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US-Zollkrieg: hier eine uralte Variante – der Holzkrieg mit Kanada

Momentan werden die Weltbörsen vom Zollstreit zwischen den USA und China in den Bann gezogen. Aber es gibt ein Beispiel, das als Warnung dient

Momentan werden die Weltbörsen vom Zollstreit zwischen den USA und China in den Bann gezogen. Man hofft(e) auf eine baldige Einigung, weil es für beide Seiten vorteilhafter wäre. Aber es gibt ein Beispiel, welches als Warnung dienen könnte.

 

Der Holzkrieg zwischen den USA und Kanada

Davon haben wir Europäer gar nichts mitgekriegt. Bereits seit fast 100 Jahren existiert ein Handelskonflikt zwischen den USA und Kanada, bei dem es um Subventionen und unfaire Handelspraktiken geht, die mit Zöllen bekämpft werden – und die Ware, um die es geht, ist Holz. Die Gründe:

In Kanada wachsen die Tannen auf öffentlichem Boden, praktisch auf Staatsbesitz. Die Holzwerke können sie seit Langem zu günstigen, auf Jahre hinaus garantierten Preisen, kaufen. Im Gegensatz zu den USA, wo die Bäume auf privatem Grund bewirtschaftet werden müssen und starken Preisschwankungen ausgesetzt sind. Die ersten Zölle erhob die US-Regierung im Jahr 1930 in Höhe von einem Dollar auf 300 Meter Balken. Ab den 1980er-Jahren steigerte man auf 15 Prozent für alle kanadischen Waldprodukte und Donald Trump erhöhte die Quote vor gut zwei Jahren auf 21 Prozent.

Natürlich mit dem Hintergedanken Amerikas Waldarbeiter zu schützen, die zu seinen Wählern zählen. Diese Zölle führten durchaus zur Verbesserung der Situation der US-Holzwerke und zum Verlust von Marktanteilen auf kanadischer Seite.

 

Die Kehrseite der Medaille

Die Zölle führten zu höheren Holzpreisen, sodass amerikanische Häuslebauer mit 1300 Dollar mehr belastet werden. Nach Berechnungen der Denkfabrik Heritage Foundation sind die Kosten im Hausbau seither um sieben Prozent gestiegen. Was die ersten Trumpschen Zollrunden auf Stahl und Aluminium bewirkten, die noch einen vergleichbar überschaubaren Rahmen hatten, darüber haben wir hier schon gelegentlich berichtet. Über US-Firmen, die Stahl benötigen, wie US-Autobauer großer Pickups, über Schiffsreedereien, bis hin zu Kühlschrankherstellern, die ihre Ware um bis zu 100 Dollar teurer anbieten.

Zudem kommen immer die Zölle der Gegenseite, im Falle Chinas die Zölle auf Sojabohnen, die viele Bauern in Existenznöte stürzten und im Beispiel Kanadas die Erhebung von 10-prozentigen Zöllen auf US-Sperrholz.

Kurzum: Das sind erste Auswirkungen auf noch geringe Zollgrößen. Was Donald Trump angekündigt hat, wäre bei Umsetzung eine ganz andere Nummer – und da käme auch noch die Entscheidung des Präsidenten über die doch angeblich so unfaire EU hinzu.

 

Fazit

Das Beispiel mit dem US-kanadischen Holzstreit mag extrem sein und ist wegen der Dimension der aktuellen Auseinandersetzung zwischen den beiden Großmächten sicher nicht beispielgebend. Es kann aber als Warnung dienen, wenngleich ich mir dieses Argument im Hinblick auf den beratungsresistenten US-Präsidenten sicher sparen könnte.

Ich bleibe deshalb bei meiner schon öfters geäußerten These: Kein US-Präsident regiert im Land des „Money makes the world go round“ gegen die Interessen der Wall Street. Hier geht es um Billionen Dollar. Man muss immer die Relationen im Auge behalten. Was bringen Zolleinnahmen in Höhe von maximal 100 Milliarden Dollar, wenn die Aktienmärkte nur um 5 oder 10 Prozent in Folge des Streits korrigieren. Dies entspräche bereits allgemeinen Vermögensverlusten von zwei bis vier Billionen Dollar. Wie schon dargestellt – die Achillesverse der USA. Sollte es einen Kurseinbruch geben, der über das Korrekturlevel hinaus geht, wird es schnell vorbei sein mit dem großspurigen Auftreten des größten Präsidenten ever.

Das könnte auch ein Teil der chinesischen Taktik sein, wenngleich auch zu bedenken ist, dass Chinas Xi Jinping politisch auch keine Allmacht besitzt.

 

 

Von Topfklao (Christoph Neumüller) at de.wikipedia – Eigenes Werk, Attribution, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=4038579



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2 Kommentare

  1. @Wolfgang M., die Zahlen verstehe ich nicht ganz: Die Zölle führten zu höheren Holzpreisen, sodass amerikanische Häuslebauer mit 1300 Dollar mehr belastet werden. Nach Berechnungen der Denkfabrik Heritage Foundation sind die Kosten im Hausbau seither um sieben Prozent gestiegen.

    Sind das 1.300 $ insgesamt oder monatlich? Sind das die 7% Mehrbelastung?
    So ein durchschnittliches Ami-Haus kostet inzwischen je nach Region zwischen 350.000 und 800.000 $ 1) 1.300 $ einmalig und insgesamt sind da ja gar nichts, 1.300 $ pro Monat kann sich niemand an Mehrkosten leisten. Evtl. 1.300 p.a?

    1)
    https://www.americandream.de/wohnen-in-den-usa-hauskauf-fuer-anfaenger/
    https://www.justlanded.com/deutsch/Vereinigte-Staaten/Artikel/Immobilien/Immobilien-in-den-USA

    1. @ Michael. Da haben Sie recht, die Zahlen verwirren. Ich schätze, dass die konservative Heritage Foundation die 1300 Dollar Mehrkosten auf den reinen Grundpreis beim Holzeinkauf gemeint hat, während die sieben Prozent die allgemeine Preissteigerung für das Haus als gesamte Investition einbezieht. Sorry, ich habe da nicht weiter recherchiert, es ging mir nur um die Wirkung von Zöllen – hier auf den Holzpreis – und dass dies immer auf den Verbraucher umgelegt wird. Und da wird gerade eine Lawine losgetreten.
      Grüße

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