Indizes

Anleihemärkte versus Aktienmärkte – sind wir nach den ersten Q1-Zahlen etwas schlauer?

Seit Wochen kann man darüber rätseln. Über das Auseinananderdriften der beiden wichtigsten Anlageklassen und die Frage, wer Recht hat, denn beide zusammen können es nicht haben.

Die Anleihemärkte

Noch vor vier Wochen gab es in den USA das gefürchtete Szenario – inverse Zinskurve. Ab dem 22. März lag die Rendite der 3-monatigen US-Staaatsanleihe unter der der 10-jährigen, für etwa eine Woche. Seither sind die Renditen wieder gestiegen. Am gestrigen Tag war das Verhältnis zwischen 2-und 10-Jahren bei 2,40% zu 2,59%? Also etwas Rezessionsentspannung.

 

Die Aktienmärkte und die Unternehmensergebnisse

Das erste Quartal zeigte eine Aktien-Rallye vom Feinsten. Am gestrigen Tag schlossen Dow Jones, Nasdaq und S&P 500 nur zwischen 1,38 und 1,86 Prozent unter ihren Allzeithochs.

Die ersten Unternehmenszahlen für das erste Quartal brachten keine entscheidenden Hinweise auf ein kommendes Szenario. Oftmals steigende Gewinne, aber zugleich schwächere Umsätze und verhaltene Ausblicke, aber keine heftigen Revisionen.

 

Die Frühindikatoren en bloc

Bei den Frühindikatoren konnte sich in der Kürze der Zeit nicht viel verändert haben. In Asien liegt nur Japan mit 49,2 Punkten unter der Wachstumsschwelle, das Sorgenkind bleibt weiterhin Europa und die USA sind mit ihren PMIs noch deutlich über der 50-er-Marke. Am heutigen Donnerstag kommt allerdings eine Flut an neuen Zahlen aus Deutschland, Europa und den USA.

 

Sind die Chinesen wieder der Retter?

Die chinesischen Wirtschaftsdaten werden sukzessive besser, auch weil die Peoples Bank of China richtig stimuliert und am Mittwoch schon wieder 360 Mrd.$ ins System geschoben hat. Dazu die Daten zum Wirtschaftswachstum und zur Industrieproduktion. Die Industrieproduktion stieg im März um 8,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, das schnellste Wachstumstempo seit Juli 2014. Analysten hatten ein Wachstum von 5,9 Prozent erwartet.

Worauf sich wieder einmal die Frage stellt: Wieso wussten das die Investoren im Shanghai Composite Index, der in den letzten Monaten die stärkste Performance aller Weltbörsen hingelegt hat?

Man darf auf keinen Fall den Fehler machen, die aktuellen Unternehmensergebnisse zu sehr mit den Aktienkursen zu vergleichen. Denn diese sind auf die Zukunft gerichtet, mindestens ein halbes Jahr im Voraus. Gerade an Wendepunkten eine sehr delikate Angelegenheit. Ich nenne nur das Beispiel Rezession: Wenn diese festgestellt wird, sind die Unternehmensergebnisse tiefrot, die Märkte beginnen aber schon aggressiv zu steigen. Für fast alle vollkommen unverständlich und es traut sich keiner einzusteigen. Aber wie bereits erwähnt. Aktienmärkte irren sich auch in ihrer Zukunftsbetrachtung, durch Schieflagen und Gier oder Panik der Anleger.

 

Fazit

Noch ist man nicht wirklich schlauer. Die Kurse sind weit gelaufen, sehr weit sogar. Aber die Kursentwicklung der großen Indizes in den USA läuft aus meiner Sicht auf eine Entscheidung zu. Knapp unter dem All Time High vom September/Oktober 2018, besteht die Wahrscheinlichkeit eines weit auseinander liegenden Doppel-Tops. Wie in den letzten großen Abschwüngen beim S&P 500 in den Jahren 1999/2000 oder im Jahr 2007, als die Käufer nicht mehr die Kraft aufbrachten, den Index auf ein neues Niveau zu heben.

Es gibt aber noch eine zweite Alternative, so unrealistisch sie auch klingen mag. Wenn es die Kurse auch mit dünnen Umsätzen auf neue Allzeithochs schaffen sollten, käme die Fondsbranche schwer in die Bredouille. Sie sind derzeit schwach investiert und würden bei diesem Szenario hinter den passiven Fonds hinterherrennen müssen. Ein neues Hoch ist bekanntermaßen ein ganz starkes Kaufsignal.

Es war schon lange nicht mehr so spannend wie derzeit.

 

By Vlad Lazarenko – Own work, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=33219566



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2 Kommentare

  1. Wen interessieren heutzutage noch Unternehmenszahlen!? IPO’s von verlustträchtigen Unternehmungen sind das heissbegehrte Investmentthema der Stunde. Leute kauft! UBER, LYFT und TESLA geht bestimmt auch wieder gen 400 $.

  2. Hallo Wolfgang,

    „Also etwas Rezessionsentspannung.“

    Nein ! der Hauptpunkt ist der, dass die EZB endlich mal „aufwacht“, das kann sie aber nicht wegen den Briten. Punkt !

    „Es gibt aber noch eine zweite Alternative, so unrealistisch sie auch klingen mag. Wenn es die Kurse auch mit dünnen Umsätzen auf neue Allzeithochs schaffen sollten, käme die Fondsbranche schwer in die Bredouille. Sie sind derzeit schwach investiert und würden bei diesem Szenario hinter den passiven Fonds hinterherrennen müssen. Ein neues Hoch ist bekanntermaßen ein ganz starkes Kaufsignal.“

    Nein ! Was realistisch ist und sein muss ! Ist eine Angleichung“ der Anleihe- wie der Aktienmärkte.

    Wer heute immer noch behauptet, dass die Anleihemärkte nicht (!) manipuliert sind, tja, dem kann man auch nicht mehr helfen….
    Und die EZB muss reagieren, aber leider haben die die Ausrede, wegen dem Brexit ! – Aber der Brexit ist nicht die Schuld des EUR… Nö !!
    Nätürlich könnt Ihr Bären könnt machen was Ihr wollt… Ihr Bären… :D

    die Bullen freuen sich.. Das Geld liegt auf der Straße und wir Bullen sammeln es auf :D

    Euch sollte klar sein, was in EUR-Land los wäre, sollte die EZB „endlich“ reagieren.

    Aber gut, das wird noch a bisserl dauern…

    „Rezessionsentspannung“ – Super, Wolfgang…

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