FMW-Redaktion
Ja, was ist denn da los? Der Euro steigt wieder – und das nach gefühlt 100 Verlust-Tagen in Folge, nunja, zumindest der längsten Verlust-Strecke der Gemeinschaftswährung zum Greenback seit September 2008. Dafür gibt es im Wesentlichen zwei Gründe. Der erste, weniger relevante, ist die erneute Kandidatur Merkels. Der zweite, deutlich relevantere, ist der überraschend klare Sieg von Fillon bei den Vorwahlen der französischen Republikaner mit 44% der Stimmen. Da auch der Hauptverlierer der Wahl, Sarkozy, seine Wähler aufgerufen hat, Fillon in der am Sonntag stattfindenden Stichwahl zu unterstützen, dürfte dieser das Rennen wohl klar für sich entscheiden!
Was die Märkte nun einpreisen, ist eine gesunkene Wahrscheinlichkeit für eine Präsidentschaft von Marine Le Pen. Denn wenn Fillon die Stimmen der Republikaner bekommt, dazu absehbar in einer Stichwahl mit Le Pen auch die der Sozialisten, dürfte es die Frontfrau des Front National schwer werden bei der Wahl im Mai 2017. Mithin ist also ein Ausscheiden Frankreichs aus der Eurozone damit unwahrscheinlicher geworden! Und der Euro steigt, nicht nur zum US-Dollar:
Fillon gilt als Reformer im Stile Thatchers: Deregulierung des Arbeitsmarktes etc. Frankreich leidet nach wie vor unter der in den 1980er-Jahren eingeschlagenen Fokussierung auf Großkonzerne, wodurch der Mittelstand kaum ausgeprägt ist. Dazu ein verknöchertes System staatlicher Regulierungen etc. Unter Fillon würde der Arbeitsmarkt dereguliert – mit der Folge, dass der Niedriglohnsektor wie in den USA, UK und auch in Deutschland, stark zunehmen wird. Also auch Frankreich im Zeichen des Neoliberalismus!
François Fillon, https://creativecommons.org/licenses/by/3.0/
Foto:Marie-Lan Nguyen
Der Markt reagiert stark – auch bei den französischen Staatsanleihen:
#France's 10y yields drop, outperform other Eurozone markets, as Thatcherite reformist Fillon front runner in France's 2017 pres election. pic.twitter.com/4nsLpxLlYH
— Holger Zschaepitz (@Schuldensuehner) November 21, 2016
Wie auch immer – der Euro hat nun gute Chancen auf eine deutlichere Erholung, was die rasante Rally des stark überkauften Dollar-Index vorerst beenden würde.
Dabei haben die Bewegungen an den Währungsmärkten seit dem Sieg Trumps ja durchaus praktische Folgen, etwa bei Lebensmitteln. Wir hatten in diesem Zusammenhang schon auf die Brexit-Toblerone verwiesen:
#toblerone #brexit I told you that leaving the EU would have serious consequences. Now I' m really upset. pic.twitter.com/w81cWYpNl4
— Mark Greenwood (@markcjgreenwood) November 8, 2016
Dazu die Toblerone, wie sie in Mexiko bald in den Supermarkt-Regalen zu finden sein dürfte:
Anyone know what a #toblerone looks like in Mexico these days? pic.twitter.com/b57UffKQjB
— Ioan Smith (@moved_average) November 18, 2016
Und so dann etwa in den USA durch die heftige Aufwertung des Dollar:
#toblerone announces that they had to change the bar in the US because of forex moves … pic.twitter.com/LemEKOuHLn
— Ioan Smith (@moved_average) November 18, 2016
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken