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Industrie-Auftragseingänge steigen – der erste Blick täuscht

Die Auftragseingänge der Industrie legen laut aktuellen Daten zu. Aber Großaufträge verzerren das Gesamtbild massiv.

Industrieanlagen
Foto: HOUND-Freepik.com

Die Auftragseingänge der deutschen Industrie (Verarbeitendes Gewerbe) sind laut aktueller Meldung vom Statistischen Bundesamt im Juli im Jahresvergleich um 3,7 % gestiegen. Im Monatsvergleich zu Juli 2024 ist es ein Plus von 2,9 %. Auch der wichtige Dreimonatsvergleich, also der Zeitraum Mai bis Juli zu den drei Monaten davor, lag 1,7 % höher.

Also geht es wieder bergauf mit der deutschen Wirtschaft? Ist jetzt „endlich mal“ Schluss mit dem ewigen Rumgejammer über Krise und Rezession? So einfach ist es leider nicht. Der zweite Blick auf die Daten zeigt: Großaufträge verzerren das Gesamtbild. Was man in der Vergangenheit schon öfters sah: Erhielt Airbus einen Mega-Auftrag, wurde das im Monat der Auftragsvergabe komplett verbucht, und auf einen Schlag wurde die gesamte Statistik hochgezogen – auch wenn so ein Auftrag ja über Jahre hinweg abgearbeitet wird. Aktuell könnte mal wieder Airbus oder vielleicht die Rüstungsindustrie mit Großaufträgen die Statistik positiv verzerren.

Wichtig hierzu diese Anmerkung der Statistiker: Ohne die Berücksichtigung der Großaufträge waren die Auftragseingänge im Juli 2024 um 0,4 % niedriger als im Juni 2024 und von Mai bis Juli 2024 um 1,0 % höher als in den drei Monaten zuvor.

Zu den Details der Großaufträge schreiben die Statistiker: Die positive Entwicklung der Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe im Juli 2024 ist insbesondere auf den deutlichen Anstieg im Sonstigen Fahrzeugbau (Flugzeuge, Schiffe, Züge, Militärfahrzeuge) zurückzuführen. Hier lagen die Neuaufträge aufgrund mehrerer Großaufträge um 86,5 % höher als im Vormonat. Auch der Anstieg im Bereich Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (+18,6 %) wirkte sich positiv aus. Negativ beeinflusste das Gesamtergebnis hingegen der Rückgang im Bereich Maschinenbau (-6,1 %).

Grafik zeigt Entwicklung der Auftragseingänge der deutschen Industrie seit dem Jahr 2018

Die Ökonomen der Commerzbank schreiben aktuell in ihrer Headline-Aussage zu den Daten: Die Auftragseingänge der deutschen Industrie haben im Juli gegenüber dem Vormonat um 2,9% zugelegt und damit das zweite dicke Plus in Folge verzeichnet. Allerdings ist der Anstieg im Juli alleine durch eine größere Anzahl an Großaufträgen bedingt, die zumeist keinen schnellen Effekt auf die Produktion haben. Rechnet man diese heraus, sind die Aufträge sogar leicht gefallen. Trotzdem scheinen sich die Aufträge seit Anfang des Jahres stabilisiert zu haben. Die bis zuletzt schwachen Stimmungsindikatoren mahnen hier aber zur Vorsicht und sprechen zumindest gegen eine schnelle Wende zum Besseren.



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11 Kommentare

  1. Es besteht Handlungsbedarf wegen des Auftragsrückgangs beim Maschinenbau.

    1. Man kann nicht alles gleichzeitig haben. Wer hohe Löhne möchte braucht billigste Energie. Wer es durch Schulden gegenfinanziert hat neunmal Inflation.

      1. An FMW-Nutzer smith: So setzt eben jeder seine Prioritäten.

  2. Der Niedergang einer Industrie zieht sich hin.
    Es hat auch 5 Jahre gedauert, bis die Arbeitslosenzahlen sich von 1927 (von etwa 1,5 Millionen) auf 5,6 Millionen, bis 1932 fasst vervierfacht hatten.
    Es dauert daher auch lange, bis auf der anderen Seite vom Tal das Ausgangsniveau wieder erreicht wird. Aber wo sind dann die anderen Industrienationen wohl schon?
    Das eine Regierung Sabotage gegen die eigene Industrie betreibt, ist ja auch wohl noch nie vorgekommen.

    Viele Grüße aus Andalusien Helmut

  3. @Helmut. Kannst endlich mal mit dem Deutschland-Bashing aufhören? Unaufhörlich jeden Tag mehrmals, wie Deutschland in den Abgrund stürzt. Du bist ausgewandert, dass deine Entscheidung in das Wüstengebiet von Spanien zu ziehen die richtige war, wissen wir. Gib Ruhe, aber anscheinend hast du kein anderes Leben mehr, als den ganzen Tag vor dem Computer zu sitzen und Nachrichten über den Untergang Deutschlands zu suchen. Soll das gesund sein, in deinem Alter? Du wirst geflutet mit Cortisol.
    Jeden Tag auf FMW, Helmut, Helmut, Helmut!🙈

    1. Apocalypse now
      Das ist doch wie Zirkus und Realsatiere aufeinmal.
      Einmalig auf der ganzen Welt, welche Clowns in Deutschland an der Regierung sind, und wie absichtlich die Wirtschaft gegen die Wand gefahren wird.
      Und die ganze Welt lacht.
      Das ist wie Kino, in einem schlechten Film.
      Dazu muss ich einfach was schreiben.
      Aber es wäre sicherlich nur etwa 1/5, wenn Leute wie Sie mich nicht so unqualifiziert anschreiben würden.
      Haben Sie denn nichts zur Sache beizutragen?

      Viele Grüße aus Andalusien Helmut

      1. Der Clown sitzt fernab jeglicher Realität in Andalusien am Pool!

    2. Es ist sein einziger Lebensinhalt. Nimm sie ihn nicht auch noch…

  4. Helmut ist besser als seine Neider

    Helmut hat recht, er wird immer provoziert von Leuten die seine Wahrheit nicht lieben. Und der dümmste von allen ist der Perma ,der von der Steuer-Oase.

    1. @Wechselbalg. Herrlich wie Sie auf jegliche Kritik an Ihrem heissgeliebten @Helmut reagieren. Ein Genuss wie das immer funktioniert. Wer „der dümmste“ ist, wird so offenbar. Weiter so, immer weiter… 😂

  5. Beinahe schon im Quartalsrhythmus ist zu lesen, dass die Auftragseingänge zwar steigen, was allerdings immer nur auf Großaufträge, statistische Effekte oder Sondereffekte zurück zu führen sei.
    Denn eigentlich gehe es dem verarbeitenden Gewerbe so richtig mies.

    Hier ein paar Beispiele:
    5. April 2023
    6. Juli 2023
    7. August 2023
    6. Oktober 2023
    23. Februar 2024
    5. April 2024
    6. Juni 2024
    6. August 2024

    Bei so einer Häufigkeit und Regelmäßigkeit könnte man fast auf die Idee kommen, Großaufträge hat es schon immer gegeben, daher gehören sie fast schon zum täglich Brot.
    Zumindest sollte man sie nicht einfach weg leugnen, verharmlosen und ignorieren. Großaufträge bringen Sicherheit und Arbeit für einen längeren Zeitraum. Die bessere Frage wäre eigentlich: Hätten diese Unternehmen neben den Großaufträgen überhaupt die Kapazitäten für ein parallel wachsendes „Laufkundschaftsgeschäft“?

    Fast schon reziprok proportional gilt natürlich Vergleichbares auch für die Monate nach den Großaufträgen, die dann natürlich besonders „schlecht“ ausfallen. Doch zu verlockend sind hier die nicht bereinigten absoluten Zahlen. Denn so eine Relativierung wäre natürlich deutlich weniger spektakulär und würde das publikumswirksame Narrativ von industriellen Niedergang zum zahnlosen Tiger machen.

    Fakt ist, die aktuellen Auftragszahlen aus der geglätteten Kategorie „insgesamt“ liegen etwa auf dem Volumenindex von 2014. Damit stagnieren die Auftragseingänge seit 10 Jahren, sind aber weit von Niedergang entfernt.

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