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Alternative zur Straße von Malakka Thailand und China: Eine neue Handelsroute?

Thailand China Landbrücke
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Thailand erwägt mit dem Bau der Kra-Landbrücke eine neue Handelsroute, die China eine Alternative zur Straße von Malakka bieten würde.

Schafft Thailand eine Alternative für China?

Die Straße von Malakka, ein schmaler Wasserweg zwischen Indonesien und Malaysia, ist ein Nadelöhr des globalen Handels, durch das jährlich etwa 30% des weltweiten Handelsvolumens fließen. Für China, das über 70% seines Ölbedarfs importiert, ist diese Passage ein strategischer Alptraum. Im Falle eines Konflikts könnte eine Blockade der Straße von Malakka die chinesische Wirtschaft lahmlegen.

Kra-Kanal: Thailand und seine jahrhundertealte Handelsroute-Vision

Seit Jahrhunderten wird die Landenge von Kra, gelegen im südlichen Thailand, als alternative Route zwischen dem Indischen Ozean und dem Südchinesischen Meer genutzt. Die Idee, einen Kanal durch diese Landenge zu graben, um die Straße von Malakka zu umgehen, existiert bereits seit dem 17. Jahrhundert. König Narai von Ayutthaya war einer der ersten, der einen solchen Kanal vorschlug, aber technologische und politische Hindernisse verhinderten seine Realisierung. Im 19. Jahrhundert versuchten die Briten, ihre maritime Vorherrschaft zu wahren, indem sie den Bau eines Kanals durch geheime Vereinbarungen und politischen Druck blockierten.

Die Vorteile eines solchen Kanals sind offensichtlich: eine kürzere und sicherere Route für den Seehandel, eine Stärkung der Wirtschaft in Thailand durch die Schaffung eines globalen Logistikzentrums und eine Verringerung der CO2-Emissionen durch verkürzte Schifffahrtswege.

Wirtschaftliches Abenteuer und Gefahr für Thailands Einheit

Die potenziellen Nachteile eines Kanals durch die Landenge von Kra sind vielschichtig und komplex. Neben den offensichtlichen Umweltschäden, die durch die Zerstörung sensibler Ökosysteme entstehen, und der Vertreibung von Tausenden von Menschen, gibt es tiefgreifende soziale und politische Bedenken. Insbesondere könnte ein solches Projekt die separatistischen Bewegungen im überwiegend malaiisch-muslimischen Süden Thailands verstärken. Diese Region, die sich kulturell und religiös von der buddhistischen Mehrheit des Landes unterscheidet, hat bereits eine lange Geschichte von Spannungen und Konflikten mit der Zentralregierung. Ein Kanalprojekt könnte als weiterer Eingriff in ihre Autonomiebestrebungen wahrgenommen werden und somit bestehende Konflikte verschärfen.

Darüber hinaus könnten geopolitische Spannungen entstehen, insbesondere wenn der Kanal von China finanziert und kontrolliert würde. Ein solcher Schritt könnte als Versuch Chinas gesehen werden, seinen Einfluss in einer strategisch wichtigen Region auszubauen, was die Machtbalance in Südostasien stören und zu Konflikten mit anderen Großmächten, insbesondere den USA, führen könnte.

Die USA haben ein starkes Interesse an der Aufrechterhaltung der Sicherheit und Offenheit der internationalen Seewege, und jede Veränderung, die Chinas Kontrolle über diese Routen stärkt, könnte als Bedrohung für die freie Navigation und den globalen Handel angesehen werden. Dies könnte zu einer erhöhten militärischen Präsenz und zu Spannungen in der Region führen, die das Risiko von Konfrontationen erhöhen.

Mit der Unabhängigkeit Singapurs im Jahr 1965 und der Einführung der Maritimen Seidenstraße durch China erhielt das Projekt neuen Auftrieb. China zeigte Interesse an der Finanzierung der geschätzten 26 Milliarden Euro Baukosten, die 1999 veranschlagt wurden und dem Bau des Kanals als Teil seiner Belt and Road Initiative. Doch ein Untersuchungsausschuss des thailändischen Repräsentantenhauses kam im Jahr 2020 zu dem Schluss, dass der Kanal eine wirtschaftliche Belastung darstellen und wenig Einnahmen generieren würde.

Die anfängliche Begeisterung für den Kra-Kanal hat auch in China nachgelassen. China fokussiert sich nun auf den Hafen von Gwadar in Pakistan und den China-Pakistan Economic Corridor (CPEC), um seine Handelsrouten zu diversifizieren und die Abhängigkeit von der Straße von Malakka zu verringern. Zudem investiert China in alternative Energiequellen, um seine Ölimporte zu reduzieren. Diese strategischen Schritte haben das Interesse an einem Kanalprojekt, das mit sozialen und ökologischen Herausforderungen verbunden wäre, verringert.

Landbrücke: Thailand mit kostspieligem Großprojekt vor ungewisser Zukunft

Ende 2023 bekam das Konzept einer alternativen Route zur Straße von Malakka neuen Auftrieb, diesmal in Form einer Landbrücke. Die thailändische Regierung stellte Pläne für eine strategische Landbrücke vor, die zwei Tiefseehäfen in den Provinzen Ranong und Chumphon verbinden würde. Trotz einer geringeren Kapazität als der ursprüngliche Kanal könnte die Landbrücke den Handel erleichtern, die Wirtschaft ankurbeln und zahlreiche Arbeitsplätze schaffen. Die geschätzten Kosten des Projekts belaufen sich auf etwa 35,6 Milliarden US-Dollar, was ungefähr 33 Milliarden Euro entspricht.

Obwohl Bauunternehmen aus China gut positioniert wären, um die erforderlichen Häfen, Straßen und Eisenbahnen zu bauen, ist es unwahrscheinlich, dass Peking das Projekt als Teil seiner Belt and Road Initiative (BRI) übernimmt. Angesichts des stockenden Wirtschaftswachstums in China sind die Führer des Landes vorsichtiger geworden, was die Finanzierung von großen Übersee-Infrastrukturprojekten angeht, insbesondere solchen mit fraglichem wirtschaftlichem Wert wie die Landbrücke. Auch japanische Investoren, denen das Projekt vorgestellt wurden, scheinen kein Interesse zu zeigen.

Die Zukunft des thailändischen Landbrückenprojekts ist in der Tat ungewiss. Die begrenzte Kapazität einer Landverbindung, verglichen mit einem Kanal, wie die Erfahrungen mit dem Panama-Kanal zeigen, bedeutet, dass dieses Projekt wahrscheinlich nur einen Bruchteil des Verkehrs von der Straße von Malakka abziehen wird. Die steigenden Spannungen im Südchinesischen Meer und das zunehmend assertive Verhalten Chinas haben dazu geführt, dass die Anrainerstaaten bestrebt sind, Chinas Einfluss einzudämmen. Gleichzeitig arbeitet China an der Schaffung einer alternativen Route durch den China-Pakistan Economic Corridor, um seine strategische Abhängigkeit von der Straße von Malakka zu verringern.

Oder wie es ein Experte ausdrückte: Das Landbrückenprojekt ist “einfach zu kostspielig” und läuft Gefahr ein weiteres gescheitertes Großprojekt zu werden.



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