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Weitere Preissteigerungen wahrscheinlich Steigende Container-Frachtraten: Zeichen der Erholung – oder mehr Inflation?

Frachtraten Container Inflation
Foto: Tawatchai07 - Freepik.com

Die überraschenden Steigerungen der Container-Frachtraten liefern ein positives Signal der wirtschaftlichen Erholung in Europa und den USA – aber sind sie auch ein Zeichen für ein Wiederansteigen der Inflation? Zahlreiche Faktoren führen zu den drastischen Preissteigerungen bei den Frachtraten der letzten Woche.

Inflation – oder Zeichen der Erholung? Unerwarteter Anstieg der Containerfrachtraten

In den letzten Monaten zeigte der weltweite Containerverkehr Zeichen einer Stabilisierung. Reedereien schienen effektive Strategien entwickelt zu haben, um mit den Bedrohungen durch die Houthi-Rebellen im Roten Meer umzugehen, während sich auch die Engpässe am Panama-Kanal zu entspannen begannen. Diese Entwicklungen führten zu einem Rückgang der Containerfrachtraten von ihrem Höchststand Ende Januar. Da die Hauptsaison für den Versand von Weihnachtsgütern nach Europa und Amerika erst im Juni beginnt und China sich aktuell in den Maifeiertagen befindet, war lediglich eine Seitwärtsbewegung der Frachtpreise zu erwarten. Umso erstaunlicher war es, das sowohl der Drewry World Container Index (WCI) diese Woche mit einer satten Verteuerung von 16% aufwartete, als auch der Shanghai Containerized Freight Index (SCFI) um 10% in der Woche vor den Maifeiertagen gestiegen sind.

Die jüngsten Preissteigerungen im Containerfrachtverkehr sind das Ergebnis einer komplexen Mischung aus geopolitischen, wirtschaftlichen und branchenspezifischen Faktoren. Die Spannungen im Nahen Osten, insbesondere im Roten Meer, haben trotz einer scheinbaren Stabilisierung in den letzten Monaten, weiterhin einen spürbaren Einfluss. Die Bedrohung durch die Houthi-Rebellen bleibt nicht nur bestehen, sondern hat sich geographisch ausgeweitet und führt zu Unsicherheiten, die sich in den Frachtraten widerspiegeln.

Reedereien müssen zusätzliche Kosten für Umwege oder erhöhte Versicherungsprämien einkalkulieren, was letztendlich die Preise für Endverbraucher erhöht. „Die Angriffe im Roten Meer und im Golf von Aden verlagern sich immer weiter aufs offene Meer hinaus. Deshalb meiden wir dieses Gebiet vollständig,“ so Hapag-Lloyd in einem Statement an ihre Kunden.

Zusätzlich zu den geopolitischen Risiken gibt es auch strukturelle Veränderungen in der Branche, die zu den steigenden Kosten beitragen. Die Ankündigung von Maersk, die Kapazitäten auf den Asien-Europa-Routen zu reduzieren, hat zu einem Angebotsengpass geführt.

Wirtschaftserholung kurbelt Frachtnachfrage an

Die wirtschaftliche Erholung Europas, die sich in der Preissteigerung der Route Shanghai-Rotterdam um 20% manifestiert, ist ein deutliches Zeichen für die zunehmende Nachfrage nach Gütern. Diese Erholung, gepaart mit der Ankündigung von Maersk, die Kapazitäten auf den Asien-Europa-Routen zu reduzieren, hat einen Angebotsengpass geschaffen, der die Frachtraten in die Höhe treibt. Die Reedereien sind nun gefordert, eine Balance zwischen Angebot und Nachfrage zu finden, was in einem Markt mit begrenzten Kapazitäten zu Preisanstiegen führt.

In den USA zeigt der neueste Global Port Tracker-Bericht der National Retail Federation die höchsten Frachtzahlen seit fast zwei Jahren. Der NRF-Vizepräsident für Supply Chain und Zollpolitik, Jonathan Gold, betont die Widerstandsfähigkeit des Konsums: “Trotz der Schlagzeilen über die Wirtschaft setzen die Verbraucher ihren Einkauf fort, und die Einzelhändler stellen sicher, dass sie genügend Waren haben, um die Nachfrage zu decken.”

Laut dem Bericht bewältigten die US-Häfen im März 1,93 Millionen TEU, ein leichter Rückgang gegenüber Februar, aber ein Anstieg von 18,7% gegenüber März 2023. Die Prognose für Mai liegt bei 2,06 Millionen TEU, was den höchsten Stand seit August 2022 bedeutet und den letzten Oktober gleichkommt.

Ein weiterer Faktor ist die Reservierung von Kapazitäten für die bevorstehende Hochsaison. Obwohl die Weihnachtssaison noch nicht begonnen hat, bereiten sich Spediteure und Frachtunternehmen bereits auf den Ansturm vor. Sie sichern sich Frachtraum im Voraus, was zu einem vorübergehenden Anstieg der Nachfrage und damit der Preise führt.

Preisanstieg signalisiert wirtschaftliche Erholung

Die Analysten von Drewry prognostizieren nicht nur weitere Preissteigerungen, sondern auch eine zunehmende Verknappung der Frachtkapazitäten. Damit sind aber Frühindikatoren gegeben, die auf eine bessere Weihnachtssaison schließen lassen. Die Stimmung in Europa und den USA erholt sich und damit die Auftragslage in China. So könnte paradoxerweise gerade die steigenden Preise das Signal für einen bevorstehenden Aufschwung sein – ein Silberstreif am Horizont des globalen Handels.

Aber gleichzeitig droht ein Wiederanstieg der Inflation, auch wenn der vorherige Anstieg der Container-Frachtraten im Gefolge der Houthi-Angriffe sich in den Daten zur Inflation nur wenig niedergeschlagen hatte.



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