Devisen

Türkische Lira steht möglicherweise vor weiterer Abwertung

Die türkische Lira steht womöglich vor einer noch weiteren Abwertung, obwohl sie bereits auf einem Rekordtief notiert.

Türkei-Fahne

Die türkische Lira steht womöglich vor einer noch stärkeren Abwertung. Ohnehin notiert sie derzeit gegenüber dem US-Dollar auf einem Rekordtief. Die Abwertung der letzten Jahre war enorm. Musste man vor zehn Jahren nur 1,75 Lira aufbringen für 1 US-Dollar, so waren es vor fünf Jahren bereits 4 Lira. Im September 2021 waren es schon 9 Lira – und seitdem sah die türkische Lira sogar noch eine beschleunigte Abwertung auf aktuell 18,88 Lira für 1 US-Dollar. In den letzten zehn Jahren war es eine Abwertung von 90,5 % gegenüber dem US-Dollar, und von 88,15 % gegenüber dem Euro.

Türkische Lira langfristig stark abgewertet – sinkende Zinsen bei sehr hoher Inflation

Was ist da los? Der folgende TradingView Chart wirkt auf den ersten Blick unübersichtlich. Aber es ist recht einfach. Wir sehen die fallende türkische Lira gegen über US-Dollar und Euro in den beiden fallenden Linien seit 2013. In türkis sehen wir die Inflation in der Türkei, die bis Herbst 2022 auf 85 % angestiegen war.  Auch wenn sie jetzt zurückgekommen ist auf 58 %, so ist das immer noch ein sehr hohes Niveau. Der Leitzins allerdings (gelbe Linie) wurde seit mehr als einem Jahr immer weiter abgesenkt von 19 % auf gestern 8,5 %. Das war eines der Hauptprobleme: Die Zentralbank in Ankara senkte die Zinsen, obwohl die Inflation regelrecht explodierte. Dabei wäre es angebracht gewesen mit kräftigen Zinsanhebungen die Inflation zu bekämpfen.

Steigende Zinsen in Europa und den USA

Zu den fallenden Zinsen in der Türkei kommt für die türkische Lira noch erschwerend hinzu: Gleichzeitig heben die USA und die Eurozone seit mehreren Quartalen ihre Zinsen weiter an. Und für März stehen in USA und Eurozone die nächsten Zinsanhebungen an, was den Dollar-Raum und den Euro-Raum für Anleger noch attraktiver macht im Vergleich zur Türkei.

Vor den Wahlen in der Türkei

Die Bloomberg-Expertin Selva Baziki schreibt heute, dass die Zinssenkungen in der Türkei den Druck auf die türkische Lira erhöhen werden, was wiederum zu einer höheren Inflation führen wird. Sie weist darauf hin, dass die türkische Lira hat im Jahr 2022 gegenüber dem Dollar 29 % an Wert verloren hat, und damit unter den vergleichbaren Schwellenländern an zweiter Stelle nach Argentinien steht – und das trotz der Interventionen der Zentralbank durch die Hintertür, die Bloomberg auf 108 Milliarden US-Dollar schätzt.

„Die Zinssenkung wird wahrscheinlich den Druck auf die Lira erhöhen, was die erwartete Verlangsamung des Preisanstiegs bremsen wird“, so ihre Aussage im Wortlaut. Bezüglich der gestrigen erneuten Zinssenkung von 9 % auf 8,5 % sagt sie: „Aber wir glauben nicht, dass die Zentralbank mit der Lockerung fertig ist. Wir erwarten weitere Zinssenkungen vor den Wahlen. Dies wird die türkische Lira schwächen und in Verbindung mit einer expansiven Finanzpolitik zu einer höheren Inflation führen.“

Das ist möglicherweise ein wichtiger Faktor. Im April oder im Mai stehen Parlaments- und Präsidentschaftswahlen in der Türkei an. Und man darf vermuten, dass die Zentralbank die Zinsen vorher noch weiter senkt, um für Präsident Erdogan die Kreditkonditionen für Wirtschaft und Bevölkerung in der Türkei noch weiter zu lockern – als Hilfe nach dem großen Erdbeben. Kann diese Gemengelage zu einer weiteren Lira-Abwertung führen? Gut möglich.



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2 Kommentare

  1. So sieht wohl die Endphase einer inflationierenden Fiat-Währung aus. Die Auswirkungen des schweren Erdbebens dürften wohl der Turbo für den Lira-Untergang sein. Für den Ökonomen und Inflations-Forscher Dr. Ingo Sauer (Stichwort: Solvenz der Notenbank) wäre die türkische Lira sicherlich ein ideales Studienobjekt.

  2. Die wirklichen Entwicklungen auf dem Parkett zeigen etwas ganz anderes an, unszwar nicht auf diese Verbrecher Analysten hören, sondern selbst nachbohren, prüfen. TL nicht verkaufen, denn damit wollen Sie ein Run auf den US $ und EURO stimulieren um die eigenen Taschen zu füllen.

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