Haben sich Privatanleger zuletzt von Tech-Aktien abgewendet? Das ist eine interessante Frage. Schauen wir, ob die Daten eines großen Onlinebrokers Aufschluss geben. Deutsche Privatanleger setzen stärker auf Europa. Europäische Unternehmen wie Novo Nordisk und Rheinmetall gehörten im letzten Quartal neu zu den Top 10 Aufsteigern bei der Zunahme der Aktienhalter, und die Begeisterung für Künstliche Intelligenz treibt die Anleger weiterhin zu den Marktführern Nvidia und ARM. So zeigt es ein aktueller Einblick des Brokers eToro.
Weiter schreibt der Broker: Privatanleger in Deutschland suchen zunehmend nach Investmentmöglichkeiten in europäischen Aktien, während sie an den Marktführern bei KI und Medikamenten zur Gewichtsabnahme festhalten. Der Broker untersuchte, welche Unternehmen im Vergleich zum Vorquartal die größte proportionale Veränderung bei den deutschen Anlegern erfahren haben, und betrachtete auch die 10 meist gehaltenen Aktien.
Während die Liste der am häufigsten gehaltenen Aktien an der Spitze mit Tesla und Amazon unverändert blieb, rückte der KI-Marktführer Nvidia im ersten Quartal von Platz 7 auf Platz 3 vor. Die Daten zeigen auch, dass die Kunden des Brokers in Deutschland im Jahr 2024 mehr Potenzial in europäischen Aktien sehen, noch vor einer weithin vorhergesagten Marktrotation weg von den USA und der Technologie hin zu Europa und den Schwellenländern. Zu den europäischen Unternehmen auf der Liste gehören der Hersteller von Medikamenten zur Gewichtsreduktion Novo Nordisk und der deutsche Rüstungswert Rheinmetall, wobei letzterer im Jahr 2024 bisher einen massiven Kurssprung von 80 Prozent verzeichnete, da die Militärausgaben aufgrund des anhaltenden Ukraine-Russland-Konflikts steigen.
Das Verhalten der Privatanleger zeigt laut eToro keine Anzeichen, dass die KI-Manie nachlässt. Die KI-bezogenen Aktien ARM Holdings, NVIDIA und Micron Technology schafften es alle auf die Liste der größten Kurssteigerungen im ersten Quartal. Die Anzahl der Anleger, die diese Aktien halten, stieg jeweils um 29 Prozent.
Ben Laidler, globaler Marktstratege von eToro, kommentierte die Daten: „Bestimmte Themen dominieren weiterhin die Märkte, und dies spiegelt sich gut in der Aktivität der Kunden in den letzten drei Monaten wider. KI-Aktien ziehen nach wie vor eine Vielzahl neuer Investoren an, die von der raschen Akzeptanz der Technologie und dem Übergang vom Hype zur Realität der Umsätze und Gewinne belohnt werden. Auch die Hersteller von Medikamenten zur Gewichtsreduktion, Eli Lilly und Novo Nordisk, behalten ihren Einfluss auf die Kleinanleger bei, da die Nachfrage nach ihren Produkten explodiert.
„Noch bemerkenswerter ist der wachsende Appetit auf europäische Aktien auf der eToro-Plattform und wir erwarten, dass sich dieser Trend im Jahr 2024 fortsetzen wird, da sich der Fokus vom lange Zeit dominierenden US-Markt auf billigere und wirtschaftlich und zinssensitivere europäische Aktien verlagert. Kleinanleger versuchen eindeutig, dem Spiel einen Schritt voraus zu sein, indem sie Positionen hinzufügen“, so Laidler.
Am anderen Ende des Spektrums schienen die Kunden die Geduld mit chinesischen Aktien zu verlieren, denn Prosus (–18 Prozent) führt die Liste der größten Verlierer an. Der Grund dürfte das Verhalten Chinas sein: Die Volksrepublik deckelte zuletzt die Ausgaben für Videospiele. Das führte zu einem Rückgang beim chinesischen Tech-Unternehmen Tencent, an dem Prosus einen Anteil von 25 Prozent hält und damit größter Investor von Tencent ist. Einen vergleichbar starken Rückgang verzeichnet das Onkologie-Biotech Corbus Pharmaceuticals, was durchaus überrascht. Der Aktienkurs von Corbus war Ende Januar um mehr als 300 Prozent gestiegen, nachdem das Unternehmen positive Ergebnisse aus einer Studie zu einem Antikörper-Medikament veröffentlicht hat.
Laidler fügt hinzu: „Trotz der lang erwarteten Rallye der Schwellenländer im Jahr 2024 hinken chinesische Aktien immer noch hinterher und bleiben eine der Regionen mit der schlechtesten Performance weltweit, so dass es nicht überrascht, dass einige Anleger ihre Verluste reduzieren und umschichten. Die Anleger haben auch einige Gewinne verbucht, z. B. bei Corbus, nachdem deren Aktien stark gestiegen waren.“
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