Indizes

Aktienmärkte: Versöhnliches Dax-Finale, neues Jahr neues Glück?

Steigende Kurse

Wieder einmal seht das große Finale an der Wall Street noch aus, während es in vielen Ländern schon einen Tag vor Silvester der Fall war, wie zum Beispiel in Frankfurt, wo die Jahresschlusskurse für den Dax bereits am Donnerstag um 14:00 Uhr gestellt wurden. Es war ein erfolgreiches Jahr für unseren Index, bei dem man vor gut einer Woche noch Arges befürchten musste, als er den Aufwärtstrend (200 Tage-Linie) nach unten durchbrochen hatte.

Das neunte Gewinnjahr im Dax in der letzten Dekade

Auch wenn sich der Dax die letzten Tage sichtlich schwer tat mit der Santa Claus Rally, genügte gestern ein Kursanstieg von 0,21 Prozent auf 15.884 Punkte, um mit einem Plus von 15,8 Prozent das doch so schwierige zweite Pandemiejahr abzuschließen. Trotz Omikron, überbordender Inflation, Materialmangel und Lieferengpässen, die gerade unsere Schlüsselindustrie (Automobil) so in Bedrängnis brachte. Aber folgende Reihung der Aktienjahre von 2012 bis dato – plus 29,06 Prozent/+25,48%/+2,65%/+9,56%/+6,87%/+12,51%/-18,56%/+25,48%/+3,55%/+15,80%, zeigt, dass es nicht verkehrt gewesen wäre als deutscher Anleger den Worten von EZB-Chef Draghi zu folgen, als er 2012 den legendären „Whatever it takes-Satz“ prägte, um fortan die Konkurrenz für Aktien, den Anleihemarkt, auszuschalten.

Obgleich sich ein Wandel in der Zinslandschaft anbahnt, sehen viele Auguren ein weiteres positives Aktienmarkt am Horizont. Ein typisches Verhalten, schließlich führte ein starkes Aktienjahr zumeist zu einem weiteren positiven. Für erfahrene Börsianer ist dies aber eher ein Warnsignal, wenn sich Analysten und Fondsmanager so einig sind wie derzeit in ihrer Beurteilung der Lage. Aber was sind schon knapp 16 Prozent plus im Dax, wenn man über den Teich blickt, auf die Performance von S&P 500 und Co?

Die Wall Street am vorletzten Handelstag

Erst recht an der Wall Street blickt man gespannt auf das Endergebnis der Indizes am heutigen Tag: Voller Freude von denjenigen, die auf große Boni hoffen können, verärgert durch jene Anleger, die mit ihren Einzelinvestments in der Masse daneben gegriffen haben und missmutig durch die 85 Prozent der aktiven Fondsmanagern, die in diesem Jahr der Benchmark in Gestalt des S&P 500 hinterherhinken. Ein Damoklesschwert hängt über der aktiven Branche, die auch im Vorjahr schon mit etwa 60 Prozent hinter den passiven Fonds (ETFs) gelegen haben. Das Argument, man könne in Krisen flexibel reagieren, um das Kapital der Anleger zu schützen, hat nicht an Glaubwürdigkeit gewonnen, zumindest nicht bei den meisten Investmentfonds. Der vorletzte Handelstag brachte ein wenig eine Umkehr der Kursentwicklung des Vortages. Zunächst mit deutlichen Anstiegen auf weitere Allzeithochs bei Dow und S&P 500, kam es in der letzten Stunde zu Gewinnmitnahmen und zu einem leichten Abtauchen in den Minusbereich.

Dow Jones: 36.398 Punkte, minus 0,25 Prozent
S&P 500: 4778 Punkte, minus 0,30 Prozent
Nasdaq: 15.741 Punkte, minus 0,16 Prozent
Russell 2000: 2248 Punkte, minus 0.02 Prozent
Die Vola beim VIX stieg moderat an auf 17,73 Punkte, das Verhältnis steigende zu fallenden Kursen blieb mit 3 zu 1 erstaunlicherweise positiv.

Das 71. Allzeithoch beim S&P 500 wurde damit schlussendlich verhindert (verschoben?), dennoch bleibt es in der vorletzten Monatsbilanz für den Dezember bei außergewöhnlichen fünf Prozent plus, sowohl für Dow als auch für den S&P. Immer wieder angesprochen, die extreme Kopflastigkeit und Einseitigkeit in der Entwicklung des Leitindex 2021, die zu diesem Ergebnis geführt hat. Nichts veranschaulicht diese Dominanz besser als die Schautafel beim S&P 500, bei der schon die Größe der Rechtecke die Höhe der Marktkapitalisierung der Big Seven darstellt – und natürlich auch die Prozentangaben für deren Jahresperformance vor dem heutigen Finale.

Wie rot wäre hingegen eine Tafel beim Nebenwerte-Index Russell 2000?

Am gestrigen Tag wurde an der Wall Street auch schon ein bisschen Bilanz gezogen und offen dargelegt, was neben der ultralaxen Geldpolitik für das dritte „Hammerjahr“ für den Leitindex verantwortlich war. Ein neuer Rekord beim Rückkauf eigener Aktien im abgelaufenen Jahr:

850 Milliarden Dollar, deutlich mehr als die 806 Milliarden Dollar im Jahr 2018, als die Unternehmen nach der Steuerreform von Donald Trump quasi „im Geld schwammen“. Die Buybacks führten zur Reduzierung der Zahl der Aktien, was diese damit „billiger“ machte, ohne dass sich die Unternehmensergebnisse verbessern mussten. Allen voran Apple bei der Rangliste der Verringerung der Anzahl eigener Aktien seit 2018:

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– Minus 19 Prozent, gefolgt von Meta (Facebook), minus 14 Prozent und Alphabet mit minus 8,2 Prozent. So auch die Reihenfolge bei der Höhe der Aktienrückkäufe im dritten Quartal 2021
– Apple 20,4 Milliarden Dollar, Meta 15,0 Mrd. und Alphabet 12,6 Mrd.

Apple-Chef Tim Cook kommt zweifelsohne nicht annähernd an die Kreativität des Firmengründers Steve Jobs heran, aber im Financial Engineering setzte er in den letzten Jahren Maßstäbe, unabhängig davon, wie man dies in ein paar Jahren bewerten wird.

Fazit

Trotz des Kursanstiegs von fast 16 Prozent in diesem Jahr, könnte man auch für das nächste Jahr recht optimistisch sein für unseren Leitindex. Denn mit einem erwarteten Gewinn von bis zu 120 Milliarden Euro (KGV 15) im abgelaufenen Jahr für die Dax 40-Werte, ist der Index weit weniger hoch bewertet, als die großen Schwester-Indizes in den USA. Hinzu kommen große Dividendenzahlungen von etwa 45 Milliarden Euro im kommenden Frühjahr, dies spräche doch sehr stark für das deutsche Börsenbarometer, zumal es für viele Kapitalsammelstellen trotz steigender Zinsen keine Möglichkeit gibt, ohne großes Risiko an so hohe Auschüttungen zu kommen.

Aber, wann konnte sich der deutsche Leitindex jemals schon längere Zeit von der Wall Street abkoppeln? Despektierlich ausgedrückt könnte man ihn als Appendix des großen überseeischen Kapitalmarktes bezeichnen, außerdem sind die USA unser großer Absatzmarkt. Also müssen wir wahrscheinlich weiter über den großen Teich schielen, um fürderhin die Aussichten für unsere Börse zu quantifizieren. Gleich in wenigen Stunden erfahren wir, wie eines der besten Börsenjahre für den S&P 500 endgültig verlaufen ist. Schafft der Index, den es in dieser Form seit 1957 gibt, noch die 28 Prozent-Gewinnmarke? Womit dieser sogar an die beiden besten Jahre seit der Finanzkrise (2013 – 29,60 Prozent, 2019 – 28,88 Prozent) herankäme und nicht mehr weit hinter dem besten Jahr des Index überhaupt landen würde: 1995 mit 34,11 Prozent.



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3 Kommentare

  1. Vorab, ich habe von Aktien keine Ahnung, und was ich hier schreibe, soll auch nicht ironisch gemeint sein..
    Ich höre oft, man solle für die private Altersvoersorge auch in Aktien investieren.
    Wer das vor 21 Jahren gemacht hat, als der DAX im Mittel bei etwa 8.000 Punkten stand, hat (einschließlich Dividenden) bis heute, etwa 100 Prozent Kapitalertrag gehabt.
    Und davon durften auch noch Steuern gezahlt werden, und die Inflation hat in den 21 Jahren auch einiges weggefressen. Und wer dann im Alter bei einer gesetzlichen Krankenkasse freiwillig versichert ist, darf von dem Kapitalertrag auch noch etwa 17% Beiträge zahlen.

    Viele Grüße aus Andalusien
    Helmut

  2. @Helmut. Sie haben Recht: Keine Ahnung von der Aktienanlage. Dass Anleger im März 2000 bei Dax 8000 ihr ganzes Geld investiert hätten (und nicht ein paar Monate vorher oder nachher, oder über viele Einzahlungen verteilt) ist derselbe Unsinn wie drei Jahre später bei Dax 2300. Verdoppelung gegen Versiebenfachung. Die Unsitte sich immer markante Hochs oder Tiefs herauszusuchen, um irgendwelche Rückschlüsse zu zielen. Geschieht vornehmlich durch Laien, die nicht am Markt investiert sind, um dies zu rechtfertigen. Gilt übrigens genauso für Gold.

    1. Ja, das ist alles richtig, der Zeitpunkt ist maßgebend. Nur, diese Schwankungen halten wohl die meisten Menschen davon ab in Aktien zu investieren.
      Und dann kommt auch hinzu, dass sich durch glückliche Umstände der Goldpreis in der Zeit (in Euro) fasst versechsfacht hat, aber dafür hat er vorher 20 Jahre rumgedümpelt.
      Und wer weiß was kommt.
      Also auch nur Glücksache.
      Ich traue mir jedenfalls nicht zu, auch nur annähernd in solchen Anlageklassen eine verlässliche Prognose zu stellen.

      Viele Grüße aus Andalusien
      Helmut

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