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Benzin-Knappheit durch Tropensturm Harvey – das Ende des Mangels antizipieren

Der Tropensturm Harvey, laut US-Medien der stärkste Sturm, der seit 13 Jahren auf die Küste von Texas getroffen ist, ist über das Wochenende vorüber gezogen. Jetzt hat die texanische Küste vor allem um die US-Ölhauptstadt Houston mit eine...

FMW-Redaktion

Der Tropensturm Harvey, laut US-Medien der stärkste Sturm, der seit 13 Jahren auf die Küste von Texas getroffen ist, ist über das Wochenende vorüber gezogen. Jetzt hat die texanische Küste vor allem um die US-Ölhauptstadt Houston mit einer massiven Überschwemmung und anhaltenden Regenfällen zu kämpfen. Angeblich sollen die Regenfälle noch tagelang anhalten, als End-Ausläufer des Sturms.

Das bedeutet auch: 10 große Öl-Raffinerien in Texas bleiben erstmal mehrere Tage offline. Die Vergangenheit zeigte aber: Es dauerte nie Monate, bis sie wieder hochgefahren waren nach solchen Ausnahmesituationen. Alles geht für die Öl-Trader jetzt nur darum, wie lange dieser Ausfall dauert. Wann geht die Überschwemmung zurück, und wie schnell können die Raffinerien wieder anfangen Rohöl in Benzin zu verarbeiten?

Am Freitag Mittag schrieben wir vom aktuellen „Crack Spread Buying“. Termin-Trader versuchen aus dem Sturm Gewinn zu schlagen, in dem sie den Benzin-Future (Gasoline) kaufen, und Rohöl (WTI / West Texas Intermediate) verkaufen. Am Freitag sprachen wir davon, ob man nicht versuchen könnte zu antizipieren, was gerade antizipiert wird. Diese Idee möchten wir an dieser Stelle erneut besprechen. Der Ölmarkt kauft Rohöl derzeit nicht, weil die Raffinerien es ja aufgrund des Ausfalls nicht verarbeiten können. Benzin wird als Future gekauft, weil es landesweit in den USA natürlich immer noch täglich benötigt wird, aber nicht in den entsprechenden Mengen raffiniert werden kann.

Daher liegt die Idee einmal mehr auf dem Tisch zu antizipieren, dass in einigen Tagen der aktuell steigende Benzin-Future sich wieder nach unten anpassen wird, weil die Raffinerien die Produktionslücke aufholen nach ihrem Neustart. Rohöl reagiert seit Freitag überhaupt nicht, und scheint relativ unberechenbar zu sein im Moment. Benzin (Gasoline) aber steigt, weil es ja derzeit ein eher knappes Gut in den USA ist.

Nach groben Schätzungen sollen die geschlossenen Raffinerien eine Verarbeitungskapazität von 2,2 Millionen Barrels haben. Der Benzin-Future stieg von Mittwoch bei 158 Dollar auf 177,70 in der Future-Eröffnung gestern Abend. Jetzt aktuell notiert er bei 172,80 Dollar. Marktbeobachter haben übers Wochenende vergangene Stürme wie „Katrina“ oder „Ike“ verglichen, und sprachen von Benzin-Kursen, die nach Ende der Stürme noch zwei Wochen gestiegen sind, bis sie ihr Hoch erreichten.

Danach sanken die Kurse wieder auf Normal-Niveau. Jetzt ist die Frage: Sind diesmal viele Trader schlauer als in der Vergangenheit, und antizipieren, dass der Benin-Preis nach der Normalisierung der Lage auch wieder fallen wird? Oder wiederholt sich das Muster, und der Preis steigt noch ein paar Tage? Das ist schwierig vorauszusagen. Ob der Preis auf Niveaus von unter 160 Dollar zurückfällt, ist ebenfalls nicht sicher, aber möglich. Der aktuelle Anstieg jedenfalls ist das höchste Preisniveau seit zwei Jahren.

Das Szenario ist auf jeden Fall für Trader interessant – erstmal im Benzin handeln, wo Rohöl sich überhaupt nicht von der Stelle bewegt. Die Frage ist nur, ob und wie lange der Preis jetzt noch steigt, bis die Wende einsetzt. Wenn Sie shorten wollen, warten Sie noch auf höhere Einstiege, oder gehen Sie jetzt schon short? Die Entscheidung können wir Ihnen nicht abnehmen. Alles hängt ab vom Regen, wie schnell die Flut zurückgeht, und wie schnell die Raffinerien wieder am Netz sind – und davon, ob die Masse der Trader diesmal schneller umschaltet als früher.


Der Benzin-Future seit dem 18. August.



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1 Kommentar

  1. Benzinknappheit?
    „Nach groben Schätzungen sollen die geschlossenen Raffinerien eine Verarbeitungskapazität von 2,2 Millionen Barrels haben“
    „Die Vergangenheit zeigte aber: Es dauerte nie Monate, bis sie wieder hochgefahren waren“

    Die am 23.08. gemeldeten Bezinbestände lagen bei 229 Mio Barrel.
    Benzinknappheit?
    Sei es drum, der Markt kauft es und nur die Letzten werden sich an der brennenden Benzinlunte die Finger verbrennen.

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