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VW-Krise: IG Metall offen für 4-Tage-Woche statt Werkschließungen

Die IG Metall zeigt sich offen dafür, bei der Kernmarke VW auf eine 4-Tage-Woche zu wechseln. Rettet das ganze Werke vor der Schließung?

IG Metall Chefin Christiane Benner
IG Metall Chefin Christiane Benner. Foto: Liesa Johannssen/Bloomberg

VW hatte am Dienstag verkündet, erstmals in Deutschland ganze Werke schließen zu wollen, und Arbeitsplatzgarantien zu kündigen. Hat jetzt die große mächtige Gewerkschaft IG Metall einen Weg gefunden, die Überkapazitäten bei der Kernmarke des Konzerns an deutschen Standorten abzubauen und dennoch eine Katastrophe für betroffene Arbeitnehmer und ganze Gemeinden zu verhindern?

Deutschlands größte Gewerkschaft erklärt sich aktuell bereit, eine kürzere Wochenarbeitszeit für die Mitarbeiter von VW in Betracht zu ziehen und bietet damit ein möglicherweise entscheidendes Zugeständnis an. „Wir wären bereit, über so etwas zu reden“, sagte IG-Metall-Chefin Christiane Benner heute laut Bloombergauf einer Pressekonferenz, als sie gefragt wurde, ob die Gewerkschaft für einen Kompromiss wie eine 4-Tage-Woche offen sei. „Wir sind offen“ für konstruktive Vorschläge, fügte sie hinzu.

Das Eröffnungssignal könnte für den Vorstandsvorsitzenden von VW, Oliver Blume, von entscheidender Bedeutung sein, da er einen Konflikt mit der mächtigen Gewerkschaft über Pläne zur Abschaffung jahrzehntealter Arbeitsplatzsicherheitsvereinbarungen und zur Schließung zweier deutscher Werke zu bewältigen hat. Benner sagte, die Gewerkschaften seien bereit, früher als geplant Gespräche mit VW zu führen und wollen Streiks vermeiden.

Wenn sich VW nicht auf konstruktive Gespräche einlässt, könnten sich Ende Oktober mehr als 500.000 Beschäftigte an Streiks beteiligen, sagte Thorsten Gröger, IG Metall-Verhandlungsführer für Gespräche mit dem Autobauer. Er betonte, wie wichtig es sei, die seit Jahrzehnten bestehenden Tarifverträge zur Beschäftigungssicherung einzuhalten. „Die Beschäftigungssicherung ist Teil des Grundkonsenses, der mit dem Unternehmen speziell für Krisenzeiten wie diese entwickelt wurde“, sagte Gröger auf der gleichen Veranstaltung.

Die Äußerungen kommen einen Tag, nachdem Europas größter Automobilhersteller seinen Plan verteidigt hat, beispiellose Schließungen in Deutschland in Erwägung zu ziehen, und erklärt hat, dass das Unternehmen aufgrund des schwachen Autoverkaufs etwa zwei Werke zu viel hat. Mehr als 20.000 Arbeiter haben am Mittwoch an einer Versammlung in Wolfsburg teilgenommen, viele haben Blume wegen der Pläne verhöhnt.

Europa steht im Mittelpunkt einer weltweiten Verlangsamung des Übergangs zur Elektromobilität, nachdem eine Reihe von Ländern, darunter Deutschland und Schweden, die Anreize reduziert oder abgeschafft haben. Da die Autoverkäufe immer noch fast ein Fünftel unter dem Niveau vor der Pandemie liegen, betreiben Hersteller wie VW, Stellantis und Renault ihre Fabriken auf einem Niveau, das Analysten als unrentabel bezeichnen, wie Daten von Just Auto zeigen.

VW produzierte im vergangenen Jahr etwa 9 Millionen Fahrzeuge, verglichen mit einer Gesamtkapazität von 14 Millionen (hier zeigen wir Details der Absatzrückgänge). Die Steigerung der Renditen bei der Hauptmarke VW ist angesichts höherer Logistik-, Energie- und Arbeitskosten schwieriger geworden. Die Marge der Marke fiel im ersten Halbjahr auf 2,3 %, verglichen mit 3,8 % vor einem Jahr.

FMW: Könnte eine groß angelegte Reduzierung der Arbeitszeit in Deutschland von 5 auf 4 Tage die Kapazitäten und Arbeitskosten so weit reduzieren, dass VW tatsächlich auf die Schließung von Werken verzichten würde? Immerhin würde das tausende von Arbeitern vor Arbeitslosigkeit bewahren, und ganze Regionen würden einen Großteil ihrer Kaufkraft erhalten, wenn die Standorte offen bleiben? Die Quittung würden dann die Arbeitnehmer bezahlen in Form von Lohnverzicht.

FMW/Bloomberg



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2 Kommentare

  1. Moin, moin,

    solche Scheinlösungen mögen kurzfristig die Fassade des Wirtschaftsstandorts BRD aufrecht erhalten, die Realitätsprobleme sind damit nicht gelöst. Wer wollte die auch lösen? Niemand, Hauptsache es bleibt erst einmal alles wie es ist. M.E. ist das Klein-Klein und keine raumgreifende Lösung. Lösungen sind für mich Vorgänge bei denen die Ursachen eines Problems gelöst werden. Wenn bspw. durch ein Fenster bei Regen Wasser kommt, dann kann man immer das Wasser mit Handtüchern und Behältern auffangen und in den Abfluss gießen oder man tauscht zeitnah das Fenster aus. Diese Kausalität verstehen unsere etablierten Politiker und IGM-Arbeiterräte nicht. Woher auch.

  2. Schätze hier haben wir einen Teil des Rätsels gefunden warum Fachkräfte fehlen – die sind in der 4-Tage-Woche, arbeiten online vom Ausland aus oder beziehen Bürgergeld. Bin auch sicher, dass das BSW bei den Beschäftigten von VW die Partei der Wahl sind. Egal wie gut eine Fabrik ausgelastet ist – es wird weniger gearbeitet. Dann stellen demnächst in der Fabrik für eAutos die Arbeiter Porsches her, da die Arbeiter dort entsprechen weniger arbeiten sollen – laut Gewerkschaft. Genau so funktioniert Sozialismus. Oder besser so funktioniert ES nicht.

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