Sparkassen oder auch mit der DZ Bank”, sagte Wolfgang Wehrle, der sich bei der Volksbank um Akquisitionsfinanzierungen kümmert. Vorstand Clemens Fritz ergänzte: “Zudem hilft es uns, neue Unternehmenskunden zu gewinnen und in dem ein oder anderen Fall auch die Rolle der Hausbank zu übernehmen.”

Auch viele Sparkassen-Vorstände verwiesen darauf, dass sie sich durch die LBO-Transaktionen zusätzliches Geschäft anderswo erhoffen. “Wenn etwa ein Unternehmen verkauft wird, könnten die Erlöse in unsere Vermögensverwaltung fließen”, sagte Hardt von der Kreissparkasse Biberach. Für Kunden zahle sich die Zusammenarbeit speziell mit Sparkassen ebenfalls aus, weil diese im Gegensatz zu anderen Finanzierern eher langfristig orientiert seien. “Wir haben noch nie eine LBO-Finanzierung weiterverkauft, etwa an Hedgefonds”, sagte er.

FMW/Bloomberg

Sparkassen-Logo
Sparkassen-Logo. Photographer: Krisztian Bocsi/Bloomberg


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1 Kommentar

  1. Klasse, mit dieser Aktion liefern die Sparkasse zahlreiche Argumente gegen ein zukünftiges 3-Säulen-Modell auf dem deutschen Bankenmarkt. Die Geschäftsbanken höre ich aus FFM lachen.

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