Märkte

Warum der Ölpreis so deutlich fällt – drei Gründe

Der Ölpreis rutscht spürbar, zuletzt sogar kräftig. Die jüngste OPEC-Meldung, US-Konjunkturdaten und schwache Nachfrage belasten.

Ölpumpe
Grafik: Who-Is-Danny-Freepik.com

Der Ölpreis fällt immer weiter. Amerikanisches WTI-Öl fiel seit Mitte letzter Woche von 80,50 Dollar auf 78 Dollar am Freitag Mittag, und bis jetzt auf 73,30 Dollar. Der Chart zeigt den Kursverlauf seit Dezember 2023. Hier besprechen wird die Gründe für die aktuelle Kursschwäche.

Chart zeigt Kursverlauf im WTI-Ölpreis seit Dezember 2023

Ölpreis rutscht ab – schwächere US-Konjunkturdaten

Letzte Woche Donnerstag wurde das US-Bruttoinlandsprodukt gemeldet, schwächer als erwartet. Am Freitag sahen wir ganz leicht schwächere PCE-Preisdaten aus den USA. Und gestern wurde der ISM-Index für das Verarbeitende Gewerbe in den USA gemeldet, ebenfalls niedriger als erwartet! Für den Ölpreis bedeutet das: Man erwartet eine sich abschwächende US-Konjunktur, was logischerweise weniger Nachfrage nach Öl bedeuten sollte. Entsprechend preisen die Terminhändler dieses Szenario umgehend ein über fallende Preise.

OPEC-Verkündung letztes Wochenende

Am Sonntag verkündete die OPEC, dass man zwar seine Rahmenvereinbarung für Fördermengenkürzungen bis ins nächste Jahr hinein verlängert. Aber wichtiger für die Profi-Anleger war die separate OPEC-Meldung, dass einige Mitglieder, die bislang zusätzliche Ölmengen von gut 2 Millionen Barrel pro Tag kürzen, diese Kürzung nur bis Ende September 2024 aufrechterhalten werden. Danach will man diese Kürzungen schrittweise reduzieren. Diese Nachricht übt Abwärtsdruck auf den Ölpreis aus. Denn durch eine Reduzierung der Mengenkürzungen kommt mehr Rohöl auf den Weltmarkt, was zu viel Angebot bedeuten könnte, was wiederum die Preise drücken sollte. Auch dieses Szenario wird von Händlern sofort eingepreist in Form fallender Kurse.

Weniger Diesel-Nachfrage

Die US-Behörde Energy Information Administration (EIA) bietet umfangreiche Einblicke in den Energiemarkt in den USA, anders als Behörden in Europa. Die EIA meldete letzte Woche Freitag zwar leicht veraltete Daten für März, aber es ist das aktuellste, was man für dieses Teilsegment des Marktes erhalten kann: Die Nachfrage nach Dieselkraftstoff in den USA fiel im März auf den niedrigsten saisonalen Stand seit dem Jahr 1998. Eine nachlassende konjunkturelle Aktivität in den USA könnte einer der Gründe dafür sein. Auch hier lautet das Szenario für den Ölpreis: Weniger Nachfrage deutet auf fallende Preise hin.

Analystenaussagen

Ipek Ozkardeskaya, Senior Analyst bei der Swissquote Bank, schreibt aktuell über den fallenden Ölpreis: Das Barrel Rohöl befand sich im freien Fall, durchbrach die kritische Unterstützung bei 75 Dollar und wird heute Morgen in der Nähe von 73,50 Dollar gehandelt. Die Pläne der OPEC, die Förderkürzungen nach dem 3. Quartal auslaufen zu lassen, und die schwachen US-Daten wogen schwerer als die zunehmenden Wetten auf Kürzungen der Fed. Aus technischer Sicht befindet sichd der US-Ölpreis nun an der Grenze zum überverkauften Markt, und eine positive Korrektur ist bei den derzeitigen Kursen durchaus angebracht. Die nächste Unterstützung wird bei 72 Dollar gesehen (ein kleineres Fibonacci-Niveau), und der Hauptwiderstand liegt bei 75 Dollar.

Die Rücknahme der Kürzungen bei der OPEC+ „wird dem Markt im nächsten Jahr einen kleinen Überschuss bescheren“, sagte Warren Patterson, Leiter der Rohstoffstrategie der ING Groep in Singapur laut Bloomberg. Die OPEC+ hat jedoch deutlich gemacht, dass die Reduzierung der Mengenkürzungen pausiert werden kann, wenn die Marktbedingungen kein zusätzliches Angebot zulassen, fügte er hinzu.

Kommentar

FMW: Ein zu weit abstürzender Ölpreis könnte bei der OPEC, aber vor allem beim de facto Anführer Saudi-Arabien, wie schon in Vergangenheit zu der Einsicht führen, dass man eigenständig agieren muss, um den Markt zu pushen. Auch wenn es derzeit nicht danach aussieht, sind spontane eigenständige Mengenkürzungen denkbar, um dem Terminmarkt ein klares Long-Signal zu geben. Man sollte dies immer im Hinterkopf behalten.

FMW/Bloomberg



Kommentare lesen und schreiben, hier klicken

Lesen Sie auch

1 Kommentar

  1. Es gibt von seiten der Öl-Allianz OPEC+-einen Monatsbericht. Dies zeigt, daß die OPEC über die jeweils aktuelle Situation der Ölindustrie ständig entsprechend informiert ist. Bei der jüngst vereinbarten Ölfördermenge der Öl-Allianz OPEC+ muß es jedenfalls nicht unbedingt bleiben. Oder wie man so schön sagt: Die genannte beschlossene Ölfördermenge „ist nicht in Stein gemeiselt“. Die weitere Entwicklung des Ölpreises bleibt somit zumindest abzuwarten.

Hinterlassen Sie eine Antwort

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert




ACHTUNG: Wenn Sie den Kommentar abschicken stimmen Sie der Speicherung Ihrer Daten zur Verwendung der Kommentarfunktion zu.
Weitere Information finden Sie in unserer Zur Datenschutzerklärung

Meist gelesen 7 Tage