Devisen

Türkische Lira mit neuem Rekordtief – Absturz wegen Erdogan-Eskalation

Türkei Fahne

Als wäre es für die türkische Lira in den letzten Tagen noch nicht schlimm genug gekommen. Nach zwei Zinssenkungen von insgesamt 300 Basispunkten durch die türkische Zentralbank sank der Leitzins in der Türkei zuletzt von 19 Prozent auf 16 Prozent – viel stärker als von Analysten angenommen. Damit liegt der Leitzins nun 3,58 Prozentpunkte unterhalb der türkischen Inflationsrate – was für die türkische Lira ziemlich negativ ist. Sie wertete in den letzten Tagen massiv ab. Noch am Monatsanfang musste man 8,82 Lira für 1 US-Dollar bezahlen – heute früh waren es 9,83 im Tief – aktuell liegt der Kurs bei 9,79. Besonders ins Auge fällt die heutige aktuelle Abwertung der Lira direkt zur Handelseröffnung heute Nacht. Nach 9,59 am Freitag Abend eröffnete der Wechselkurs sofort bei 9,83. Man muss also immer mehr Lira für 1 US-Dollar aufbringen.

Türkische Lira stürzt ab nach Erdogan-Eskalation mit ausländischen Botschaftern

Letzte Woche bahnte sich die Eskalation bereits an. Aber nun am Wochenende war es dann soweit. Es geht um den Streit um den in der Türkei inhaftierten Menschenrechtsaktivisten Osman Kavala – zahlreiche westliche Botschafter hatten protestiert. Aber die Türkei lässt sich das nicht bieten. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat am Wochenenden die in der Türkei tätigen Botschafter aus Deutschland, den USA sowie acht anderen Ländern zu in der Türkei „unerwünschten Personen“ erklärt. Er habe das Außenministerium angewiesen diese Diplomaten so schnell wie möglich zur „persona non grata“ zu erklären. Warum die türkische Lira deswegen so abstürzt? Nun, der Kapitalmarkt mag nun mal keinerlei politische Instabilität oder Unsicherheit. Und besonders Schwellenländerwährungen wie die Lira sind dann anfällig für die Spekulationen von Devisenhändern, die gegen die jeweilige Währung wetten.

Spekulation gegen die Lira und die hohe Inflation

Zu den Zinssenkungen der letzten Tage, die ökonomischen Realitäten (Inflation fast bei 20 Prozent) widersprechen, kommt nun diese diplomatische Eskalation zwischen der Türkei und westlichen Staaten. Gut möglich, dass dadurch die türkische Lira zu übertrieben stark abwertet, und Spekulationsgewinne von Short-Tradern (die gegen die Lira wetten) in den nächsten Tagen glattgestellt werden, und dadurch wieder eine Aufwertung der Lira stattfindet? Möglich ist das jederzeit. Aber noch läuft die Lira-Abwertung in großen Schritten.

Das ökonomische Problem ist: Die Türkei ist kein Öl-Exporteur, sondern Importeur. Und bezahlt wird Öl auf dem Weltmarkt nun mal in US-Dollar. Und so stark wie die türkische Lira seit Tagen und Wochen abwertet, bedeutet dies immer höhere Importkosten für Öl, und somit wohl letztlich auch weiter steigende Kosten für Brennstoffe in der Türkei. Die Inflation könnte womöglich weiter ansteigen.

Chart zeigt den US-Dollar steigende gegen die türkische Lira seit Januar
TradingView Chart zeigt seit Jahresanfang den immer weiter steigenden US-Dollar gegen die fallende türkische Lira.



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