Bei den von Bloomberg befragten Analysten sind durch die Bank alle bullisch für die US-Märkte – kein einziger erwartet für 2015 Kursrückgänge. Das letzte Mal, als alle von Bloomberg befragten Analysten einhellig steigende Märkte erwarteten, war im Jahr 2009. Damals stiegen die US-Märkte von tiefen Niveaus kommend um 23%.
Im Durchschnitt erwarten die Befragten beim S&P Kursgewinne von 8,1%. Dabei weichen die Prognosen kaum voneinander ab: so liegt die optimistischste Prognose nur 11% über der Pessmistischsten – die Differenz ist so gering wie seit dem Jahr 2007 nicht mehr. Würden die Analysten Recht bekommen, hätten dann Ende 2015 die US-Märkte die zweitlängste Rally seit den 1960er-Jahren absolviert: so dauerte die Rally an den US-Märkten zwischen 1974 und 1980 2248 Tage, getoppt nur durch die Rally zwischen 1990 und 1998 mit 2836 Tagen.
Der Bullenmarkt seit 2011 brachte in den USA ununterbrochen Gewinne von mindestens 10% pro Jahr. Geht das einfach so weiter? Analysten und Investoren sind sich da einig – die Kapitalzuflüsse in Aktien-ETFs, die die Kursbewegung von US-Indizes abbilden, lagen im letzten Quartal 2014 bei über 91 Milliarden Dollar, während nur 23 Milliarden Dollar in Anleihe-ETFs flossen. Das ist die größte Differenz, seit die Daten von Bloomberg aufgezeichnet werden (seit dem Jahr 2000). Die Rally aber war an den Anleihemärkten stärker als an den Aktienmärkten.
Der Grund für die Euphorie ist vor allem die Politik der Notenbanken. Zwar erwarten die meisten eine Zinswende in den USA, gehen aber davon aus, dass das den Märkten nicht schaden wird. Anders sieht das der „Gott der US-Anleihemärkte“ Jeff Gundlach unter Verweis auf die steigenden Risikoprämien für High-Yiel-Anleihen – und Gundlach behält fast immer Recht. Er prognostiziert, dass ein weiter steigender Dollar insbeosndere die Schwellenländer schwer treffen wird – mit unabsehbaren Folgen.
Genau das aber blenden fast alle Analysten aus. Wir sehen weniger in der Eurozone das Problem – dass hier kein Wachstum mehr stattfindet, haben die Märkte inzwischen kapiert und weitgehend eingepreist. Nicht eingepreist aber sind die Schockwellen, die ein weiter fallender Ölpreis (und fallende Rohstoffpreise) für die Weltwirtschaft bringen werden. Unsere Prognose lautet daher: wir werden in 2015 heftige Krisen vor allem bei Schwellenländern (inklusive China) erleben und keine Zinswende in den USA sehen. Das aussichtsreichste Investment dürften US-Staatsanleihen sein – der sichere Hafen schlechthin (zumindest mittelfristig). So rentiert die 10-jährige US-Anleihe noch knapp über 2%, während für deutsche Bundesanleihen nur 0,5% abfallen. Zwar dürften die Renditen auch bei europäischen Anleihen weiter sinken, aber eben nicht so stark wie in den USA, wo noch viel mehr Luft nach unten besteht.
Wir gehen eine Wette ein: das Jahr 2015 wird nicht das Jahr der Aktien sein! Wenn nämlich alle sich einig sind, kommt es fast immer anders..
Ohnehin
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