Die europäischen Aktienmärkte haben heute höher eröffnet und folgen damit einer Rally an den asiatischen Märkten und an der Wall Street, da sich der von der Technologiebranche ausgelöste Aufschwung weltweit ausbreitet. US-Tech-Aktien führen einmal mehr die Rally an und entfachten den Risikoappetit der Anleger. Die gestrigen Inflationsdaten, die die Erwartungen an eine Zinssenkung der Fed gestützt haben, sorgten ebenfalls für Aufwind an den Aktienmärkten. Unser heimischer Dax eröffnete den Handelstag rund 180 Punkte (+1%) über seinen gestrigen Schlusskurs, während der europäische Leitindex Euro Stoxx 50 seine Vortagsgewinne ausbaute.
Aktienmärkte weltweit im Aufwind
Beflügelt von der globalen Tech-Rally stiegen der Euro Stoxx 50 und die S&P 500-Futures. Der MSCI Asia Pacific Index kletterte so stark wie seit fast einem Monat nicht mehr, angetrieben von Kursgewinnen in den technologielastigen Märkten Japans, Südkoreas und Taiwans. Chinesische Aktien tendierten dagegen uneinheitlich.
Laut einem Bericht von Bloomberg kehrte die Risikobereitschaft in die Region zurück, da die US-Inflationsdaten für August die Wetten auf eine Zinssenkung der Fed in der nächsten Woche unterstützten. Die Kern-Inflation kühlte sich jedoch nicht so stark ab wie erhofft, weshalb eine große Zinssenkung der Fed wohl vom Tisch ist. Das Augenmerk der europäischen Händler richtet sich heute auf die Europäische Zentralbank, die um 14:15 Uhr die nächste Zinssenkung verkünden wird.
„Der Aufschwung im Technologiesektor und die erhöhte Risikobereitschaft kommen auch den asiatischen Märkten zugute“, so Jun Rong Yeap, Marktstratege bei IG Asia. „Die Zinserwartungen sind immer noch gespalten, was die Zeit nach September angeht, sodass sich mit dem Näherrücken der Fed-Sitzung eine gewisse Vorsicht einschleichen könnte“, sagte er.
Die Händler schwanken zwischen Optimismus, dass die Fed die US-Wirtschaft zu einer sanften Landung führen wird, und der Befürchtung, dass die Zentralbank es zu spät für eine Zinssenkung gemacht hat. Während Swaps nun eine Zinssenkung um 25 Basispunkte in der nächsten Woche eingepreist haben, geht die Debatte über den Weg für weitere Senkungen weiter, und einige Anleger meinen, die Märkte hätten die Erwartungen überbewertet.
In Japan beendete der Nikkei-Index seine siebentägige Verlustserie, da die US-Inflationsdaten die jüngste Yen-Rally beendeten und dem Dollar zu einem Rebound verhalfen. Ein regionaler Indikator für Technologiewerte stieg um mehr als 3 %, nachdem Nvidia am Mittwoch um 8,2% gestiegen war, während der taiwanesische Chiphersteller TSMC zu den Spitzengewinnern im regionalen Index gehörte.
Aussicht auf Fed-Senkung beflügelt
Die sogenannte Kern-Inflation – der Lebensmittel und Energiekosten ausschließt – stieg im Juli um 0,3 %, so stark wie seit vier Monaten nicht mehr, und um 3,2 % im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie aus Zahlen des Bureau of Labor Statistics vom Mittwoch hervorgeht. Die auf das Jahr hochgerechnete Dreimonatsrate stieg laut Bloomberg-Berechnungen um 2,1 %, gegenüber 1,6 % im Juli.
„Die Aktien werden wahrscheinlich bei einer Zinssenkung um 25 Basispunkte stärker steigen als bei einer um 50“, da letztere einen Abschwung der US-Wirtschaft signalisieren würde, sagte Timothy Moe, Chefstratege für den asiatisch-pazifischen Raum bei Goldman Sachs auf Bloomberg TV. „Hier wird ein moderates Maß an Zinssenkungen geboten, während das Wachstum in den USA immer noch anständig ist, was einen sehr guten Hintergrund für die Aktienmärkte darstellt“, sagte er.
Ein Index für den Dollar war stabil, nachdem er am Mittwoch gefallen war. Der Ölpreis baute seine Gewinne vom Mittwoch weiter aus, als der Hurrikan Francine durch die wichtigsten Ölfördergebiete im Golf von Mexiko fegte und die Händler dazu veranlasste, ihre bärischen Wetten zu decken. Der Goldpreis handelt bei 2.515 USD, nahe an seinem jüngst markierten Rekordhoch.
Das Vorstandsmitglied der Bank of Japan, Naoki Tamura, hatte zuvor den Yen gegen den Dollar mit seinen Äußerungen über eine Anhebung des Leitzinses auf mindestens 1 % bis zum Ende des Projektionszeitraums leicht nach oben getrieben, aber die Währung fiel wieder zurück. Sollte es so kommen, dann könnte der Carry Trade wieder zum Problem für die Aktienmärkte werden.
Die Anleger zeigen auch neues Interesse an südostasiatischen Aktien, die von den Fondsmanagern im Hinblick auf den Kurswechsel der US-Notenbank Fed als bevorzugte Anlageform angesehen werden.
Soft Landing – ja oder nein?
Das größte Rätsel für die Aktienmärkte ist und bleibt die Frage, ob die US-Wirtschaft eine weiche Landung hinlegt oder ob sie zum Ende dieses Jahres bzw. irgendwann im nächsten Jahr auf eine härtere Landung zusteuert. Derzeit preisen Fed-Swaps Zinssenkungen um mehr als 100 Basispunkte bis zum Jahresende ein.
„Die über den Erwartungen liegende Kern-Inflation wird es Jerome Powell erschweren, im September eine Zinssenkung um 50 Basispunkte vorzunehmen“, so Krishna Guha von Evercore. „Wir sind weiterhin der Meinung, dass eine erste Senkung um 50 Basispunkte das Richtige ist und sich jetzt sogar durchsetzen könnte. Aber die Chancen stehen schlecht, und die Risiken für die Aktienmärkte und die weiche Landung sind daher höher.
Guha merkte an, dass die Fed, wenn sie die Zinsen nächste Woche nicht um 50 Basispunkte senkt, dies möglicherweise im November tun wird.
FMW/Bloomberg
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