Der Handelskrieg zwischen den USA und China gibt Malaysia Rückenwind – das läßt sich konkret am südlichen malaysischen Bundesstaat Johor zeigen. 2022 haben dort die genehmigten internationalen Investitionen in Höhe von voraussichtlich fast 70 Milliarden Ringgit (15,8 Milliarden Euro) verzeichnet. Diese Investitionen stammen hauptsächlich von multinationalen Unternehmen, die im Rahmen des Handelskriegs eine „China+1“-Strategie verfolgen und ihre Geschäftstätigkeit in andere Länder diversifizieren möchten, sagte Lee Ting Han, Vorsitzender des Ausschusses für Investitionen, Handel und Verbraucherangelegenheiten des Bundesstaates Johor gegenüber der Zeitung „The Straits Times“.
Malaysia: Investitionen konzentrieren sich auf Rechenzentren
Die Investitionen konzentrieren sich hauptsächlich auf den Dienstleistungssektor und umfassen technologieintensive Projekte wie Hyper-Scale-Rechenzentren (HDCs), da Johor über ausreichend Land und Kapazität verfügt, um diese Investitionen aufzunehmen.
„Einige Rechenzentren, die Johor über ihr Büro in Singapur erkunden möchten, haben angegeben, dass die Nähe dazu hilft, die Latenz oder die Verzögerung bei der Datenübertragung zu reduzieren“, sagte Lee gegenüber der Straits Times.
Malaysia bietet Stabilität, günstige Grundstückspreise – und Nähe zu Singapur
Ein weiterer wichtiger Grund, warum Johor zum bevorzugten Standort für Rechenzentren geworden ist, ist, dass Singapur, das globale Tech-Giganten mit seiner politischen Stabilität und zuverlässigen Infrastruktur anzieht, im Jahr 2019 eine vorübergehende Aussetzung der Genehmigung für HDCs aufgrund des hohen Strom- und Wasserverbrauchs sowie der Landknappheit angekündigt hat. Die niedrigeren Baukosten in Johor sowie die Verfügbarkeit von hochkapazitiven Stromverbindungen zu einem vernünftigen Preis und Großhandels-
Hochgeschwindigkeitsdatenverbindungen zwischen Johor und Singapur haben den Bundesstaat zu einem Hotspot für große Tech-Player in der Republik Malaysia gemacht. In den letzten 20 Monaten wurden insgesamt fünf HDCs mit einer Gesamtkapazität von mindestens 592 Megawatt (MW) in Johor angekündigt. Dies entspricht effektiv 60% der geschätzten vorhandenen HDC-Kapazität von 1.000 MW in Singapur und führt dazu, dass einige Branchenakteure Johor als Teil einer neu entstandenen ‚Greater Singapore Data Centre Region‘ betrachten, um der gestauten Nachfrage in der Inselrepublik gerecht zu werden.
Niedrigere Grundstückskosten in Johor als in Penang und Selangor sind auch ein Anreiz für Investoren, ihre Geschäftstätigkeit im südlichen Bundesstaat von Malaysia aufzubauen. Grobe Preisangaben für industrielle Flächen in Johor liegen zwischen 35 Ringgit (etwa 7,20 Euro) und 70 Ringgit (etwa 14,40 Euro) pro Quadratfuß (= 1 Quadratfuss entspricht 0.093 Quadratmeter).
Investitionen in Johor werden voraussichtlich im Jahr 2023 ähnlich wie im Jahr 2022 steigen, da die Landesregierung in aktiven Gesprächen mit weiteren Unternehmen ist, die in den Bereichen Pharmazie, Petrochemie und Rechenzentren tätig sind, um ihre Aktivitäten in den Staat zu verlagern, so Lee.
80% Ausländische Investoren
80% der Direktinvestitionen fielen auf ausländische Akteure, hauptsächlich China (45,4 Milliarden Ringgit; ca. 9,4 Milliarden Euro) und Singapore (4,3 Milliarden Ringgit; ca. bzw. 890 Millionen Euro). Unter den chinesischen Investoren ist u.a. auch ByteDance, das Mutterunternehmen von TikTok.
Johor führte in den ersten drei Quartalen 2022 die Liste der genehmigten Investitionen in Malaysia an und zog 63,9 Milliarden Ringgit (ca. 13 Milliarden Euro) an, was mehr als das Doppelte der Investitionen in der Hauptstadt Kuala Lumpur (26 Milliarden Ringgit, ca. 5,3 Milliarden Euro) und Selangor (25,7 Milliarden Ringgit, ca. 5,2 Milliarden Euro) ausmachte, so die Malaysian Investment Development Authority. Penang zog im gleichen Zeitraum genehmigte Investitionen in der Höhe von 9,2 Milliarden Ringgit (ca. 1,9 Milliarden Euro) im Fertigungssektor an, so die Landesregierung.
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
