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Türkische Lira kurz vor 20-Marke pro Dollar – kurz vor der Wahl

Die türkische Lira wertet immer weiter ab, und steht jetzt kurz vor der 20-Marke pro Dollar. Die Stichwahl findet bereits am Sonntag statt.

Die türkische Lira wertet immer weiter ab. Jetzt droht die große rund Marke von 20 Lira pro US-Dollar zu fallen mit einem aktuellen Wechselkurs von 19,85. Vor zwei Jahren sah man Kurse noch bei 8,44, vor einem Jahr bei 16,37, und kurz vor dem ersten Wahlgang der Präsidentschaftswahl in der Türkei am 14. Mai 2023 bei 19,57. Und nun in wenigen Tagen weiter abgewertet von 19,57 auf 19,85 türkische Lira pro US-Dollar, das ist eine weitere deutliche Bewegung! Und hier nochmal das ganz große Bild – wie der folgende TradingView Chart zeigt: Alleine in den letzten zehn Jahren hat die Lira 91 % an Wert verloren gegenüber dem US-Dollar.

Türkische Lira wertet zehn Jahre lang 91 % ab gegenüber dem US-Dollar

Türkische Lira vor weiterer Abwertung?

Wie sich die türkische Lira nach der Wahl am kommenden Sonntag verhalten wird, ist recht unklar. Die Abwertung könnte weiter gehen bei einer Wiederwahl von Präsident Recep Tayyip Erdogan. Genau so könnte nach seiner Wahl eine Gegenreaktion einsetzen, also eine leicht aufwertende Lira. Denn Shorties, die seit Tagen und Wochen gegen die türkische Lira spekuliert haben, könnten dann erstmal Gewinne mitnehmen. Aber grundsätzlich ist wichtig: Die von Präsident Erdogan beeinflusste Zentralbank hält hat seit zwei Jahren den Leitzins von 19 % auf 8,5 % gesenkt, und das bei aktuell immer noch 44 % Inflation in der Türkei. Eigentlich müsste der Leitzins viel höher stehen. Dies ist letztlich auch ein Problem für die Lira.

Erdogan gewinnt die Unterstützung seines ausgeschiedenen Rivalen in der Stichwahl

Dass Präsident Recep Tayyip Erdogan am kommenden Sonntag in der Stichwahl gewinnt, ist nun ein Stück wahrscheinlicher geworden. Denn der türkische Präsident hat laut Bloomberg die Unterstützung eines nationalistischen Rivalen gewonnen. Dies hat den Ausverkauf türkischer Vermögenswerte noch verstärkt, da die Anleger von einer Fortsetzung seiner unorthodoxen Wirtschaftspolitik ausgehen.

Der aussichtsreiche dritte Kandidat Sinan Ogan, der bei der Wahl am 14. Mai 5,2 % der Stimmen erhielt, sagte am Montag auf einer Pressekonferenz, er werde Präsident Erdogan in der nächsten Runde am kommenden Sonntag unterstützen. Die Anleger haben auch darauf gesetzt, dass eine weitere Amtszeit Erdogans auch bedeutet, dass seine Niedrigzinspolitik, die die Inflation angeheizt, die türkische Lira belastet und zu einer Abwanderung ausländischen Kapitals geführt hat, beibehalten wird. Die Behörden haben versucht, diesen Auswirkungen mit Interventionen auf den Märkten und nahezu täglichen Anpassungen der Vorschriften zu begegnen – ein Politikmix, den viele Analysten als übermäßig kostspielig und letztlich nicht nachhaltig ansehen.

Erdogan erhielt in der ersten Runde 49,5 % der Stimmen und verfehlte damit nur knapp die für einen Gesamtsieg erforderliche 50 %-Hürde. Organs Unterstützung könnte den bereits komfortablen Vorsprung des Amtsinhabers am nächsten Wahltag noch vergrößern.Der wichtigste gemeinsame Oppositionskandidat, Kemal Kilicdaroglu, erhielt 45 % der Stimmen, da es ihm nicht gelang, aus der Lebenshaltungskostenkrise und der Kritik an der Reaktion der Regierung auf die Erdbeben, die den Südosten des Landes Anfang des Jahres verwüsteten, politisches Kapital zu schlagen.

Erdogans Wahlbündnis gewann auch mehr als die Hälfte der Sitze im 600 Sitze zählenden türkischen Parlament bei den allgemeinen Wahlen, die zeitgleich mit der Präsidentschaftswahl stattfanden. „Es ist wichtig, dass das Parlament und die Präsidentschaft von derselben politischen Gruppe gehalten werden, um die Stabilität zu wahren“, so sagte es Ogan, als er seine Unterstützung ankündigte.

Ein Job in der Regierung

Ogan hat in den letzten Wochen deutlich gemacht, dass er als Gegenleistung für seine Unterstützung eines der beiden Kandidaten einen Regierungsposten oder das Amt des Vizepräsidenten anstrebt, was Erdogan zu einer sichereren Wahl macht. „Erdogans Chancen auf eine Wiederwahl sind jetzt praktisch gestiegen“, sagte Nihat Ali Ozcan, ein Stratege bei der Economic Policy Research Foundation in Ankara. „Aber die wirtschaftlichen Probleme werden ihn wahrscheinlich im Vorfeld der Kommunalwahlen im März 2024 heimsuchen.“

Die Erdogan-freundliche Tageszeitung Sabah schrieb am 19. Mai, die Regierung und Ogan seien sich in wichtigen politischen Fragen einig, so auch in der Notwendigkeit, eine harte Linie gegenüber kurdischen Separatisten zu verfolgen. Kilicdaroglu, der mit dem Versprechen angetreten ist, die Rechtsstaatlichkeit wiederherzustellen, die angespannten Beziehungen zum Westen zu verbessern und die Türkei zur wirtschaftlichen Orthodoxie zurückzuführen, hat versprochen, alle Flüchtlinge, einschließlich Syrer, aus der Türkei auszuweisen, um die Unterstützung von Özdag zu gewinnen, der die Anti-Einwanderungspolitik zum Kernstück des Wahlkampfs seiner Partei gemacht hat.

Es bleibt jedoch abzuwarten, wie viele Stimmen Ogan letztendlich auf sich vereinen kann. Als wenig bekannte Persönlichkeit, die von einer kleinen einwanderungsfeindlichen Partei unterstützt wird, fehlt ihm das organisatorische Gewicht, um seine Unterstützer zu vereinen, die am Ende in unterschiedliche Richtungen stimmen könnten. Ein Zeichen dafür, dass die Stimmen aufgeteilt werden könnten, ist die Aussage von Ogans Wahlpartner, dass die Unterstützung lediglich eine persönliche Entscheidung sei. „Seine Ankündigung ist für die Zafer-Partei nicht bindend und repräsentiert nicht ihre Meinung“, sagte Ozdag auf Twitter und fügte hinzu, dass er am Dienstag eine separate Ankündigung im Namen seiner Partei machen werde.

FMW/Bloomberg

Sinan Ogan. Photographer: Adem Altan/AFP/Getty Images


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