Anleihen

US-Staatsverschuldung, Zinslast, Schuldenobergrenze – das große Problem

Die US-Staatsverschuldung ist im Lauf der letzten Jahre explodiert! Die Zinslast ist gigantisch. Nun geht es auch um die Anhebung der Schuldenobergrenze um 1,5 Billionen Dollar.

US-Kongress

Nehmen wir mal an die USA hatten jahrelang dank Mini-Zinsen eine sehr niedrige Zinslast bei neuen Schulden. Dazu noch ein jahrelang gutes Wirtschaftswachstum. Dazu noch ein klein wenig Sparsamkeit bei den Ausgaben, und schon hätten die USA ihre Staatsverschuldung senken können? Klingt in der Theorie gut, aber in der Praxis sieht man folgendes Problem: Alleine von 2003 bis heute hat sich die Staatsverschuldung der USA mehr als verfierfacht, von unter 7 Billionen Dollar auf aktuell 31,458 Billionen Dollar! Ebenso stieg die Verschuldung in Relation zur Wirtschaftsleistung immer weiter an (blaue und gelbe Linie in der Grafik). Selbst bei Mini-Zinsen explodiert damit die laufende Zinszahlung für den gesamten Schuldenberg immer weiter – dieses Problem hat sich jahrelang immer weiter im Staatshaushalt etabliert! Und nun seit einem Jahr ist auch noch der Leitzins explodiert von fast 0 % auf 5 % (türkise Linie), und damit auch die Zinszahlung des US-Finanzministeriums für neue Staatsschulden.

US-Staatsverschuldung und US-Leitzins seit 2003

US-Staatsverschuldung explodiert – Zinslasten außer Kontrolle

Der sehr schnelle Zinsanstieg wird jetzt zum Nackenschlag für jeden Haushälter, der versucht irgendwie, irgendwo einzusparen. Alleine in den letzten vier Quartalen (Saisonal bereinigte Jahresrate) musste die US-Regierung auf die gesamte Staatsverschuldung 853 Milliarden Dollar an Zinsen bezahlen, ein Jahr zuvor war es eine Jahresbelastung von immerhin noch 600 Milliarden Dollar, obwohl die Zinsen da noch im Keller waren. Schließlich sind ja auch viele Altschulden mit viel höheren Zinsen noch am Laufen. In der folgenden Grafik sehen wir seit 2003 in blau die Entwicklung der US-Staatsverschuldung, und in rot die Entwicklung der Zinszahlungen für diese gesamten Schulden. Man sieht: Auch in den Glanzjahren der Niedrigzinsen lag die Zinslast stets über 400 Milliarden Dollar.

US-Staatsverschuldung und zu zahlende Zinsen

Gigantische Defizite im laufenden Haushalt

Das US-Finanzministerium zeigt es ganz transparent (hier die Details): Für das Fiskaljahr 2023 hat die US-Regierung 2,05 Billionen Dollar eingenommen, aber 3,15 Billionen Dollar ausgegeben! Das sind Dimensionen des Defizits, die einem die Luft zum Atmen rauben! Wie will die US-Regierung (egal ob niedrige oder hohe Zinsen) die Staatsverschuldung senken, wenn die Zinslast so oder so untragbare Dimensionen erreicht hat, und wenn der Staat dazu noch Jahr für Jahr gigantische Budgetdefizite anhäuft, welche die Staatsverschuldung noch schneller ansteigen lassen? Es geht nicht. Die Schuldenobergrenze ist nur noch eine Farce. Sie wird jedes Mal, wenn die US-Regierung vor der Pleite steht, über Not-Kompromisse im US-Kongress angehoben.

US-Schuldenobergrenze: Republikaner mit 1,5 Billionen-Vorschlag

Der Sprecher des US-Repräsentantenhauses, Kevin McCarthy, hat laut Bloomberg aktuell einen Gesetzesentwurf vorgeschlagen, der die amerikanische Schuldenobergrenze für etwa ein Jahr erhöhen und Bundesausgaben kürzen würde. Das Gesetz soll nächste Woche im Repräsentantenhaus zur Abstimmung kommen. Der 320-seitige Plan würde die Schuldenobergrenze um 1,5 Billionen Dollar erhöhen. Das wäre genug um eine Zahlungsunfähigkeit der US-Regierung bis womöglich 31. März 2024 abzuwenden. Er enthält dabei auch eine Vielzahl konservativer Vorschläge, die bei den demokratischen Kongressmitgliedern und dem Weißen Haus auf Ablehnung stoßen dürften.

Eine Verabschiedung des Gesetzentwurfs durch das Repräsentantenhaus soll den Weg frei machen für Gespräche mit US-Präsident Joe Biden, um die anhaltende Blockade um die Erhöhung der Schuldenobergrenze von 31,4 Billionen Dollar zu lösen (FMW: Genau auf diesem Niveau befindet sich die US-Staatsverschuldung ja auch bereits).

Ohne eine Anhebung oder Aussetzung der Schuldenobergrenze würden die USA ihre Zahlungsverpflichtungen bereits im Juni nicht mehr erfüllen können, wie Finanzministerin Janet Yellen gewarnt hatte. In einem solchen Fall drohe ein Finanz- und Wirtschaftskollaps. Der McCarthy-Plan würde die ermessensabhängigen Ausgaben auf das Niveau von 2022 zurückführen – eine Kürzung um 130 Milliarden Dollar. Künftige Erhöhungen würden in den folgenden zehn Jahren auf eine jährliche Rate von 1% begrenzt werden.

Die Kürzungen “sind nicht drakonisch, sondern verantwortungsvoll”, sagte McCarthy. “Wenn Washington mehr ausgeben will, muss man sich zusammentun und Einsparungen an anderer Stelle finden, genau wie jeder einzelne Haushalt in Amerika.” Der Gesetzentwurf würde die amerikanischen Budgetdefizite über ein Jahrzehnt um 4,5 Billionen Dollar reduzieren, wie McCarthy schätzt (FMW: Die Defizite würden reduziert, aber es wären immer noch Defizite, welche die Staatsverschuldung weiter ansteigen lassen).

Fazit

Was bleibt der US-Regierung eigentlich noch als Option, wenn man ein paar Schritte zurücktritt, und das Gesamtbild betrachtet? Einfach immer weiter Schulden machen, immer weiter umschulden, umschulden, umschulden. Und kaufen nicht mehr genug Ausländer, Pensionskassen etc Staatsanleihen um die Staatsverschuldung der USA mit zu finanzieren, kann die Federal Reserve ja einfach Geld drucken?

FMW/Bloomberg

Charts: TradingView / St Louis Fed



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8 Kommentare

  1. So ganz platt über den Daumen würden die etwa 8.000 Tonnen Gold der USA also mal gerade ausreichen, um damit die fälligen Zinsen für 2 Monate zu bezahlen.
    Naja, dann druckt mal weiter.
    Mal sehen wie lange die Menschen auf dieser Welt noch an bunte Scheine glauben.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

    1. „…Mal sehen wie lange die Menschen auf dieser Welt noch an bunte Scheine glauben…“

      Ich schätze mal 15 bis 20 Jahre werden sie schon noch an die bunten Scheine glauben. Ungefähr.
      Da wir beide um die 70 sind, werden wir den Untergang der bunten Scheine wohl eher nicht mehr erleben. Oder nicht mehr bewußt erleben.
      Fast schade eigentlich…

      1. Ich glaube da unterschätzt du die Dynamik exponentieller Entwicklungen. Es passiert lange scheinbar wenig um dann sehr schnell zu eskalieren. Der Dollar – und andere Währungen – werden in ihrer heutigen Form schneller verschwinden als die meisten glauben. Die Schuldenentwicklung zeigt den Weg auf.

  2. Es bleibt nur noch die Lösung der digitalen Zentralbankwährung. Dies ist ihr einziger Ausweg (wenn wir mal die Option Weltkrieg ausser Acht lassen).

    Wenn sie die Zinsen nicht anheben, wird es aufgrund der Inflation Aufstände, ja vielleicht sogar einen Bürgerkrieg geben (mit einem Volk wo fast jeder Bürger bewaffnet ist).

    Wenn sie aber die Zinsen anheben, fliegt ihnen der Haushalt und die Schuldenlast um die Ohren, bzw. wird niemand mehr deren Schulden finanzieren (die De-Dollarisierung ist ja bereits fleissig im Gange).

    Daher müssen die USA zur Lösung CBDC greifen. Damit können sie die Finanzen der Bürger kontrollieren und so ggf. einen Aufstand verhindern – riskieren damit natürlich aber sehr viel, da sie die Freiheit den Bürgern rauben.

    Europa muss dies einsehen und das sinkende Schiff „USA“ verlassen, anstatt sich ständig wie deren Vasallen zu verhalten.

  3. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Solange die Welt den Dollar als Zwangsumtauch ( Rohstoffe, Nahrungsmittel, Edelmetalle, etc. p.p.) akzeptiert, solange kann die FED beliebig Geld drucken.

    Und ja – Die Belastung ist hoch, aber was sollte die FED machen…? Joe Biden war es doch der zu Jerome Powell sagte : „Bringe mir die Inflation unter Kontrolle ! „. Weil die Unter- und Mittelschicht, das Wählerklientel Powells auf niedrige Inflationsraten angewiesen war .

    Natürlich war Powell klar was dann passiert . Deshalb hat er ja vorher auch immer die Inflation geleugnet und weiter Öl in’s Feuer gegossen, indem er QE betrieben hat.

    Trotzdem: Die amerikanische Umlaufrendite liegt immer noch gute 200 Basispunkte unter der Inflationsrate !

    Das ist erstmal Fakt ! Das bedeutet, der Staat kann sich – THEORETISCH – auf Kosten seiner Gläubiger entschulden, indem er die Steuern entsprechend bemisst.

    Macht er das nicht, dann ist es seine eigene Dummheit !

    Ich darf daran erinnern das es Biden war der die Trumpsche Steuerreform von 2017 sofort nach Amtsübernahme revidieren wollte !

    Hat er so im Wahlkampf gesagt ! Und was ist passiert…? Gar nichts, njete, nada, nothing !

    Also soll er sich jetzt nicht beschweren ! Durch die Trumpsche Steuerreform von 2017 gehen dem Staat jedes Jahr 1,5 Billionen US-DOLLAR an Einnahmen flöten, so siehts aus !

    Zu Lasten der Bürger entschulden sich die Unternehmen und zahlen jetzt kaum Steuern, zumindest die börsennotierten Unternehmen.
    Das trieb allein den Dow um über 50 Prozentpunkte innerhalb einesJahres nach oben. Aber weil die Demokratische Partei in ihrer Spitze selbst investiert ist, verschob man das und nun ist es zu spät, da sich die Mehrheitsverhältnisse nach den Zwischenwahlen geändert haben.

    Also die USA sollen nicht jammern, sondern machen !

  4. Lukas 6:41 Was siehst du aber einen Splitter in deines Bruders Auge, und des Balkens in deinem Auge wirst du nicht gewahr?

    Die Nachhaltigkeitslücke in der BRD liegt schon bei knapp 400% BIP (Raffelhüschen). Die Fähigkeit aus neuen Steuern Mehreinnahmen zu generieren, ist so ziemlich erschöpft und auf dem Niveau kontraproduktiv. Durch das höhere durchschnittliche Wachstum des BIP und die bessere Perspektive in Bezug auf Steuerschöpfung sehe ich die USA eher auf eine weniger gefährlichen Weg. Die Pensionsverpflichtungen sind dort auch nicht ideal, aber besser kapitalisiert. Na gut, Hauptsache das Volk der Mieter hält sich für klüger und auch sicherer. Wer ist reicher, der 50 jährige Hausbesitzer mit 300TEUR Hypothek oder der ebenso alte schuldenfreie Mieter?

  5. Gerade wollte ich auch was dazu schreiben. Doch ich wurde mir umgehend bewusst, das auch mein Gelaber nichts verändern wird. Da alles was man dazu und darüber gelernt hat nicht angewendet wird oder werden darf, brauche ich mir auch keine Bücher mehr dazu verinnerlichen. Aus Arroganz und Ignoranz wird irgendwann dann Totentanz. Wir sind keine Zuschauer, sondern handelnde Personen.

  6. Der letzte Satz ist aber dann doch bemerkenswert: Wir sind keine Zuschauer.. .Wie wahr: Die Finanzmarktwelt besteht aus der Gesamtheit aller wirtschaftlich handelnder Person, d.h. alle sind drin, immer. Es gibt keinen der draußen steht. Ist man sich dessen erst Mal bewusst, ist erstaunlich wie wenig Leute sich für das Thema interessieren.

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