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Klagewelle ohne Ende Bayer prüft laut Kreisen Roundup-Lösung über texanische Teilinsolvenz

Bayer prüft laut Kreisen derzeit offenbar ein spezielles Insolvenzverfahren in Texas, um das Problem der Roundup-Klagen zu beseitigen.

Bayer-Mittel Roundup
Bayer-Mittel Roundup. Foto: Bloomberg

Die Klagewelle, die in den USA auf Bayer niederprasselt wegen dem Unkrautvernichter Roundup, scheint kein Ende zu nehmen, und unkalkulierbare Milliardenkosten stehen noch auf Jahre hinaus an? Das Mittel steht im Verdacht Krebs zu erregen. Die Bayer-Aktie ist ein einziges Desaster, seitdem man Monsanto im Jahr 2018 übernommen hatte. Im TradingView Chart sehen wir die Aktie mit 61 % Minus in den letzten fünf Jahren, der Dax stieg seitdem um 54 %. Jetzt kommt eine Meldung, wonach Bayer offenbar einen Befreiungsschlag aus der Roundup-Misere versuchen könnte.

Grafik zeigt Entwicklung der Bayer-Aktie im Vergleich zum Dax

Bayer mit speziellem Insolvenzmodell in Texas?

Um Zehntausende US-Klagen zum krebsverdächtigen Unkrautvernichter Roundup hinter sich zu lassen, erwägt Bayer Insidern zufolge ein umstrittenes juristisches Manöver, mit dem die Verfahren vor einen US-Konkursrichter gebracht und damit Vergleichsverhandlungen erzwungen werden können, so meldet es Bloomberg. Angesichts einer Reihe kostspieliger Geschworenenurteile sondiert die Bayer-Führung mit Anwälten und Beratern eine Strategie, die unter US-Juristen als “texanischer Wechselschritt” (Texas Two-Step) bekannt ist, berichten die Insider, die mit den Überlegungen vertraut sind. Das erwünschte Endergebnis wäre ein Vergleich für mehr als 50.000 anhängige Fälle, so heißt es.

Die Strategie baut auf einer Eigenheit des texanischen Firmenrechts auf, die es Unternehmen erlaubt, Aktiva und Passiva in getrennte Sparten aufzuteilen. Jene mit den Verbindlichkeiten wird dann als überschuldet in die Insolvenz geschickt. Im Erfolgsfall werden so Vergleichsverhandlungen mit Klägern erzwungen, die sich einer Beilegung zuvor verschlossen hatten. Es gibt allerdings keine Erfolgsgarantie für diese umstrittene Taktik. Der US-Hersteller 3M scheiterte mit einem derartigen Versuch in Bezug auf Klagen wegen fehlerhafter Gehörschutzausrüstung für Soldaten. Der Pharmakonzern Johnson & Johnson fiel bei Prozessen zu Babypuder durch.

Doch Bayer scheint entschlossen, nichts unversucht zu lassen. In den letzten vier Monaten verlor der Leverkusener Konzern wegen Roundup — auch bekannt unter dem Namen des Wirkstoffs Glyphosat — mehrere Fälle in den USA mit Strafzahlungen von rund 4 Milliarden Dollar. Bayer behauptet trotz der Urteile weiterhin, das Produkt sei sicher und verweist auf entsprechende wissenschaftliche Erkenntnisse. Problematisch ist für den Konzern vor allem, dass Versuche, die zahllosen, über verschiedene Bundesstaaten verteilten Einzelfälle zu einem Verfahren zusammenzufassen, gescheitert sind.

“In Anbetracht der jüngsten Urteile zum ‘Texas Two-Step’ ist Bayer sicher bewusst, dass die Chancen sehr gering sind, auf diesem Weg einen Vergleich zu erreichen”, meint Bruce Markell, ein früherer US-Konkursrichter, der inzwischen an der Northwestern University lehrt. “Doch vielleicht glauben sie, dass sie keine andere Wahl haben.”

Bayer lehnte es ab, sich zu den angeblichen Plänen zu äußern. Konzernchef Bill Anderson hatte die Bereitschaft erklärt, “jede vernünftige Option zu prüfen, um das Unternehmen zu schützen und unsere Mission vor der Prozessindustrie zu bewahren.” Bayer hat unlängst den aktivistischen Investor Jeff Ubben für seinen Aufsichtsrat nominiert, der zuvor Bayer öffentlich aufgerufen hatte, den Texas Two-Step als Strategie gegen die Roundup-Klagen zu prüfen.

FMW/Bloomberg



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1 Kommentar

  1. Das ist ja wohl ein klares Geständnis den Betrieb in die Insolvenz zu treiben. Die denken nur an das liebe Geld und nicht an die Betroffenen.

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