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Design von Porsche geklaut? Xiaomi-Auto: Design-Debatte trifft auf maue Autoverkäufe in China

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Inmitten der hitzigen Debatte um das Design des Xiaomi SU7, das stark an den Porsche Taycan erinnert, spiegelt sich ein größeres Bild wider: Der Automarkt in China kämpft mit mäßigen Verkaufszahlen, die eine weiter tiefgehende Konsumzurückhaltung offenbaren. Die Aufregung um das Debüt des Xiaomi SU7, der als „Taycan-Kopie“ Schlagzeilen macht, ist nur ein Vorgeschmack auf die tieferen Probleme des chinesischen Automarktes.

Xiaomi Auto: Starker Start für Taycan-Kopie

Nachdem Huawei letztes Jahr mit der Marke Aito erfolgreich in den chinesischen Automarkt eingestiegen ist, präsentierte Xiaomi Ende des letzten Monats seinen ersten Streich in der Automobilwelt: den SU7. Doch kaum hatte das Fahrzeug das Rampenlicht betreten, entbrannte eine hitzige Diskussion um sein Design. Der SU7, so die Stimmen im Netz, sei dem Porsche Taycan nicht nur ähnlich, sondern gleiche ihm bis aufs Haar. Videos, die beide Modelle überblenden und dabei kaum einen Unterschied erkennen lassen, machten die Runde und befeuern die Debatte. Trotz der optischen Parallelen zum deutschen Luxus-Elektroauto, positioniert sich der SU7 preislich in einer ganz anderen Liga. Mit einem Einstiegspreis von umgerechnet knapp 28.000 Euro bis hin zu 39.000 Euro für die Top-Variante, ist Xiaomis Elektro-Limousine für eine breitere Käuferschicht zugänglich.

Innerhalb der ersten vier Tage nach dem Marktstart des Xiaomi SU7 wurden beeindruckende 90.000 Vorbestellungen registriert. Doch die anfängliche Euphorie wich schnell der Ernüchterung, als klar wurde, dass aufgrund der langen Lieferzeiten von bis zu sieben Monaten lediglich 31.000 dieser Vorbestellungen in feste Aufträge umgewandelt wurden. Die sozialen Medien in China waren erfüllt von Berichten frustrierter Kunden, die von unzureichendem Service und überlasteten Verkaufsstellen in den Metropolen berichteten.

Die Frage, die sich nun stellt: Ist der SU7 lediglich ein günstiger Abklatsch eines etablierten Meisterwerks oder ein clever positioniertes Produkt, das bewusst auf bewährte Design-Sprache setzt, um die Herzen der Konsumenten zu erobern? Eines ist sicher: Xiaomi hat mit dem SU7 nicht nur ein Auto, sondern auch eine Diskussion gestartet, die so schnell nicht verstummen wird.

Die Debatte um den Xiaomi SU7 und seine Ähnlichkeit mit dem Porsche Taycan ist symptomatisch für die größeren Trends und Herausforderungen, mit denen sich der Automarkt in China konfrontiert sieht. Während neue Akteure wie Xiaomi mit aggressiven Preisen und auffälligen Designs auf den Markt drängen, bleibt die Frage nach Originalität und Markenidentität ein zentrales Thema.

China und sein Automarkt: Vorsichtige Erholung trotz Konsumflaute

Dieser Wettbewerb um Aufmerksamkeit und Marktanteile in China spiegelt sich auch in den Gesamtverkaufszahlen wider, die ein stabiles, wenn auch moderates Wachstum im ersten Quartal 2024 zeigen. Mit insgesamt 5,389 Millionen verkauften Fahrzeugen setzt sich der Trend fort, den das Vorjahr mit 4,3 Millionen verkauften Neuwagen eingeleitet hat – ein Rückgang von 13 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2022.

Im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit wird ein bescheidenes Wachstum sichtbar. Im ersten Quartal 2019 wurden 5,16 Millionen Fahrzeuge verkauft. Somit liegt die Anzahl der im Q1 2024 verkauften Fahrzeuge nur um etwa 4,4 Prozent höher. Der Automarkt ist ein guter Indikator für die Stimmung unter den Konsumenten, und diese scheint weiterhin nicht besonders gut zu sein. Dies signalisiert auch der Chinas Vehicle Inventory Alert (VIA) Index, der im März bei 58,3 Prozent lag und damit anzeigt, dass die Verkäufer weiterhin unter starkem Druck stehen. Ein VIA-Index, der konstant über 50 Prozent liegt, deutet auf einen Überhang an unverkauften Fahrzeugen hin, was auf eine anhaltende Zurückhaltung der Konsumenten hindeutet.

Im ersten Quartal 2024 zeigt der chinesische Automarkt für Autos mit alternativen Antrieben (NEV) und rein elektrische Autos (BEV) weiterhin ein signifikantes Wachstum. Die Verkaufszahlen für Januar 2024 lagen bei beeindruckenden 2,439 Millionen Fahrzeugen, während der Februar mit 1,3 Millionen und der März mit 1,65 Millionen Fahrzeugen folgten. Diese Zahlen deuten auf ein anhaltendes Interesse an NEVs und BEVs hin, trotz eines Rückgangs im Februar, der teilweise auf das chinesische Neujahrsfest zurückzuführen ist.

Besonders bemerkenswert ist das Wachstum bei den Plug-in-Hybriden (PHEVs), die vor allem in ländlichen Gebieten und kleineren Städten zunehmend beliebt sind. Dieser Trend zeigt an, dass die Elektrifizierung langsam das ländliche China erreicht, was auf eine verbesserte Verfügbarkeit der Ladeinfrastruktur sowie gesteigerte lokale Subventionen zurückzuführen ist.

Während einige Wirtschaftsindikatoren wie der gestiegene Einkaukaufsmanagerindex Anlass zur Hoffnung geben und auf eine mögliche Erholung der chinesischen Wirtschaft hindeuten, zeichnet der Automobilsektor ein anderes Bild. Die Verkaufszahlen der Autoindustrie reflektieren eine anhaltende Konsumflaute, die durch die zurückhaltenden Ausgaben der Konsumenten verstärkt wird. Trotz der Bemühungen, die Binnennachfrage anzukurbeln, bleibt die Frage offen, ob und wann sich diese Zurückhaltung legen wird.



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