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Letzte Tankstelle für kostenloses Geld Zeitenwende in Japan? Yen mit massiver Aufwertung – steigen die Zinsen?

Sehen wir eine Zeitenwende in Japan? Der Yen zeigt eine massive Aufwertung. Steigen nun die Zinsen? Hier ein Blick auf die aktuelle Lage.

Japan Yen wertet auf - Nikkei unter Druck

Der Yen wertet stark auf, die Renditen für japanische Staatsanleihen steigen heute so stark wie seit einem Jahr nicht mehr: Stehen wir vor einer geldpolitischen Zeitenwende in Japan, wird die Notenbank des Landes also bald ihre ultralaxe Geldpolitik beenden und die Zinsen anheben? Die lange Ära der Negativ-Zinsen in Japan wäre dann vorbei.

Bekanntlich ist die Notenbank in Japan die letzte ihrer Art, die eine Politik der Null-Zinsen fährt und Staatsanleihen kauft. Händler bezeichnen daher Japan als die Tankstelle, an der man kostenlos (zinsfrei) Geld (Yen) leihen kann, um dieses Geld dann deutlich besser verzinst im Dollar-Raum oder andernorts anzulegen. Dieses Spiel (carry trade) hat lange funktioniert: man kassierte den Zinsvorteil und profitierte zusätzlich noch von der Abwertung des Yen. Aber wenn die japanische Währung aufwertet, dreht sich das Spiel um: die Yen-Leiher kommen unter Druck, weil die in Yen aufgenommenen Schulden aufwerten.

yen wertet auf

Chart Dollar-Yen – Quelle: Tradingview

Für die Märkte war das heute wie ein Schock – nachbörslich verliert der Nikkei (auf Future-Basis) fast 2%:

Nikkei nachbörslich tief im Minus

Chart Nikkei-Future – Quelle: Tradingview

Bank of Japan: Endet die Ära der Negativ-Zinsen? Der Yen wertet auf

Was ist passiert? Der Gouverneur der Bank of Japan, Kazuo Ueda, traf sich mit Premierminister Fumio Kishida, um die Geldpolitik vor der nächsten Entscheidung der Zentralbank Ende des Monats zu erläutern, während die Spekulationen über die Wahrscheinlichkeit kurzfristiger geldpolitischer Maßnahmen weiter schwelen. Darüber berichtet Bloomberg.

Ueda erörterte mit dem Premierminister die Wirtschaftslage und sagte ihm, er werde die Auswirkungen der Löhne auf die Preise beobachten, so der Gouverneur gegenüber Reportern im Büro des Premierministers am Donnerstag in Tokio. Sie hätten nicht über Währungen gesprochen und Kishida habe keine besonderen Wünsche geäußert, fügte Ueda hinzu.

„Ich kann nicht über die Details sprechen, aber wir haben Meinungen über die wirtschaftlichen und finanziellen Bedingungen ausgetauscht“, sagte Ueda. „Ich habe meine grundsätzlichen Überlegungen zur Geldpolitik im Einklang mit dem, was ich heute Morgen im Parlament gesagt habe, erläutert“.

Der Yen legte nach der Rede von Ueda gegenüber dem Dollar zu und setzte damit eine Aufwärtsbewegung fort, die sich beschleunigt hat, seit der Gouverneur am Morgen vor dem Parlament seinen halbjährlichen Bericht zur Geldpolitik abgab. Dollar-Yen fiel unter die Marke von 145 – der Yen wertet damit so stark auf wie seit drei Monaten nicht mehr. Die Rendite für 10-jährige Staatsanleihen stieg so stark wie seit einem Jahr nicht mehr und erreichte 0,75%

Auf Fragen von Gesetzgebern sagte Ueda, dass die Handhabung der Geldpolitik ab Ende des Jahres strenger werden würde, eine Bemerkung, die Spekulationen über bevorstehende Anpassungen nährte.

Spannung vor der nächsten Sitzung der Bank of Japan

Die Sitzung findet weniger als zwei Wochen vor der Sitzung der Zentralbank statt und dürfte die Beobachter der Bank of Japan nervös machen, da die Zentralbank im Dezember letzten Jahres nach einem Treffen ihres damaligen Chefs mit dem Ministerpräsidenten eine überraschende Änderung ihrer Geld-Politik vorgenommen hat.

Ökonomen gehen davon aus, dass die Bank of Japan in den kommenden Monaten ihre Stimulierungsmaßnahmen zurückfahren und ihren Negativzins abschaffen wird, da die Inflation weiterhin über dem Preisziel der Bank von 2% liegt.

Uedas Äußerungen kamen einen Tag, nachdem sein Stellvertreter Ryozo Himino angedeutet hatte, dass höhere Zinsen näher rücken könnten, und die Befürchtungen über die möglichen negativen Auswirkungen einer Zinserhöhung herunterspielte.

„Ich habe erwähnt, dass ich die Stärke der Gesamtnachfrage beobachten möchte und ob die Löhne im nächsten Jahr weiter steigen werden und ob sich die Lohnzuwächse auf die Preise auswirken werden, insbesondere auf die Preise für Dienstleistungen“, sagte Ueda.

Ueda, der im April zum Gouverneur ernannt wurde, hat die Politik der Bank schrittweise geändert und ihren Griff auf die Renditen langfristiger Staatsanleihen gelockert. Bei dem Treffen handelte es sich um ein reguläres Treffen zwischen einem BOJ-Gouverneur und dem Premierminister, das einige Male im Jahr stattfindet, fügte Ueda hinzu.

FMW/Bloomberg

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