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Wall Street-Bank mit aktueller Prognose Erwartung an EZB: Insgesamt 1,50 Prozent Zinsanhebung bis Oktober

Erleben wir in den nächsten beiden Sitzung der EZB eine Zinsanhebung um insgesamt 1,50 Prozent? Das prognostiziert jetzt eine große Bank.

EZB-Zentrale in Frankfurt

Die Inflation für die Eurozone wurde für August erst vorgestern mit 9,1 Prozent vermeldet – ein neues Allzeithoch. Die EZB gerät somit immer stärker unter Zugdruck nach ihrer ersten Zinsanhebung seit Jahren (+0,50 Prozentpunkte) nun noch kräftiger anzuheben. Erst gestern verkündeten drei große Wall Street-Banken (Goldman Sachs, JP Morgan, Bank of America), dass sie für die nächste Zinsentscheidung der EZB nächste Woche Donnerstag eine Zinsanhebung um 0,75 Prozentpunkte erwarten. So einen großen Schritt bezeichnen viele Beobachter diese Woche als „Jumbo-Zinsanhebung“.

Heute nun legt ein Experte der Citigroup nach. Für die Sitzung der EZB nächste Woche und für die darauf folgende Entscheidung am 27. Oktober erwartet er laut aktuellen Bloomberg-Informationen jeweils einen Schritt um 0,75 Prozentpunkte, also insgesamt 1,50 Prozent Zinsanhebung.

Laut dem Citigroup-Strategen Antoine Gaveau (Experte für für festverzinsliche Wertpapiere) sollten sich die Anleger auf die nächsten beiden Sitzungen der EZB vorbereiten und ihre Wetten so platzieren, dass sie dieser Möglichkeit Rechnung tragen. Er empfiehlt den Einsatz von Zinsswaps, die an die EZB-Sitzung im Oktober gekoppelt sind, um sich für zwei Zinserhöhungen um jeweils einen Dreiviertelpunkt in diesem und im nächsten Monat zu positionieren.

An den Geldmärkten wird laut Bloomberg mit 70 Prozent Wahrscheinlichkeit auf eine Anhebung um 75 Basispunkte bei der Sitzung der Zentralbank in der nächsten Woche gesetzt, da die geldpolitischen Entscheidungsträger angesichts der Forderung nach aggressiveren Maßnahmen zur Eindämmung der galoppierenden Inflation im Euroraum eine restriktivere Haltung einnehmen. Eine Anhebung dieser Größenordnung in der nächsten Woche könnte eine ähnlich umfangreiche Anhebung auf der EZB-Sitzung im Oktober einleiten, schrieb Gaveau in einem Research-Vermerk.

„Unserer Ansicht nach ist ein schneller (aber potenziell kurzer) Straffungszyklus eine überzeugende Ausgangsbasis“, schrieb Antoine Gaveau. „Die Falken haben in den letzten Monaten so ziemlich jedes Argument gewonnen. Zinserhöhungen nach Ende 2022 sind sehr unsicher“, schrieb Gaveau. Das liegt daran, dass die EZB die geldpolitischen Schrauben möglicherweise nicht weiter anziehen muss, wenn die Nachfrage schnell genug einbricht und die Spannungen auf der Angebotsseite nachlassen.

In den letzten Tagen hat sich eine wachsende Zahl von Entscheidungsträgern bei der EZB für eine Anhebung um mehr als einen halben Basispunkt auf der am 8. September zu Ende gehenden geldpolitischen Sitzung ausgesprochen. Der Einlagensatz liegt derzeit bei 0 %. Die Ökonomen von BNP Paribas erwarten ebenfalls „einen eher frontlastigen Straffungszyklus“, der den Endsatz bis zum Ende des ersten Quartals auf 2 % treibt. Eine Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen prognostiziert für nächste Woche eine Anhebung um 75 Basispunkte. An den Geldmärkten wird mit einer Anhebung um insgesamt 125 Basispunkte in den nächsten beiden Sitzungen gerechnet.

FMW-Anmerkung: Obwohl die Analysten und Strategen bei Banken immer hawkischer werden für die nächsten Zinsschritte der EZB, will der Euro diese Erwartung immer noch nicht in Form eines Anstiegs gegen den US-Dollar einpreisen. Aktuell klebt EURUSD exakt bei der Parität von 1,0003. Die heraufziehend Rezession in Europa belastet den Euro wohl zu sehr. Kräftige Zinsanstiege wirken zwar mittelfristig gegen die Inflation – kurzfristig aber könnten sie die anstehende Rezession in Europa noch verstärken. Im folgenden TradingView Chart sieht man seit dem Jahr 2000 die US-Zinsen (Fed) als blaue Linie, dazu im Vergleich den Leitzins der EZB in orange.

Zinsen von Fed und EZB im Vergleich

FMW/Bloomberg



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