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Aktienmarkt von Anleihemarkt getrieben Aktienmärkte, Anleihemärkte: Pulverfass Naher Osten

A car destroyed by Palestinian militants in Sderot, Israel, on Oct. 7. Photographer: Kobi Wolf/Bloomberg
A car destroyed by Palestinian militants in Sderot, Israel, on Oct. 7. Photographer: Kobi Wolf/Bloomberg

Offensichtlich wurde Israel von dem Angriff der Hamas überrascht: In den Medien geht man davon aus, dass ein solcher Schlag ohne die Unterstützung des Irans für die Hamas nicht möglich gewesen wäre, auch wenn der Iran dies bestreitet – was sind die Folgen für Aktienmärkte und Anleihemärkte?

Pulverfass Naher Osten und die Auswirkungen auf Aktienmärkte und Anleihemärkte

Für die USA ist der Zeitpunkt katastrophal: Aus Budgetgründen kann man schon die Ukraine nicht mehr voll unterstützen. Nun haben die USA umgehend ihr größtes Kriegsschiff in Richtung Israel geschickt, Waffen- und Finanzhilfen werden folgen.

Russland wird es insgeheim freuen, dass die USA nun einen weiteren Krieg begleiten müssen. Selbst China könnte untersuchen, ob die Vorfälle eine zeitnahe Übernahme Taiwans begünstigen könnten. Ich möchte gar nicht ausmalen, welche geopolitischen Strategien derzeit weltweit diskutiert werden. Sie werden jedoch schnell sehen, welches Ausmaß die jüngsten Ereignisse nach sich ziehen könnten, wenn einer der Beteiligten Akteure einen unüberlegten Schritt unternimmt.

Nicht ohne Grund wird daher auf Benjamin Netanjahu eingewirkt, keine voreiligen Aktionen gegen den Iran zu unternehmen. Zudem stellen die Hamas aus dem kleinen Gaza-Streifen im Süden Israels nur eine kleine Gruppe dar. Im wesentlich größeren Westjordanland im Norden Israels wird die Hisbollah nun überlegen, ob man zeitgleich ebenfalls den Druck auf Israel erhöht. Die USA werden sich mit entsprechenden Vorwürfen gegenüber dem Iran zurückhalten.

Doch dieser kleine Überblick soll Ihnen zeigen, wie explosiv die Situation im Nahen Osten ist und welche Auswirkungen auf die globalen Machtverhältnisse folgen könnten. Vor diesem Hintergrund halte ich es für überraschend, dass der DAX sich gestern so gut halten konnte.

Aktienmärkte von Anleihemärkten getrieben – Renditen entscheidend!

Tatsächlich sind die Aktienmärkte bislang von den Ereignissen kaum betroffen. Aber der Aktienmarkt hat in den vergangenen Wochen ohnehin kein Eigenleben mehr geführt, er war eine Ableitung des Anleihemarktes. Und die Anleihemärkte in den USA bleiben am gestrigen Feiertag (Columbus Day) geschlossen. Die einzige Reaktion, die wir an den Märkten heute sehen, ist ein Ölpreis, der um 4% ansteigt und Rüstungsaktien, die um 10% (Hensoldt)oder 6% (Rheinmetall) anspringen.

Der Ölpreisanstieg ist ein Reflex, da viele Marktbeobachter am Finanzmarkt Parallelen zum Jom-Kippur Krieg ziehen. Vor genau 50 Jahren (am 6. Oktober 1973) begann ein Krieg zwischen Israel und den durch die Sowjetunion aufgerüsteten Syrien und Ägypten. Während des 20-tägigen Kriegs sprang der Ölpreis um 70% an. Es folgten Öl-Embargos (autofreier Sonntag, die Älteren werden sich erinnern), die zu einer Vervierfachung des Ölpreises innerhalb eines Jahres führten. Die Bündnispolitik des Westens mit Israel wurde in Folge dieser Erfahrung neu aufgestellt. Vor diesem Hintergrund ist der gestrige Ölpreisanstieg um 4% eher niedlich.

Ich denke, wir werden heute eine heftigere Reaktion an den Finanzmärkten sehen. Morgen öffnen die Anleihemärkte wieder und von dort werden kleine Schwankungen potenziert auf die Rohstoff- und Aktienmärkte übertragen. Der Anleiheanleger ist von Natur aus risikoavers. Wenn Sie nun
denken, dass er daher nun in den „Sicheren Hafen“ der Staatsanleihen flüchten wird, liegen Sie mMn falsch: Er wird aus Sorge über die neue Ausgabensteigerung im US-Haushalt US- Staatsanleihen verkaufen. Die Anleihepreise, die schon seit Monaten fallen und zu dem starken Zinsanstieg geführt haben, werden morgen nochmals unter Druck geraten.

Seit der vorübergehenden Aussetzung der US-schuldenobergrenze im Juni ist die Verschuldung der USA um weitere 7% angestiegen. Die Zustimmung für einen Übergangshaushalt kostete den republikanischen Sprecher vor wenigen Wochen seinen Posten. Ukraine-Hilfen wurden auf bereits getätigte Zusagen begrenzt. Der Verschuldungsgrad der USA zum BSP liegt aktuell bei 122%. Alles über 60% gilt als nicht nachhaltig, als gefährlich. Da sind steigende Zinsen noch gar nicht berücksichtigt. Okay, die 60%-Hürde haben die USA mit der großen Finanzkrise 2007 – 2009 längst verlassen. Seither steht die Frage im Raum, wie lange und nicht ob das noch gut gehen kann. In jedem Fall werden Anleiheanleger der veränderten Situation Rechnung tragen und ihre US-Staatsanleihen reduzieren.

Wenn die US-Aktienanleger heute also aufwachen, werden sie einen hohen Ölpreis sehen, der inflationär wirkt, und dann noch steigende Zinsen am Anleihemarkt. Auch der Aktienanleger wird dieser Entwicklung Rechnung tragen und sein Aktienengagement reduzieren. Da wir jedoch bereits vor dem Angriff der Hamas Angst und Panik an den Finanzmärkten festgestellt haben, könnte ich mir vorstellen, dass die Reaktion am Aktienmarkt gar nicht so heftig ausfallen wird. Es ist vielleicht nur eine Verzögerung der überfälligen Gegenbewegung. Sollten die Kurse purzeln, so könnte das sehr schnell vonstatten gehen und die anschließende Rally dürfte dann schnell die Verluste wett machen. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass alle Beteiligten besonnen bleiben und dass insbesondere der Iran nicht in diese Sache hineingezogen wird.

Ich kann im Augenblick noch nicht absehen, ob wir heute einen kurzen Ausverkauf bekommen, ob sich die Situation dramatisch
zuspitzt und wir crashen oder aber ob sich die Märkte gut behaupten können. Wer jetzt verkauft riskiert, seine Positionen nicht mehr rechtzeitig zurückkaufen zu können.

 



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