Die verheerenden Erdbeben in der Türkei haben auch an den Kapitalmärkten Folgen: der Börsen-Handel in Istanbul wurde nach schweren Verlusten heute ausgesetzt, nachdem türkischen Aktien zuvor regelrecht crashten.
Türkei: Nach Crash wird Handel türkischer Aktien ausgesetzt
Die türkische Börse hat zum ersten Mal seit 24 Jahren den Aktien-Handel ausgesetzt, nachdem zwei verheerende Erdbeben zu einem Ausverkauf geführt hatten, der die Marktkapitalisierung des wichtigsten Aktienmarktes der Türkei um 35 Milliarden Dollar einbrechen ließ.
„Unsere Börse hat beschlossen, den Handel mit Aktien, Termingeschäften und Optionen einzustellen“, teilte die Borsa Istanbul am Mittwochmorgen in einer Erklärung mit, nachdem zwei marktweite Unterbrechungen erfolgt waren. Es wurde nicht gesagt, wann der Handel wieder aufgenommen werden würde.
Nach zwei tödlichen Erdbeben im Süden der Türkei hat der Leitindex Borsa Istanbul 100 in dieser Woche 16% an Wert verloren und damit fast 35 Milliarden Dollar pulverisiert. Türkische Aktien, die bisher in diesem Jahr weltweit so schlecht abschneiden wie kein anderer Aktienmarkt, sind am Dienstag in einen technischen Bärenmarkt eingetreten, nachdem sie seit ihrem Höchststand im Januar um mehr als 20% gefallen sind.
Türkische Aktien brechen nach Erdbeben ein: Der BIST 100 Index verzeichnete den stärksten dreitägigen Rückgang seit 2021
„In Zeiten von Katastrophen wie dieser ist die Aussetzung des Börsenhandels die bessere Entscheidung, um die Anleger zu schützen“, sagte Haydar Acun, geschäftsführender Gesellschafter von Marmara Capital in Istanbul. Investitionen in Aktien sind bei den Einheimischen als Absicherung gegen die galoppierende Inflation beliebt, die im Jahr 2022 einen Höchststand von rund 86% erreicht hatte.
Die Zahl der Todesopfer der starken Erdbeben, die zehn türkische Städte und Teile des benachbarten Syriens erschüttert hatten, hat bereits die Zahl von 8.000 überschritten. Die Rettungskräfte kämpfen gegen die Zeit, um möglicherweise Tausende von Opfern zu retten, die bei eisigen Temperaturen in den Trümmern begraben sind. Nach der Verhängung eines dreimonatigen Ausnahmezustands durch Präsident Erdogan hat die Türkei damit begonnen, Soldaten in die von den Beben betroffenen Gebiete zu entsenden.
Türkei: Panikhandel bei Aktien
Erinnerungen an das Jahr 1999, als ein Erdbeben das türkische Industriezentrum in der Nähe von Istanbul erschütterte, trugen in dieser Woche zur Panik unter Aktien-Händlern bei. Damals wurde der Handel mit türkischen Aktien für eine Woche ausgesetzt, was zu Diskussionen unter den Marktteilnehmern führte, ob es dieses Mal angemessener wäre, dasselbe zu tun.
„Die derzeitige Panik und der Pessimismus haben möglicherweise auch die Risiken für die Händler erhöht, da sie rationales Denken trüben. Es ist spät, aber dennoch die richtige Entscheidung“, sagte Mehmet Gerz, Chief Investment Officer bei Ata Portfoy in Istanbul.
Der Einbruch der türkischen Aktien ist der schlimmste dreitägige Rückgang seit Dezember 2021 und dürfte die schlechteste Wochenperformance seit der globalen Finanzkrise 2008 sein. Am Dienstag und Mittwoch wurden mehrere automatische Schutzschalter ausgelöst (circuit breaker), nachdem die türkische Kapitalmarktaufsichtsbehörde einige der Vorsichtsmaßnahmen gelockert hatte, die sie am Montag ergriffen hatte, um die Auswirkungen zu begrenzen.
Einige börsengehandelte Fonds, die türkische Vermögenswerte in Europa und den USA abbilden, wurden noch gehandelt, nachdem der türkische Leitindex ausgesetzt wurde. Der iShares MSCI Turkey UCITS ETF verlor um 9:41 Uhr in London etwa 8%, während der iShares MSCI Turkey ETF im vorbörslichen US-Handel um 5,2% fiel.
„Es gibt einen Liquiditätsengpass. Wenn der Markt offen geblieben wäre, wäre er weiter gefallen“, sagte Gokhan Uskuay, ein Fondsmanager bei dem in Istanbul ansässigen Portfoliomanager Allbatross. „Für die Börse mag es zu spät sein, den Handel vom Montag zu stornieren, aber es ist möglich, den Handel am Dienstag und Mittwoch zu stornieren, und das sollten sie auch tun“, sagte er.
FMW/Bloomberg
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einer der grössten naturkatastrophen der welt würde ich sagen. es umfasst ein grosses gebiet mit 23 milyonen menschen. die einsatzkräfte incl. ausländisxher hilfskräfte von insgesamt 55.000 helfern ist bei weitem zu wenig.
ich glaube um die 10.000 häuser eingestürzt und die häuser die stehen sind nicht mehr bewohnbar.
also das ganze gebiet ist so gut wie nicht mehr bewohnbar und es wird nach meiner einschätzung jahre dauern um alles wieder aufzubauen. gott schütze die menschen und unser land.
wir müssten die grenzen öffnen und menschen ins land holen. immerhin haben sehr viele hier verwandte und angehörige.
vg
@md – Vielleicht wäre es für den türkischen Staat eine gute Chance den vielen Flüchtlingen eine nützliche Arbeit zu geben…