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Drei Tage vor EZB-Entscheidung – Hedgefonds stellen sich gegen den Euro

Am Donnerstag erhöht die EZB die Zinsen? Oder doch nicht? Dazu noch die Konjunkturschwäche in Euroland. Profis wetten gegen den Euro.

Euro-Geldscheine
Foto: Wirestock - Freepik.com

Die EZB wird diese Woche Donnerstag vermutlich den Leitzins noch einmal anheben. Aber so wirklich sicher ist das nicht. Haben die Top-Spekulanten – die Hedgefonds – da ein feineres Näschen? Im Vorfeld dieser wegweisenden Entscheidung der EZB, die auch nur eine Unterbrechung des Zinserhöhungszyklus bedeuten könnte, sind Hedgefonds laut Bloomberg nämlich so negativ gegen den Euro eingestellt wie noch nie seit Jahresbeginn. Den jüngsten Daten der Commodity Futures Trading Commission zufolge hielten spekulative Händler in der vergangenen Woche eine Netto-Short-Position von 6.421 Kontrakten, was eine Trendwende gegenüber der Vorwoche bedeutet, als sie netto long waren. Längerfristig orientierte Vermögensverwalter verringerten ebenfalls ihre Netto-Long-Positionen.

Euro im Rückgang – Hedgefonds short

In diesem TradingView Chart sehen wir den Kursverlauf von Euro gegen US-Dollar in den letzten zwölf Monaten als blaue Linie. In orange sehen wir dazu als Vergleich den seit einem Jahr stetig ansteigenden Leitzins der EZB, von 0 % auf aktuell 4,25 %. Grob gesagt konnte der Euro im Zuge der höheren Zinsen aufwerten. Seit einigen Wochen tendiert er abwärts von über 1,12 auf 1,0728 – eben weil der Zinserhöhungszyklus nun ganz oder beinahe zu Ende ist.

Chart zeigt Euro im Vergleich zum US-Dollar und den EZB-Leitzins

Keine klares Meinungsbild drei Tage vor EZB-Entscheidung

Der Markt ist nach wie vor geteilter Meinung über die Chancen einer weiteren Zinserhöhung durch die EZB. Die Wetten auf eine Pause – die laut Bloomberg jetzt bei 60 % liegen – haben in Anbetracht der zunehmenden Besorgnis über die sich verschlechternden Wachstumsaussichten zugenommen, auch wenn die Inflation hartnäckig hoch bleibt. „Eine Stagflation in Europa ist ein echtes Risiko“, sagte Mark Dowding, Chief Investment Officer bei RBC BlueBay Asset Management, der gegenüber dem Euro eine Long-Position im Dollar hält. „Das Wachstum ist enttäuschend, aber es werden begrenzte Fortschritte bei der Senkung der Kerninflation gemacht.

Schwächere Konjunktur in der Eurozone

Die Stimmung gegenüber dem Euro hat sich im Laufe des Sommers verschlechtert, da die Gemeinschaftswährung acht Wochen in Folge gefallen ist und seit ihrem Höchststand im Juli über 4 % verloren hat. Hedgefonds haben im August fast 90 % ihrer Netto-Long-Positionen im Euro abgestoßen. Die Aussichten für die Wirtschaft des Euroraums verschlechtern sich zusehends. Die EU-Kommission hat am Montag ihre Wachstumsprognosen für die Region gesenkt. Sie geht nun davon aus, dass die Wirtschaftsleistung der 20 Mitgliedstaaten im Jahr 2023 um 0,8 % steigen wird, während zuvor ein Wachstum von 1,1 % erwartet worden war. Die Prognose für das nächste Jahr wurde um den gleichen Betrag auf 1,3 % gesenkt.

Hedgefonds positionieren sich verstärkt gegen den Euro

Analyst: Euro möglicherweise noch unter 1,07

Derzeit könnte jede Erholung im Euro nur von kurzer Dauer sein, sagte Francesco Pesole, Stratege bei ING Groep NV. Stärker als erwartet ausgefallene US-Inflationsdaten in dieser Woche würden dafür sprechen, dass die US-Notenbank die Zinsen hoch hält, was den Dollar stützen würde, während die EZB-Entscheidungsträger angesichts der Konjunkturabschwächung „eindeutig vor einer zunehmenden Spaltung stehen“, so Pesole. „Angesichts der Aufwärtsrisiken für den Dollar im Vorfeld der Veröffentlichung des US-Leitzinses halten wir einen weiteren Rückgang bei Euro vs US-Dollar unter 1,07 $ vor der EZB-Ankündigung am Donnerstag für durchaus möglich“, so Pesole.

FMW/Bloomberg/Erster Chart TradingView



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