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Tesla-Aktie +13 % – Elon Musk gelingt kurzfristig ein Zaubertrick

Die Quartalszahen von Tesla waren noch mieser als erwartet. Dennoch springt die Aktie 13 % nach oben. Elon Musk spricht von neuen Modellen.

Tesla CEO Elon Musk
Tesla CEO Elon Musk. Foto: Tolga Akmen/EPA/Bloomberg

Die Tesla-Aktie ist gestern Abend sofort nach Börsenschluss gestiegen, und hat den nachbörslichen Handel heute Nacht sogar mit +13 % beendet. Der TradingView Chart zeigt den Kursverlauf seit Januar, dazu im Kreis den nachbörslichen Anstieg. Eine gigantische Sause! Ich hatte es gestern in unserer Vorschau und in unserem Newsletter angedeutet: Selbst wenn Tesla mit seinen Quartalszahlen die miesen Erwartungen sogar noch unterschreiten sollte, könnte die Aktie nachbörslich steigen. Denn vorher war die Short-Quote in der Aktie bereits extrem groß, und vorher war die Aktie wochenlang abverkauft worden.

Chart zeigt Kursverlauf der Tesla-Aktie seit Januar

Tesla mit miesen Quartalszahlen

Und so setzte gestern eine Gegenbewegung ein. Aber gleich 13 % Anstieg? Wahnsinn! Die gestern um 22:05 Uhr deutscher Zeit gemeldeten Quartalszahlen waren wirklich grottig. Trotz mieser Erwartungen kam es noch viel schlechter. Die operative Gewinnmarge, die vor einem Jahr noch bei 11,42 % lag und im vorletzten Quartal bei 8,2 %, sank im letzten Quartal auf nur noch 5,5 %. Die ständigen Rabatte, um die Umsätze anzukurbeln, gehen nun mal auf Kosten der Marge! Auch Umsatz und Gewinn pro Aktie vielen nochmal schlechter aus als erwartet, obwohl die Erwartungen bereits unter den Werten von vor einem Jahr lagen!

Elon Musk über billigere Autos, die schon bald kommen sollen

Wie kann es da sein, dass die Aktie um 13 % hochspringt? Denn die Wachstumsstory bei Tesla dürfte vorbei sein, wenn nicht nur die alten langweiligen Autokonzerne immer mehr Konkurrenz machen, sondern vor allem die zahlreichen billigen chinesischen Anbieter. Aber da war er wieder, der goldene Moment: Die mystische Aura des Elon Musk war wieder da! Nicht nur in der Telefonkonferenz mit Analysten, auch schon im direkt veröffentlichten Quartalsbericht erwähnte Tesla etwas von günstigen neuen Modellen. Man werde die Einführung neuer Modelle vor dem bereits angekündigten Produktionsstart in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 beschleunigen. Diese neuen Fahrzeuge von Tesla, darunter auch erschwinglichere Modelle, sollen sowohl Aspekte der Plattform der nächsten Generation als auch Aspekte der aktuellen Plattformen nutzen und können auf den selben Fertigungslinien wie die aktuelle Fahrzeugpalette produziert werden, so Tesla.

Sprechen von neuen Modellen, die deutlich günstiger sein sollen. Das reichte als Trigger offenbar aus, um genug Börsianer nachbörslich dazu zu bewegen, die Aktie gleich massiv hoch zu pushen. Und wenn dann einige Shorties sehen, dass die Aktie nachbörslich nicht sofort absackt, kann es gut sein, dass viele von ihnen schnell die Position gedreht haben, also doppelt kaufen – die Short-Position schließen und auf steigende Kurse wetten. Damit sorgt man für einen noch schnelleren Anstieg im nachbörslichen Handel.

Konkret wurde Elon Musk nicht wirklich. Aber es reichte offenbar aus, dass er (mal wieder) für Euphorie sorgt, in dem Anleger und Analysten die Aussicht auf günstigere Modelle erhalten. Der neue Angriff auf die chinesische Konkurrenz? Aber wie will er damit in den nächsten Jahren gute Gewinnmargen erzielen? Gewiss war die Aktie kurzfristig überverkauft und zu stark geshortet. Aber ob diese aktuelle Rally nachhaltig ist, darf bezweifelt werden.

Bloomberg mit Einordnung

Was sagt Bloomberg zu den aktuellen Quartalszahlen von Tesla und den Aussagen des Unternehmens und von CEO Elon Musk? Tesla beschleunigt die Markteinführung preiswerterer Fahrzeuge, um die nach einem weiteren enttäuschenden Quartal nachlassende Nachfrage zu beleben. Der Elektroautohersteller will noch in diesem Jahr mit der Produktion neuer Modelle beginnen, deutlich früher als für Ende 2025 versprochen. Die Entscheidung ließ die Aktien am späten Dienstagabend um 13 % ansteigen und beendete damit die schlimmste Talfahrt der Aktien im S&P 500 Index in diesem Jahr.

Die Nachricht überschattete ein großes Defizit bei den Gewinnen, Umsätzen und Gewinnspannen von Tesla im ersten Quartal. Chief Executive Officer Elon Musk setzt darauf, dass günstigere Modelle die Nachfrage nach Elektroautos ankurbeln werden, die sich weltweit verlangsamt hat und andere Autohersteller gezwungen hat, ihre Elektrifizierungspläne zu überdenken. Dies wird auch dazu beitragen, das Unternehmen bei der Verwirklichung einiger von Musks hochfliegenden Ideen zu unterstützen, darunter eine Flotte autonomer Robotaxis, ein Ride-Hailing-Service und humanoide Roboter.

„Wichtig ist, dass die Anleger einen Funken Hoffnung haben, dass sich das Wachstum im nächsten Jahr wieder beschleunigen wird“, so Gene Munster, Managing Partner bei Deepwater Asset Management. „Für die Gläubigen hat er ihnen genug gegeben, um den Kurs weiter zu halten.“

In einem Telefongespräch mit Analysten nahm Elon Musk auch Konkurrenten wie General Motors und Ford Motor aufs Korn, die die Produktion von Elektroautos zurückgefahren haben und ihr Angebot an gasbetriebenen Hybridfahrzeugen neu auflegen. „Die Verbreitung von Elektroautos steht weltweit unter Druck, und viele andere Autohersteller ziehen sich aus der Produktion von Elektroautos zurück und setzen stattdessen auf Plug-in-Hybride“, sagte er. „Das ist nicht die richtige Strategie.“

Teslas eigene Strategie ist derzeit verworren. Das Unternehmen hat das letzte Jahr damit verbracht, die Preise für seine gesamte Produktpalette zu senken, um die Verkaufszahlen zu steigern, und musste dann feststellen, dass die Nachfrage nach seinen Fahrzeugen zurückging. Die Anleger waren besorgt, dass Tesla die Pläne für ein lange versprochenes 25.000-Dollar-Auto aufgegeben hatte, als Musk seine Robotaxi-Vision verfolgte. Jetzt sagt Tesla, dass man die Pläne für niedrige Kosten beschleunigt – und die neuen Autos in bestehenden Fabriken bauen kann.

Es war nicht sofort klar, ob Teslas Versprechen „erschwinglichere Modelle“ am Dienstag eine Anspielung auf das seit langem diskutierte Low-Cost-Auto war, oder ob es sich auf die Bemühungen bezieht, die Kosten für die bestehenden Modelle 3 und Y zu senken. „Ich denke, wir haben alles gesagt, was wir an dieser Front tun werden“, sagte Musk auf die Frage nach weiteren Details zu den günstigeren Modellen.

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Tesla nannte keinen Zeitplan, sagte aber, dass das Unternehmen weiterhin an einem neuen modulbasierten „unboxed“-Fertigungsprozess für sein versprochenes Robotaxi-Modell arbeitet. In Anbetracht der schlankeren Zeiten stellte Tesla fest, dass diese neuen Modelle auf bestehenden Fertigungsstraßen in den derzeitigen Fabriken gebaut werden, um die Kapazität zu maximieren und umsichtig zu wachsen“. Das Unternehmen hat angekündigt, dass es sein Robotaxi, das Musk als Cybercab bezeichnet, am 8. August vorstellen wird.

Der Autobauer ist nach wie vor der dominierende Hersteller von Elektrofahrzeugen auf dem US-Markt, aber seine Gewinne stehen seit mehreren Quartalen unter Druck. Die Bruttomarge von Tesla – ein wichtiger Maßstab für die Rentabilität – lag im ersten Quartal bei 16,4 % und damit unter den von der Wall Street erwarteten 17,6 %. Das ist weit entfernt von der Spitzenmarge von 30 %, die das Unternehmen zu Beginn des Jahres 2022 gemeldet hatte.

Der bereinigte Gewinn pro Aktie von Tesla lag in den ersten drei Monaten des Jahres bei 45 Cents, während die Wall Street 52 Cents pro Aktie erwartet hatte. Der Umsatz sank um 9 % auf 21,3 Mrd. US-Dollar und entsprach damit dem ersten Rückgang der Auslieferungen im Jahresvergleich seit 2020. Das war weniger als die von Analysten erwarteten 22,3 Milliarden Dollar.

In der Zwischenzeit stieg der weltweite Fahrzeugbestand von Tesla auf 28 Tage, fast doppelt so lang wie die 15 Tage am Ende des letzten Quartals. Vaibhav Taneja, Chief Financial Officer des Unternehmens, erklärte den Anlegern in der Telefonkonferenz, dass der Anstieg der Lagerbestände ein vorübergehender Rückschlag sei. „Wir erwarten, dass sich der Bestandsaufbau im zweiten Quartal umkehrt und der freie Cashflow wieder in den positiven Bereich zurückkehrt“, sagte Taneja.

Der in Austin ansässige Elektroautohersteller hielt seine kurzfristigen Wachstumserwartungen im Zaum und sagte, dass die Auslieferungen unter denen des letzten Jahres liegen könnten. Anfang dieses Monats leitete Tesla seine bisher größte Entlassungsrunde ein und strich mehr als 10 % der Stellen – obwohl Bloomberg berichtete, dass das Unternehmen letztendlich etwa 20 % seiner Mitarbeiter entlassen könnte. Gleichzeitig haben zwei leitende Angestellte gekündigt, was die Frage aufwirft, wer die Verantwortung für wichtige Initiativen trägt. Ein weiterer leitender Angestellter, Martin Viecha, Leiter der Investor Relations bei Tesla, sagte am Dienstag, er werde zurücktreten.

FMW/Bloomberg



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3 Kommentare

  1. Günstigere Modelle sind sehr zu begrüßen. Aber eine Beschleunigung der Entwicklung und Produktion bei gleichzeitigen Arbeizsplatzreduktion widerspricht sich. Es sei denn alle müssen jetzt Überstunden machen… Ob bei den Voraussetzungen ein guter Wurf gelingt?! Jetzt erstmal die Gegenreaktion abwarten und dann short.

    1. Dr. Sebastian Schaarschmidt

      Tesla hat im letzten Quartal nur 45 US Cent je Aktie verdient, Tendenz aber stark fallend. Rechnet man das hoch auf das jetzige Gesamtjahr 2024, so kommt bei auf einen Gesamtgewinn von gerade mal 1,60 US Dollar die Aktie, was aktuell einem 100er KGV entspricht.

      Denn die 45 Cent pro Quartal werden angesichts der Preissenkungen ja nicht zu halten sein.

      Aber Tesla ist eine Sache für sich. Ursprünglich kommt Tesla von unter 50 Cent die Aktie, preisbereinigt ( bitte hier die Aktiensplits beachten! ) und stieg trotzdem immer weiter, obwohl der Autobauer jahrelang immer nur Verluste machte.

      Hilfreich war hier die Niedrigzinspolitik, der weltweit führenden Notenbanken,seit der Finanzkrise, zusätzlich getrieben von unzähligen QE Programmen und 0 Zinsen, kam’s auf die Gewinne schlicht nicht an.

      Herr Fugmann hat zurecht auf die makroökonomische Geldwerttheorie verwiesen, wonach Geld, wenn es nichts kostet, zu langfristigen Wertsteigerungen, auch bei nicht profitabelen Unternehmen führen kann…Gamestop lässt grüßen…

      Mit der Niedrigzinspolitik ist’s jetzt aber vorbei…zumindest vorläufig…Wie lange die „Falken“ ,die „Tauben“ aber noch in Schach halten können, bleibt abzuwarten…

      Erst neulich äußerte sich der französische Notenbank- Chef sehr dovish….

      Bei einer Wiederaufnahme der Niedrigzinspolitik, in absehbarer Zeit, brächen auch für Tesla wieder goldene Zeiten an…Denn wie gesagt, wenn Geld nichts kostet….

    2. Prognose: Die entlassenen Mitarbeiter (welche nun wieder mehr Zeit zum Leben – für z.B. ihre Familie haben), haben die Fachkräfte unterstützt, die die automatisierte Fertigung ausgebaut bzw an Änderungen angepasst haben.
      Die autom. Fertigung stellt nun wieder (vglw fast) ohne Produktionsarbeiter Produkte her.
      Die Margen werden steigen, während die Preise noch viel deutlicher Steigen und der Nutzen der Produkte (pot deutlich) gesteigert wird.
      Tesla hat nicht das vordergründige Ziel von Profit, sondern den Menschen preiswerter, bessere Produkte zu liefern.
      Dies wird demnächst (noch) deutlicher sichtbar werden, so dass wir dies dann ALLE verstehen.

      Ps.:
      Und bzgl Zinsen:
      der ldf Prozess zu Umstellung des weltweiten Finanzsystems, wird zur Folge haben, dass es keine Zinsen mehr geben wird.
      Dies und viele andere Informationen (die für uns ALLE im Web auffindbar waren/sind), wird mit der künftigen Ausrichtung auf die Steigerung des Wohlstand (ALLER redlichen) Menschen eine Motivation und Entwicklung zur Folge haben, die unser heutiges Vorstellungsvermögen übersteigt.

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