Die Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) schürt an den Finanzmärkten die Sorgen vor einer Pleitenwelle im Bankensektor. Um die Panik einzudämmen und einen Bank-Run zu vermeiden, meldeten die US-Behörden am Sonntag, dass die Kundeneinlagen garantiert seien. Doch die Ansteckungsgefahr ist damit noch nicht abgewendet, wie der Fall der Signature Bank zeigt. Nach dem Kollaps SVB Financial Group schließen die US-Bankenaufseher ebenfalls die New Yorker Signature Bank. Es ist bereits das zweite Geldhaus, das schießen muss. Daher geht die Angst vor einem Dominoeffekt um.
Aber auch die Einlagen der Singnature Bank sollen sicher sein. Der schnellste Anstieg der Zinsen in der Geschichte der US-Notenbank Fed fordert allmählich seinen Tribut. Eigentlich sind Banken die Nutznießer höherer Zinsen, aber nur solange nichts im Finanzsystem kaputtgeht. Da in den Bilanzen der amerikanischen Banken eine Bombe an unrealisierten Wertpapierverlusten schlummert, ist die Krise aber noch lange nicht überstanden. Die SVB-Pleite sollte als Warnung verstanden werden – noch ist es kein Black-Swan-Ereignis, aber zumindest ein Mini-Black-Swan.
Panik im Bankensektor
Wie Bloomberg berichtet, werden Investoren gerade sehr unsanft daran erinnert, dass steigende Zinsen durchaus ihren Tribut fordern und dass derzeit allseits beliebte Bank-Aktien nicht immun gegen diese Auswirkungen sind. Natürlich sind wir von den Abgründen der Globalen Finanzkrise weit entfernt, aber man kann die jüngsten Ereignisse vielleicht schon als “Mini-Black-Swan-Ereignis” bezeichnen, das wieder einmal verdeutlicht, dass Kapitalmärkte auf wackelnde Banken, egal wie klein und wie weit weg, auch 15 Jahre nach der Finanzkrise noch sehr ungut reagieren.
Banken in Europa weniger gefährdet
Ja, die Bilanzen und Sichteinlagen der heimischen Banken unterscheiden sich von den US-Kollegen und folglich hat Philip Richards von Bloomberg Intelligence wohl recht mit der Aussage, dass ein ähnlich gelagerter Fall in Europe eher unwahrscheinlich ist. Aber dennoch sollten Investoren bedenken, dass die großen Bestände von Staatsanleihen in den Bankbilanzen, steigende Zinsen für Immokredite und das Auslaufen der TLTRO-Finanzierungen auch hier Risiken für den Bankensektor darstellen. Bezüglich der Eigenanlagen bei Sparkassen und Genobanken warnten schon sowohl Bundesbank als auch Bafin. Bei einem Kursplus des Bankensektors von gut 50% seit Oktober mag auch mancher mal den ein oder anderen Euro an Gewinnen mitnehmen. Also keine Panik — aber die Bankrally dürfte wohl erstmal zu Ende sein.
FMW/Bloomberg

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Ein Thema für den früheren Finanzminister von Luxemburg und ehemaligen Eurogruppenchef, Präsident der Europäischen Kommission a.D. Jean-Claude Juncker.