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De-Coupling verändert Lieferketten und wirkt global destabilisierend Südkorea zeigt, wie sich China und USA entkoppeln

Südkorea zeigt Entkoppelung China und USA

Die Handelsbeziehungen zwischen Südkorea, China und den USA sind in den letzten Jahren einem tiefgreifenden Wandel unterworfen. Dieser Wandel spiegelt sich in der Handelsbilanz Südkoreas wider, die erstmals seit 31 Jahren ein Defizit gegenüber China aufweist. Das De-Coupling zwischen den USA und China verändert die Lieferketten weltweit und wirkt sich potentiell destabilisierend auf die Welt aus.

Das Ende einer Ära: Südkorea verlagert Exporte von China nach USA

Im Jahr 2023 verzeichnete Südkorea erstmals seit 31 Jahren ein Handelsdefizit von 18 Milliarden US-Dollar gegenüber China, wie aus vorläufigen Handelsdaten hervorgeht, die am Montag veröffentlicht wurden. Die südkoreanischen Exporte nach China gingen auf 124,8 Milliarden US-Dollar zurück, ein Rückgang um 20% im Vergleich zu 155,7 Milliarden US-Dollar im Jahr 2022. Gleichzeitig sanken die Importe aus dem Nachbarland um 8% auf 142,8 Milliarden US-Dollar, verglichen mit 154,5 Milliarden US-Dollar im Vorjahr.

Ein genauer Blick in die Handelsbilanz Südkoreas zeigt einen strukturellen Wandel. Im Dezember letzten Jahres überstiegen die Exporte in die USA erstmals jene nach China. Diese Entwicklung kommt nicht überraschend. Seit Anfang 2022 sind die Exporte nach China im Sinken begriffen, während sie in die USA zunehmen.

Südkorea Exporte

Quelle: https://twitter.com/ChinaBusinessS2/status/1745788034413416629

Südkorea zwischen den Fronten des De-Couplings

Es gibt zwar eine ganze Reihe von Gründen, trotzdem zeigt sich hier deutlich das De-Coupling zwischen den USA und China, also die Verlagerung der Lieferketten von China hin zu anderen, möglichst befreundeten Staaten. Die Sanktionen, die 2018 den Handelsstreit zwischen den USA und China begleiteten, haben zu einigen Verwerfungen geführt. Während die Exporte von Chips und anderen Hochtechnologieprodukten aus Südkorea nach China abnehmen, steigt die Nachfrage nach diesen Produkten in den USA, die unter einem Chip-Mangel leiden.

Dies ist Teil einer strukturellen Verlagerung der Lieferketten, die durch geopolitische Spannungen, technologische Rivalität und andere Faktoren beschleunigt wird. China versucht, sich von Importen, gerade im Bereich Halbleitern und Hochtechnologie, unabhängiger zu machen, was Südkorea trifft, da es in diesem Bereich ein wichtiger Produzent ist. Die Sanktionen der USA betreffen nicht nur die Chip-Industrie, sondern auch andere Bereiche der Hochtechnologie, wie die Telekommunikation, die Luft- und Raumfahrt oder die Biotechnologie, in denen Südkorea mit China konkurriert oder kooperiert. Auf der anderen Seite haben die Sanktionen den Effekt, dass Chips aus China für die USA teurer und weniger verfügbar sind. Die Corona-Pandemie hat diese Entwicklung zwar verstärkt, aber nicht ausgelöst. Ein Vergleich zwischen den Exporten von Chips und anderen Hochtechnologieprodukten aus Südkorea nach China und in die USA zeigt den Unterschied deutlich. Während die Exporte dieser Produkte nach China im Jahr 2022 um 15,6 Prozent gesunken sind und nur noch 18,5 Prozent der Gesamtexporte nach China ausmachten, sind die Exporte dieser Produkte in die USA um 12,4 Prozent gestiegen und machten 28,7 Prozent der Gesamtexporte in die USA aus.

Im Schatten des Nordkorea-Konfliktes

Aber auch der schwelende Konflikt zwischen Nord- und Südkorea beeinflusst die Handelsbeziehungen zwischen den drei Ländern.3 Während China Nordkorea als seine Einflusssphäre und Pufferstaat gegenüber der amerikanischen Einflusssphäre begreift, orientiert sich Südkorea an die USA, die es massiv im militärischen Bereich unterstützt. Besonders deutlich wurde dies 2016, als Südkorea das THAAD-System anschaffte, ein Raketenabwehrsystem, das ballistische Raketen in ihrer Endphase abschießen kann. China sah das THAAD-System als eine Bedrohung für seine nationale Sicherheit und seine strategischen Interessen an und reagierte mit harten Gegenmaßnahmen gegen Südkorea, wie dem Boykott von südkoreanischen Firmen und Produkten, der Einschränkung des touristischen und kulturellen Austauschs, der Verhängung von Sanktionen und der Verschlechterung der diplomatischen Beziehungen.

Unter dem gegenwärtigen Präsidenten Moon Jae-in hat Südkorea seine Anlehnung an die USA verstärkt, vor allem im Bereich Sicherheits- und Verteidigungspolitik. Moon Jae-in hat sowohl die militärische Allianz mit den USA erneuert als auch die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit den USA ausgebaut.

Vom De-Coupling zur globalen Spaltung

Die Handelsbilanz Südkoreas zeigt, wie sich das De-Coupling zwischen den USA und China auf die Weltwirtschaft auswirkt. Die Entkopplung der beiden größten Volkswirtschaften der Welt führt zu einer strukturellen Verlagerung der Lieferketten, die sowohl Chancen als auch Risiken für andere Länder birgt. In der Handelsbilanz der USA ist deutlich zu sehen, wie der Anteil chinesischer Importe in den letzten Jahren gesunken ist, während der Anteil anderer Länder, wie Mexiko, Vietnam und Indien, gestiegen ist. De-Coupling ist also nicht nur ein Effekt zwischen den USA und China, sondern zeigt viel breitere Wirkung. Potenziell wirkt sich diese Polarisierung destabilisierend auf die Welt aus, da sie zu mehr Konflikten, Protektionismus und Fragmentierung führt.



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1 Kommentar

  1. Gegenwärtig ist nicht Moon Jae-In Präsident, sondern Yun Suk-Yeol.

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