Wie überlebt man als angeschlagener Anbieter eine Immobilienkrise wie diese? Man setzt alle Hebel in Bewegung, und tut was möglich ist. So sieht man es aktuell auch bei der ziemlich stark angeschlagenen Adler Group SA. Der verschuldete Vermieter hat ein Wohnungsportfolio in Berlin verkauft und plant eine kostspielige neue Unternehmensanleihe, um vorhandene Verbindlichkeiten abzulösen.
Adler verkauft Bestände
Das sogenannte Wasserstadt-Portfolio in Berlin-Mitte mit etwa 700 Wohnungen und 200 “Co-Living-Apartments” wurde für rund 130 Millionen Euro an einen nicht genannten Investor verkauft, wie Adler laut Bloomberg aktuell mitteilt. Der Verkaufspreis lag 0,7 % unter dem Buchwert per 30. Juni. Adler hatte im zweiten Quartal sein Portfolio deutlich abgewertet.
Anleihe zu 21 % Zins
Darüber hinaus plant Adler bis zu 191 Millionen Euro von Investoren zu einem Zinssatz von 21 % aufzunehmen, um ausstehende Wandelanleihen zurückzukaufen, wie mit der Angelegenheit vertraute Personen laut Bloomberg berichten. Der kriselnde Wohnbaukonzern muss seine relative Verschuldung reduzieren und neue Mittel beschaffen, um eine Anfang des Jahres mit Gläubigern vereinbarte Finanzierung zurückzuzahlen. In der vergangenen Woche hatte Adler bereits ein Berliner Entwicklungsprojekt und ein Portfolio in Mannheim verkauft, das mit einem Abschlag von 10 % den Besitzer wechselte.
Bei dem geplanten neuen Bond handelt es sich um eine zweijährige sogenannte “Payment-in-kind”-Anleihe, die in der Schuldenhierarchie vorrangig gegenüber allen anderen Verbindlichkeiten ist, mit Ausnahme der Ende letzten Jahres unterzeichneten neuen Super-Senior-Anleihe, heißt es. Die Berenberg Bank agiert als alleiniger Lead Arranger. Die Emission soll in den kommenden Wochen abgeschlossen werden. Adler versucht derzeit Wandelanleihen im Wert von 165 Millionen Euro zurückzukaufen, die im November fällig werden. Wegen Adlers stark gesunkenen Aktienkurses ist eine Wandlung der Anleihe de facto keine Option.
Kommentar
FMW: Im folgenden TradingView Chart sehen wir als blaue Linie seit Anfang 2022 den Niedergang der Aktie der Adler Group SA. Seitdem hat sie 95,43 % an Wert verloren. In negativer Korrelation dazu sieht man den steigenden Leitzins der EZB als orange Linie. Die Bauzinsen stiegen bereits ab Januar 2022 in Erwartung der höheren EZB-Zinsen, was auf die Immobilienbranche schon damals negativ einwirkte. Die Folgen sieht man aber erst mit Verzögerung, nach und nach. 21 % Zinsen für eine neue Anleihe – daran erkennt man, welch immense Risikoprämie Investoren verlangen, wenn sie einem Immobilienunternehmen – und dazu noch so einem angeschlagenen wie Adler – jetzt mitten in der Krise Geld leihen sollen.
FMW/Bloomberg
Kommentare lesen und schreiben, hier klicken
wird hervorragend zu meinen anderen High Yield Corporate Bonds passen – zur Zeit der interessantere Markt als Aktien!
Wie will man bei einem Zinssatz von 21 Prozent die Schulden reduzieren? 21 Prozent, das ist exakt der Zinssatz wo Griechenland ,im April 2010, die Hände hob und quasi von den europäischen Partnern gerettet wurde.
Nur Adler wird definitiv nicht gerettet.