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Trump-Tweets – warum steigen US-Märkte immer wieder?

Es ist doch ein Kuriosum, eher sogar noch ein Paradoxon, warum die US-Aktienmärkte immer wieder auf die Trump-Tweets reagieren. Schließlich kann man nicht mehr zwischen Dichtung und Wahrheit oder ganz einfach an den am Kurzzeitzweck orientierten, widersprüchlichen Verlautbarungen unterscheiden. Auch wenn tägliche Tradingaspekte ins Feld geführt werden müssen – Computerhandel mit permanenten Stopploss-Orders etc. – so steckt meines Erachtens ein anderer Denkmechanismus dahinter.

 

Trumps unausgesprochenes Dilemma, die Märkte haben es erkannt

Dass Donald Trump die chinesische Führung in die Knie zwingt und diese mit einem Deal zugunsten der USA antworten, diesen Traum haben die Märkte schon länger ausgeträumt. Es dürfte eher so sein, dass die Investoren erkennen, dass Donald Trump die Zeit davonläuft und er quasi durch die Wall Street und die Wirtschaftslage gezwungen wird, seine Politik der Eskalation aufzugeben.

Nie und nimmer kann er 25 % Zölle auf die 300 Milliarden Chinaexporte einführen, die dann die Güter des täglichen Gebrauchs beträfen. Das hätte einen kleinen Inflationsschub zur Folge, einen Einbruch des für das US-BIP so übermächtigen Konsums und ein Stillhalten der Fed in punkto Zinssenkungen. Denn der gesetzliche Hauptauftrag für die US-Notenbank ist es, die Inflation in Zaum zu halten und damit wären Zinssenkungen erst einmal vom Tisch. Über das Thema Rezession und Wiederwahl habe ich mich erst kürzlich geäußert.

 

Trump-Tweets – Börse bewertet Zukunft

Aus meiner Sicht haben die Märkte erkannt, dass die Trump-Tweets mit seinen Drohungen gegenüber China nur noch Schall und Rauch sind, aus der Not und zugleich der Verzweiflung geboren. Mit jeder Woche, die vergeht, wird der Schaden größer den der Handelskonflikt der USA, nicht nur mit China anrichtet. Bei jeder neuen Zolldrohung gegenüber China reagieren die Märkte mit heftigen Abverkäufen, die sich noch deutlich steigern sollten, falls die Zölle sich auf die konjunktursensiblen Alltagsgüter ausweiteten. Und der Präsident muss immer schärfere Geschütze, ob wahr oder unwahr, auffahren, um seine Achillesferse zu schützen.

 

Fazit

Die US-Aktienmärkte bewerten aus meiner Sicht folgende Perspektive: Der US-Präsident wird angesichts der sich nähernden US-Wahlen versuchen, die US-Wirtschaft am Laufen zu halten und die Aktienmärkte vor dem Absturz zu schützen. Dafür wird er sich im Handelskrieg zwangsläufig immer mehr zurückhalten (müssen), allerlei Konjunkturmaßnahmen ins Feld führen (Steuersenkungen, Infrastrukturmaßnahmen) und die Fed wird ihm in Zusammenarbeit mit vielen Notenbanken noch einmal billiges Geld zur Verfügung stellen. Also noch einmal ein kleines Strohfeuer entfachen, mit einer sehr begrenzten Brenndauer.

Dies ist das, was die Märkte meiner Meinung nach einpreisen und nicht das egomane, erratische Gebabbel eines Präsidenten mit seinen Tweets. Trump will in der ihm typischen Selbstüberschätzung nicht wahrhaben, dass seine ursprüngliche Strategie im Handelsstreit (derzeit, konjunktur- und wahlbedingt) gescheitert ist. Ich denke nicht, dass die Märkte zu dumm sind, um auf Trump-Tweets regelmäßig hereinzufallen, auch wenn sie sich in der Langfristeinschätzung der Märkte gelegentlich irren – aber wesentlich seltener als es einzelne Investoren tun.

 



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5 Kommentare

  1. Eine tolle Analyse! Prima und danke!
    @Wolfgang Müller: Aber warum sind die Chinesen so „ruhig“ und vergleichsweise friedfertig?
    Warten die ab bis kurz vor der Wahl um dann mit „richtigen“ Gegenmaßnahmen zuzuschlagen?
    Was sollen die Beschwichtigungen von Liu He?
    Im Moment tönt aus dem Mainstream, gedankenlos und willenlos abgedruckt, Trumps Propaganda.
    Schaue ich auf Dollar-Yuan, dann denke ich mir: Da müssen doch große Adressen gegenschieben bei diesem katastrophalen Verhältnis.
    Man hat den Eindruck die Banken setzen im Moment Milliarden, damit es partout nach oben geht.
    Auch das geringe Volumen spräche dafür.
    Will man damit nur „shorties“ grillen oder steckt mehr dahinter – Ordre du Mufti?
    Würde mich mächtig über einen Teil 2 Ihrer Analyse freuen!

    1. @Macwoiferl. Hallo und vielen Dank für die Wertschätzung, zugleich eine spontane Einschätzung auf Ihre Fragen.
      Die Chinesen gehen angesichts ihrer ökonomischen Unterlegenheit, speziell wegen ihrer hohen Exportquote, sehr geschickt und geduldig vor. Durch ihre Politik der Verzögerung und der Nadelstiche treiben sie Donald Trump vor sich her. Sie gehen absichtlich nicht in die „Vollen“, wie zum Beispiel ein Exportstopp der „Seltenen Erden“, Boykott der Apple-Produktion u.ä. und erreichen dabei zwei Ziele gleichzeitig.
      Sie bringen den impulsiven Präsidenten zur Weißglut, der damit zu selbstschädigenden Verhalten getrieben wird und sie nehmen Rücksicht auf die eigene Wirtschaft, die sich nicht zu stark abkühlen darf (Problembereiche Wanderarbeiter, Unternehmensverschuldung). Trump wird von Monat zu Monat nervöser, vor allem, wenn ihm das Damoklesschwert Invertierung der Zinskurve täglich in den Medien vor Augen geführt wird.
      Mit der dosierten Abwertung des Yuan neutralisiert man die Wirkung der Zölle, während das Geld aus vielerlei (Angst)Gründen in den Dollar fließt, mit der Folge der Aufwertung und der negativen Wirkung auf den US-Export.
      Das führt dazu, dass sich Trump immer stärker auf seine eigene Notenbank einschießt und dabei Grenzen überschreitet, die seine eigene Partei und die oberste Gerichtsbarkeit auf den Plan rufen. Die Fed muss schon aus Gründen der eigenen Reputation auf Distanz gehen, was den Präsidenten immer weiter in die Irrationalität treibt.
      Kurzum, mit dem Psychospiel wird Trump immer mehr zum „Opfer“ seiner eigenen Strategie, wie es Markus Fugmann heute Morgen so richtig beschrieben hat. Die chinesische Führung sieht wie die noch verbleibenden 60 Wochen bis zur Wahl an den Nerven zehren und für einen finalen Schuss 2020 spart man sich sogar noch Munition auf.
      Grüße

      1. Besten Dank!
        Auch das alles fundiert- TOP!
        Schöne Grüße!

  2. Algos nach Vorgaben dieser Verbrecher programmiert die z.B. diese Tweets absetzen!!! Als ob es nicht klar ist, dass man da Hand in Hand geht und den Markt manipuliert was das Zeug hält! Jetzt wurde auf einmal auch der Anleiherendite Algo abgeschaltet… was juckt uns dass nun alle Renditen invertiert sind!? Vor 2 Wochen war es noch bei den Algos ganz wichtig… aber nun sagt The Donald, schaltet doch diesen algorythm bezüglich invertierung der Zinskurve ab, damit wir ein Problem weniger für die Märkte haben. Bekomme für 3 monate mehr Zinsen als für 30 Jahre und auch mehr als für 2 oder 10 Jahre und 2 jahre mehr als für 10 Jahre usw.

  3. @Faktist und andere:
    Auch dies wäre eine interessante Frage.
    Wie weit wird man noch gehen um steigende Kurse zu produzieren?
    Shorties verhaften und aus den USA ausweisen?
    Sich das Erdogansche Notenbank-Management aneignen?
    Einen Trump-Twitter-Bot programmieren, der die Worte Hoffnung, China, Deal kombiniert täglich?
    Die Börse als einstigen Handelsplatz von Anteilsscheinen komplett außer Kraft setzen?

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