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Game over bei Notenbanken? Zinsen: Händler wetten weltweit auf Ende der Anhebungen

Zinsen - keine weiteren Anhebungen
Ist die Zeit vorbei, in der die Notenbanken die Zinsen angehoben haben? Zinshändler wetten nun darauf, dass der steilste globale Straffungszyklus seit einer Generation vorbei ist und dass die geldpolitische Lockerung ab Mitte 2024 beginnen wird.

Zinsen: Händler wetten, dass die Notenbanken nicht mehr anheben

Nach Angaben von Bloomberg signalisieren Zins-Swaps, dass der durchschnittliche Bargeldzinssatz für die Industrieländer in den kommenden sechs Monaten stabil bleiben wird – das erste Mal seit zwei Jahren, dass sie in diesem Zeitraum keine Anhebung der Zinsen einpreisen. Die Zins-Swaps zeigen auch eine Senkung des aggregierten Zinssatzes um 50 Basispunkte innerhalb eines Jahres, die größte Wette auf eine Lockerung seit der Pandemie.

In Europa, den USA und Australien haben Anleihen in diesem Monat einen Aufschwung erlebt, weil Händler darauf spekulieren, dass die Zentralbanken die Straffung der Geldpolitik bald aufgeben könnten, da der Preisdruck nachlässt. Allerdings ist dies eine riskante Wette, da frühere Wetten in diese Richtung nach hinten losgingen, nachdem sich die Inflation als hartnäckiger als erwartet erwies und die Erwartungen einer Rezession nicht eintraten.

Game Over für den globalen Straffungszyklus: Händler sehen keine weiteren Erhöhungen der Zinsen und erwarten Zinssenkungen innerhalb eines Jahres

Rally bei Anleihen

„Das globale Datenbild deutet darauf hin, dass die höheren Kapitalmarkt-Zinsen ihre Arbeit tun, um die Nachfrage zu verlangsamen, und der Ölpreis signalisiert dasselbe“, sagte Prashant Newnaha, ein Zinsstratege bei TD Securities Inc. in Singapur. Die starke Rally am langen Ende bei Anleihen scheint durch erneute Rentenkäufe angetrieben zu werden, nachdem die Renditen neue Höchststände erreicht hatten. Der starke Rückgang des Ölpreises stellt einen zusätzlichen Katalysator dar.

Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen sind seit ihrem 16-Jahres-Hoch im letzten Monat um mehr als einen halben Prozentpunkt auf 4,5% gesunken, nachdem die Federal Reserve laut Interpretation der Märkte angedeutet hatte, dass sie mit der Anhebung der Zinsen fertig sein könnte. Die australischen Renditen mit ähnlicher Laufzeit fielen im November um mehr als 40 Basispunkte, nachdem die Zentralbank eine höhere Hürde für eine weitere Straffung signalisierte.

Die Aussichten für die Entwicklung der Kapitalmarkt-Zinsen an den globalen Märkten haben sich geändert, auch wenn die Bank of Japan den Grundstein für eine Rücknahme der Stimulierung gelegt hat und die Reserve Bank of Australia diese Woche die Zinsen erhöht hat. Zinshändler wetten darauf, dass der australische Leitzins in einem Jahr unverändert bleiben wird, selbst wenn die RBA die Zinsen Mitte 2024 anhebt.

Die Europäische Zentralbank gilt als diejenige, die am ehesten mit dem Zinssenkungszyklus beginnen wird. Händler rechnen mit einer 68%igen Chance, dass sie die Zinsen auf ihrer April-Sitzung senkt.

EZB-Ratsmitglied Francois Villeroy de Galhau sagte am Donnerstag, es sei noch zu früh, um über eine Zinssenkung zu sprechen, und fügte hinzu, dies werde erst dann geschehen, „wenn alle davon überzeugt sind, dass die Inflation wieder auf 2% fallen wird“. Gleichzeitg aber hatte der EZB-Notenbanker auch signalisiert, dass die europäische Notenbank ohne externe Schocks die Zinsen nicht m ehr anheben werde.

FMW/Bloomberg

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4 Kommentare

  1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

    Die Bullen spekulieren im Grunde auf ein Einknicken der Notenbanken. Die dovishe FED Rede von Powell kam da gerade recht.

    Aber am Ende sind es die Notenbanken selbst, die über das Schicksal der Märkte entscheiden. Erhöhen sie die Zinsen weiter, dann hätten die Bullen verspielt.

    Knicken sie aber wieder ein, wie so oft in der Vergangenheit, dann haben die Bullen Oberwasser.

    Es gibt aber einige Indikatoren: Zum Ersten die dovishe FED Rede von Powell, der sagte, man beobachte die Entwicklung der unrealisierten Verluste bei den Banken ganz genau….
    Das ist grundsätzlich schädlich für eine hawkische Geldpolitik, denn was geht es die Notenbanken an, wenn jemand Verluste macht….? ! Gar nichts, streng genommen, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, das Out Bailen durch die Notenbanken gehört nicht dazu, Risiken zu begrenzen, im Gegenteil, es verstärkt den FED Put.
    Es ist doch streng genommen dem Spekulanten sein eigenes Risiko, wenn er Kursverluste einfährt . Was geht das die Notenbanken an? Da denkt man gleich an das Out Bailen durch die FED, im März ,im Sinne der Banken…
    Und dann noch ein weiterer Punkt: Die EZB führt ihr Corona QE unbegrenzt fort. Was ist das denn bitte…?
    Corona ist längst vorbei…Wieso dann die Verlängerung….? !
    Muss den Italien ständig und drei Tage gepampert werden….? !
    Das sind nur zwei Punkte, aber es gibt noch mehr…
    Warum zum Beispiel verkaufen die Notenbanken nicht ihre Bestände aktiv, über den Sekundärmarkt….? !
    Vorher hatten die doch auch keine Probleme, über genau diesen, ihre massiv Bestände aufzustocken…
    Nein, nein, nein…das riecht gewaltig nach einer Zinswende nach unten….

  2. MMT Korrektur muss schmerzen

    Ganz einfach, wenn er zu früh senkt dann steigen die langen Zinsen die eben der Markt macht. Sie waren durch QE manipuliert und die Folgen sind jetzt sichtbar, also wird man die langen Zinsen nicht mehr so stark beeinflussen.Zudem ,leicht fallende Zinsen sind dann immer nochdreimal höher als vor zwei Jahren.Es gibt keinen Ausweg, nur wellenartig Schübe in die Normalisierung.

  3. Herr Dr. Sxhaarschmidt, nochmal danke für İhre Kommentare. Sehr hilfreicher İnput.

    vg md

  4. @Sebastian. Auch wenn wieder einiger Unsinn im Kommentar enthalten ist, ja, es ist vermutlich die Zinswende. Ist ja auch deine Spezialität, die Meinungswende.
    Was geht es der Fed an, wenn jemand Verluste macht? Die kleinen Banken haben in den USA sichere langlaufende US-Staatsanleihen gekauft, die die Fed mit ihrer extremen Zinspolitik in kürzester Zeit um 40 Prozent hat fallen lassen. Und Aufgabe der Notenbank ist nunmal die Gewährleistung der Stabilität im US -Finanzsystem. Weißt du eigentlich, wie viele Banken es in den USA gibt, die den Mittelstand mit Krediten versorgt, du Experte?

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