Anleihen

Türkei-Wahlwiederholung: Schlag gegen die Lira, Rendite springt

Gestern berichteten wir bereits über die weiter schwächelnde türkische Lira. Was war passiert? Präsident Erdogans Partei AKP hatte bei den Regionalwahlen in den beiden wichtigsten Städten Istanbul und Ankara verloren. Was für eine Schmach. Und so vermutet Erdogan Wahlbetrug, denn warum sollte man ihn nicht wählen wollen? Also verlangte er eine Neuwahl. Bis gestern Nachmittag war noch nicht klar, ob die Wahlkommission seiner Forderung nachgeben würde.

Aber die türkische Lira schwächelte gestern bereits aufgrund des Umstands, dass diese mögliche Neuwahl ein weiteres klares Zeichen für die politische Gemengelage in der Türkei ist, in der Präsident Erdogan mehr und mehr autoritär durchgreift. Der internationale Kapitalmarkt mag sowas aber nicht, sondern sucht Märkte wo Verlässlichkeit und Rechtssicherheit herrscht, und wo wichtige Institutionen wie zum Beispiel Zentralbanken etc unabhängig und ohne Bedrängnis arbeiten können.

Dass Erdogan jetzt die Wahlkommission unter Beschuss nahm, befeuerte schon gestern den Devisenmarkt im Ansinnen weiter gegen die türkische Lira zu spekulieren (erster Pfeil im Chart). Dort sieht man US-Dollar vs Türkische Lira seit dem 25. April. Der zweite Pfeil zeigt den weiteren Anstieg von USDTRY (Abwertung der Lira) am heutigen Dienstag. So ist das Währungspaar seit Freitag von 5,96 auf aktuell 6,16 gestiegen.

Und inzwischen hat die Wahlkommission tatsächlich beschlossen, dass die Regionalwahl in Istanbul wiederholt werden muss, und zwar am 23. Juni. Die Kommission entschied mit 7 zu 4 Stimmen dafür.

Die Rendite für zehnjährige türkische Staatsanleihen steigt von gestern Abend 18,81% auf heute 19,98%. Das ist ein dramatischer Sprung nach oben. Damit verteuert sich die Kreditaufnahme des türkischen Staates weiter. Je höher die Renditen am freien Markt, desto größer sehen Anleger das Risiko, dass der Schuldner am Rückzahlungstag seine Verpflichtung nicht einhält. Aber mit diesem aktuellen Anstieg wird wohl eher das allgemeine politische Unbehagen zum Ausdruck gebracht, welches Spekulanten für Kursgewinne nutzen.

Türkei Lira fällt

Türkei Erdogan
Der türkische Präsident Erdogan. Foto: Glenn Fawcett Gemeinfrei – Ausschnitt aus Originalfoto



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3 Kommentare

  1. Nicht zu vergessen, dass meines Wissens ltalienische ? ? u. französische Banken grosse Gläubiger der Türkei sind.Vielleicht wird Draghi bald noch die Türkei retten müssen.Vielleicht hat jemand diese Zahlen,
    die den Spruch „DER FLÜGELSCHLAG EINES SCHMETTERLINGS“ wieder in Erinnerung rufen.
    ,

  2. Wir haben eine Türkin (50J) in der Firma, sehr nett, aber wenn wir über Erdogan sprechen, sind alle böse und er ist der Gute. Automatisch, komme was wolle.

    Das ist schon Tesla! Nicht mehr nur Teflon.

  3. Nähere Details über die Schulden der Türkei: Bericht von Felix Zulauf, „ Der Flügelschlag des Schmetterlings“. Könnte eine weitere Belastung für angeschlagene EU – Banken sein.

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