Devisen

Türkische Lira wertet auf nach deutlichem Schritt hin zu Kapitalkontrollen

Bestimmte Unternehmen in der Türkei dürfen jetzt keine Kredite mehr in türkische Lira aufnehmen. Also müssen sie Devisenreserven umtauschen.

Türkische Lira Geldscheine

Die türkische Lira wertet seit Freitag Abend spürbar auf. US-Dollar vs Lira verliert von 17,36 auf bis zu 16,00 heute früh – aktuell muss man 16,54 Lira für 1 US-Dollar bezahlen. Diese Aufwertung der türkischen Währung sehen wir nach einer monatelangen Abwertung. Denn eine dramatisch hohe Inflation (73,5 Prozent) und im letzten Jahr auf 14 Prozent gesenkte Zinsen (sie verharren dort seit einigen Monaten) geben der türkischen Lira den Spielraum für immer mehr Schwäche.

Maßnahme der Bankenaufsicht pusht die türkische Lira

Die türkische Bankenaufsicht hat am Freitag de facto eine Art Kapitalkontrolle eingeführt für Unternehmen, durch die der freie Geschäftsverkehr zwischen Banken und Unternehmen einer Restriktion unterworfen wird. Die türkische Bankenaufsicht hat de facto nun dazu animiert, dass man die türkische Lira hoch pusht. Denn Unternehmen in der Türkei, die mehr als 15 Millionen Lira (900.000 US-Dollar) in Fremdwährung halten, dürfen nun keine Kredite mehr in Lira erhalten, wenn dieser Betrag 10 Prozent Vermögenswerte oder der jährlichen Umsätze überschreitet.

Sie müssen folglich ihre Bestände an Fremdwährungen in Lira umtauschen, wenn sie in der Türkei Rechnungen in Lira bezahlen wollen. Dies übt natürlich Kaufdruck auf die türkische Lira aus, und der Kurs steigt. Laut türkischer Bankenaufsicht geht es bei dieser Maßnahmen darum die Finanzstabilität zu stärken. Türkische Medien sprechen heute beim Blick auf diese Maßnahme vom „bisher engsten Schritt hin zu Kapitalkontrollen in der Türkei“ seit dem Ausbruch der Währungsturbulenzen im letzten Jahr.

Stärkung der Lira nachhaltig? Zweifel sind angebracht

Ob diese Maßnahme der Bankenaufsicht wirklich eine Kehrtwende für die türkische Lira darstellen wird, darf bezweifelt werden. Dem gegenüber steht nämlich ein tiefgreifender Vertrauensverlust der Kapitalmärkte in die türkische Zentralbank und die Politik. Denn Präsident Erdogan hat die Zentralbank durch zahlreiche Personalwechsel zu guten Teilen entmachtet. Erstaunlich war es in dem Zusammenhang, dass nach starken Zinssenkungen Ende 2021 (von 19 Prozent im Hoch) der Leitzins in dieser ersten Jahreshälfte 2022 bei 14 Prozent hängt, und noch nicht weiter gesenkt wurde.

Gibt es doch noch Kräfte in der Zentralbank, die sich tieferen Zinsen entgegenstellen? Präsident Erdogan sagt weiterhin regelmäßig, dass die Zinsen drastisch sinken sollen, trotz galoppierender Inflation. Dieses Problem steht der aktuellen Maßnahme gegenüber. Kommen demnächst weitere Maßnahmen hinzu um die türkische Lira zu stützen? Der Devisenmarkt könnte trotzdem versuchen sich gegen die Lira zu positionieren, weil die grundlegenden Probleme sich nicht verbessern.

Verlauf von US-Dollar vs Türkische Lira seit 12 Monaten Verlauf von US-Dollar vs Türkische Lira seit 12 Monaten.



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