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Auch Japan stürzt heute brutal ab Aktienmärkte im Absturz – der Gesamtüberblick

Die Aktienmärkte rutschen aktuell kräftig ab. Schlechtere Konjunkturdaten überschatten Zinssenkungshoffnungen. Ein Überblick.

Pfeil und Börsenkurse
Grafik: User6370240-Freepik.com

Die Aktienmärkte befinden sich im Absturz. Aber noch bis gestern Mittag sah doch alles ganz gut aus. Woher dieser plötzliche Wandel? Ein klarer Auslöser ist erkennbar! Der Dax verlor gestern 2,3 %, der Nasdaq 100 sank um 2,44 %, und der S&P 500 um 1,37 %. Der japanische Nikkei 225 verliert heute sogar 4,95 %! Heute früh zeigt die Indikation der Börse Frankfurt für den Dax weitere Verluste von 0,56 % an.

Aktienmärkte verlieren – Dax in zwei Wellen

Der Dax verlor gestern in zwei Wellen. Gestern früh wurde der deutsche Leitindex durch mehrere schlechte Quartalszahlen deutscher Autobauer runtergezogen. Dann kam gestern um 16 Uhr der ISM-Index für die Industrie in den USA. Der Index wurde schlechter gemeldet als erwartet. Die Konjunktur in den USA läuft also schlechter, entsprechend gab es einen Abverkauf der Aktienmärkte. Der Dax folgte den Amerikanern ab 16 Uhr nach unten (hier finden Sie die aktuelle Dax-Analyse von Stefan Jäger). Aber warum fielen die US-Kurse gleich so deutlich nach den ISM-Daten? Offenbar war großes Anlegergeld doch nervöser unterwegs als gedacht. Diese eine Zahl reichte aus, um eine Lawine auszulösen. Der Zeitpunkt 16 Uhr war gestern in den Charts klar identifizierbar als Zeitpunkt, ab dem die Aktienmärkte schnell begannen abzustürzen, hier der gestrige Verlauf der US-Indizes (rote Linie).

Chart zeigt Absturz der Aktienmärkte nach ISM-Daten

Narrativ geändert

Monatelang galt das gute alte Narrativ: Schlechtere Konjunkturdaten in den USA erhöhen die Chancen aus Zinssenkungen durch die US-Notenbank. Und diese Aussicht wäre langfristig gut für Unternehmen und Verbraucher, weil die Kreditkosten sinken. Das wiederum bewerteten die Aktienmärkte eigentlich stets als positiv. Gestern aber wurden die schlechteren ISM-Daten einfach als negatives Zeichen für die US-Konjunktur bewertet, die Aktienkurse fielen. Die Anleger ignorieren also das Narrativ der längerfristig positiven Effekte sinkender Zinsen, und schauen auf die aktuell schlechter laufende US-Konjunktur als Begründung, um Aktien zu verkaufen. Dass Japan heute so kräftig abverkauft wird, darf man als Folge des gestrigen Abverkaufs der westlichen Märkte ansehen.

Game Chancer US-Arbeitsmarktdaten?

Heute um 14:30 Uhr werden die US-Arbeitsmarktdaten für Juli gemeldet. Sie sind weitaus wichtiger als die ISM-Daten. Fallen auch diese Daten schwach aus – weniger neu geschaffen Stellen und/oder niedrigere Stundenlöhne – fallen die Aktienmärkte dann weiter wegen der schlechter laufenden Konjunktur? Oder kehrt dann das alte Narrativ zurück, dass die Federal Reserve im September die Zinsen senken wird, und dass dies letztlich gut für die Märkte ist? Das ist die große Frage! Wichtig: Die Quartalszahlen von Amazon und Apple wurden gestern Abend erst nach 22 Uhr deutscher Zeit gemeldet, sie hatten also keinen Anteil am gestrigen Absturz der Aktienmärkte. Amazon enttäuschte mit seinen Zahlen und verlor nachbörslich 6,88 % an Wert, was heute weiter negativ auf Tech-Aktien wirken kann. Apple konnte halbwegs überzeugen, die Aktie gewann nachbörslich 0,59 %.

Einbruch der Aktienmärkte vertieft sich, Japan fällt am stärksten seit 2020

Bloomberg berichtet aktuell wie folgt: Die japanischen Aktienmärkte fielen einen zweiten Tag lang aufgrund der Erwartung einer weiteren geldpolitischen Straffung im Land und verschärften damit den weltweiten Ausverkauf nach schwachen US-Wirtschaftsdaten und Technologie-Quartalszahlen. Der Topix-Index fiel um bis zu 5,7 % und damit so stark wie seit 2020 nicht mehr, da der Yen seinen höchsten Stand seit März erreichte und die exportorientierte japanische Wirtschaft belastete. Auch in ganz Asien, von Südkorea bis Hongkong, fielen die Aktienmärkte, wobei der KI-Chiphersteller SK Hynix Inc. 8,7 % einbüßte.

In der Zwischenzeit setzten US-Staatsanleihen ihre Rallye in Asien fort, wobei die geldpolitisch sensiblen zweijährigen Renditen ein 14-Monats-Tief erreichten, da die Wetten auf Zinssenkungen durch die Federal Reserve nach der Sitzung der Zentralbank am Mittwoch zunahmen. Swap-Händler erhöhten die Zahl der Zinssenkungen in diesem Jahr von zwei auf drei.

Die allgemein risikoarme Stimmung kam auf, nachdem die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenunterstützung in den USA ein fast einjähriges Hoch erreichten und die Produktion schrumpfte. Die von der Technologiebranche ausgehenden Verluste wurden durch enttäuschende Gewinnaussichten oder Ergebnisse von Branchenriesen wie Intel und Amazon.com verursacht. Der Fokus wird sich nun auf die monatlichen Arbeitsmarktdaten am späteren Freitag verlagern.

Was die Anleger in Japan in Atem hält, sind die Aussichten auf eine weitere Zinserhöhung durch die japanische Zentralbank nach ihrem Schritt zu Beginn dieser Woche. Der große Kurswechsel der Bank of Japan in dieser Woche macht eine weitere Zinserhöhung im Oktober sehr wahrscheinlich und erhöht das Potenzial für vierteljährliche Erhöhungen, so ein ehemaliger für die Geldpolitik zuständiger Direktor.

„Die jüngste Aufwertung des japanischen Yen in Verbindung mit der Schwäche des Technologiesektors dürfte sich erheblich auf die asiatischen Aktienmärkte auswirken“, sagte Manish Bhargava, Fondsmanager bei Straits Investment Holdings in Singapur. „Japanische Exporteure sind besonders anfällig für die Aufwertung des Yen, da sie den Wert ihrer Auslandseinkünfte schmälert. Der MSCI Asia Pacific Index fiel um 3,1 %, so stark wie seit über zwei Jahren nicht mehr, wobei Technologie- und Industrieunternehmen zu den größten Verlierern gehörten.

Die Futures auf den S&P 500 und den Nasdaq 100 gaben in Asien ebenfalls nach und verstärkten damit die Rückgänge der zugrunde liegenden Benchmarks vom Donnerstag. Intel sagte, dass die Einnahmen im dritten Quartal enttäuschen werden, während Amazon Gewinne prognostizierte, die die Schätzungen der Analysten verfehlten, was die Aktien beider Unternehmen im nachbörslichen Handel zurückgehen ließ.

„Ich habe nicht erwartet, dass die Aktienmärkte so stark fallen würden“, sagte Kiyoshi Ishigane, leitender Fondsmanager bei Mitsubishi UFJ Asset Management Co. in Tokio. „Das liegt wahrscheinlich daran, dass es Befürchtungen gibt, dass die US-Wirtschaft in großem Stil zusammenbricht, und das ist das unangenehmste Muster für japanische Aktien.“

US-Arbeitsplätze

Ökonomen erwarten für den am Freitag zu veröffentlichenden Arbeitsmarktbericht der Regierung für Juli eine Abschwächung des Beschäftigungswachstums. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Arbeitslosenquote unverändert bei 4,1 % bleibt. „Der Geist der ‚harten Landung‘ ist mit einem Fuß aus der Flasche, und bald werden es zwei sein, wenn der heute erscheinende Arbeitsmarktbericht enttäuscht“, sagte Tony Sycamore, Analyst bei IG Australia. Wenn sich die Arbeitslosenquote auf 4,3 % zubewegt und die Zahl der neu geschaffenen Arbeitsplätze auf weniger als 100.000 sinkt, sind alle Wetten verloren“, sagte er.

Andernorts in Asien übte ein Berater der chinesischen Zentralbank eine seltene Kritik an der Wirtschaftspolitik Pekings, die zu konservativ sei, und forderte die Regierung auf, die steuerlichen Anreize zu verstärken und die Inflation zu fördern. Der Benchmark CSI 300 für chinesische Aktienmärkte weitete seine Verluste vom Donnerstag nach einer kurzen Erholung in der vorangegangenen Sitzung aus.

FMW/Bloomberg



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6 Kommentare

  1. irgendwann geht auch der best konzertierten fake rally die luft aus. seit x-quartalen geschönte zahlen zu inflation und arbeitsmarkt, trotzdem notwendigerweise verschobene zinssenkungen und eine der größten schuldenorgien einer us regierung können irgendwann das einzig noch existierende narrativ für die heile börsenwelt (=ki-märchen) nicht mehr aufrecht erhalten.

    derzeit beginnt in einem geopolitisch äußerst gespannten umfeld (was wird zb. energie machen wenn der nahe osten brennt?) die realität der menschen (=massive verschuldung) inkl. dadurch natürlich inzwischen verursachter konjunkturabschwung auf die illusion der tech blase zu treffen. big money macht schon mal den eindruck, dass man das sinkende schiff nicht mehr ganz so geordnet verlässt auch wenn man auf biegen und brechen versucht hat das bis zur wahl drüber zu retten.

    hat das große (gier-)schafe scheren schon begonnen, oder kann/will man das nochmal einfangen? schönen gruß auch aus dem land des längst andauernden liquid exstasy missbrauchs der fälschlicherweise suggeriert, dass es dauerhaft im kapitalismus einen „kostenlose drogen-dauer-party“ mit der netten bezeichnung MMT gibt. es ist eben das was das T ausdrückt – eine theorie. die wird nun möglicherweise absehbar falsifiziert. minizinsen bzw. die aussicht auf ein ohnedies äüsserst zaghaftes umsteuern veursachen dann schon mal einen tagesverlust im index von 5% – more to come.

    @fugmann: ist immer so. sobald man im urlaub ist…. vl. sollten sie noch eine woche anhängen ;)

  2. Der DAX ist jetzt um 10 Uhr 1% im Minus. Wenn heute nicht aus der USA eine Gegenbewegung kommt, dann war das kein Dip. Jedenfalls die deutsche Wirtschaft war nicht der Grund für den Superlauf des DAX in diesem Jahr und höchstens ein vorzeitiges Ende der Ampel könnte den DAX noch beflügeln, meine ich.

    1. @Robert. Die Sache wirkt ziemlich angeschlagen. Der DOW hat gestern eine rote Kerze mit 1‘000 Punkten gezeigt, und das ohne große Gegenwehr. Das ist schon heftig!
      Im Juni habe ich hier geschrieben, dass es in nächster Zeit ungemütlich wird, insbesondere im Tech-Bereich. Übergeordnet habe ich im Juni / Juli ein paar längerlaufende Put-Optionen im Nasdaq 100 aufgebaut. Aber es wird immer wieder zu starken Gegenbewegungen kommen, die sich gut für kurzzeitige Long-Positionen nutzen lassen. Momentan wäre ich allerdings mit langfristigen Long Engagements äußerst vorsichtig, insbesondere bei Tech.
      Fallende Märkte sind für mich so „normal“ wie steigende. Das ist reine Kopfsache, bin da vollkommen emotionslos.

  3. Nun ja. Ein bisschen Ernüchterung vom Rausch der unbegrenzten Geldmöglichkeiten. Mag sein, das es noch 10-15 Prozent runtergeht. Wäre der Lage nur gerecht und angemessen. Doch ob das politisch und vor allem geldpolitisch durchgehen darf, wird sich noch zeigen. Es ist auch möglich, das einmal mehr ungesund in den Markt eingegriffen und hochmanipuliert wird. Das Kartenhaus darf nicht zusammenfallen, denn man hat es uns als ein Betonbauwerk mit standhaften Fundament angedreht. Alles hat ein Ende und die Reichtümer derer wir uns sicher glaubten, können nicht mit der Notenpresse erhalten werden.

  4. Typisch Perma, dauernd die Bären kritisieren und wenn’s runter geht ist er natürlich auch wieder dabei.
    Uuuuuuunglaubwüüüüürdig ! Die Börsen sind jetzt schon 5 bis 10% vom Hoch weg und die Buyhlder haben denAusstieg verpasst. Grosse Anlagen sind jetzt schon stark im Minus, da kann man fast täglich mit kleinen Gewinnen als Tagestrader bluffen wie man will, der Besserwisser und Basher soll einmal die Bilanz seiner Gesamtanlage aufdecken. Bei echt Vermögenden sind die Tagestrade nur Beigemüse,da sowieso über 70 % verlieren. Beim Supertrader sind sie die Hauptsache weil eher wenig Anlagevermögen vorhanden ist.

    1. Ich kritisiere keine „Bären“, sondern Menschen wie Sie, die völlig daneben liegen und keine Einsicht zeigen und sich der eigenen Dummheit auch noch rühmen. Ich handle mit hoher Wahrscheinlichkeit einfach die richtige Richtung, egal um welches „Tier“ es sich handelt.

      Ich habe Ihnen doch in den letzten Tagen gezeigt, minutiös dokumentiert, dass ich in der Lage bin, meinen Einsatz innerhalb von 24 h zu verdoppeln. Da bricht natürlich wieder mal der Neid durch und die Wut über das eigene Unvermögen:

      https://finanzmarktwelt.de/deutschlands-ausufernde-subventionskosten-zeigen-die-herausforderung-der-energiewende-317537/?unapproved=182798&moderation-hash=4b45fec13aa8e631d73f8fd5ef291ed7#comment-182798

      Es tut mir leid für Sie, dass meine simultan aufgezeichneten Trades immer sehr positiv enden. Das wird Sie irgendwann in den Wahnsinn treiben bzw. halten, dort wo Sie eigentlich schon zuhause sind.

      Und als glücklicher Mensch, der nicht mehr arbeiten muss, brauche ich keine Gesamtbilanz offenlegen. Meine überaus komfortable Situation, ist mir Bestätigung genug. Gehen Sie davon aus, dass ich in den letzten Tagen, einen Gewinn im hohen 5-stelligen Bereich erwirtschaftet habe.

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