Meme-Aktien

Bildschirme mit Börsenkursen von Meme-Aktien wie Gamestop

Meme-Aktien (Meme Stocks) sind ein Phänomen vor allem am US-Aktienmarkt, welches nach Ausbruch der Coronakrise 2020 aufkam. So richtig aktiv wurde der Handel dieser Aktien erst ab Anfang 2021. Millionen von Menschen waren im Lockdown zuhause zum Nichtstun verdammt. Millionen Amerikaner ohne Börsenerfahrung, aber mit viel Zeit, eröffneten Brokerkonten, und fingen an mit kleinen Geldbeträgen an der Börse zu spekulieren. Über Internet-Foren (vor allem im Reddit-Form Wallstreetbets) verabredeten sie sich zu schnellen Spekulationen in wenig beachteten Aktien von Unternehmen mit wackligen Geschäftsmodellen. Diese Aktien wurden im Börsenslang im Jahr 2021 schnell als Meme-Aktien bezeichnet. Zu den bekanntesten beiden dieser Aktien zählen Gamestop (GME) und AMC Entertainment (AMC).

Begriffserklärung Meme-Aktien

Um das Phänomen der Meme-Aktien zu verstehen, muss man erstmal den Begriff „Meme“ klären. Die Börsianer wussten, dass sie Aktien handelten, die fundamental auf sehr wackligen Füßen standen. Einige Börsianer hätte sie wohl auch als Schrottaktien bezeichnet. Man wählte den Begriff Meme-Aktien wohl aus, weil es eine reine Spekulation war – eine schnelle Zockerei, bei der sinnbefreit einfach nur in kurzer Zeit ein möglichst großer Börsengewinn rausspringen sollte. Als Meme bezeichnet man eigentlich im Internet lustig und kreativ gestaltete Fotos oder Videos, die Menschen oder Situationen in einem witzigen Licht erscheinen lassen sollen. Die Darstellungen werden von Nutzern verändert, so dass sie oft im Netz viral gehen, also von sehr vielen Menschen gesehen und weiter verbreitet werden. Vereinfacht ausgedrückt bedeuten Meme-Aktien also wohl: Die Börsianer wissen, dass die Aktien, die sie gerade handeln, keine ernsthafte Investition sind, sondern eine extrem wilde Spekulation ohne Blick auf wirtschaftliche Realitäten. Dabei spielte es zum Beispiel auch überhaupt keine Rolle, wie hoch ein Aktienkurse gepusht wurden. Der Gesamtwert des jeweiligen Unternehmens konnte dann auch in gar keinem Verhältnis mehr stehen zur realen Unternehmensbewertung anhand von Umsätzen, Gewinnen oder Geschäftsentwicklung.

Phänomen Meme-Aktien und Short Squeeze

Wie gesagt, die bekanntesten Meme-Aktien waren ab Anfang 2021 Gamestop und AMC, aber dahinter gab es noch einige weitere US-Aktien. Vor allem kleine Privatanleger – aber dafür eine sehr große Zahl – konzentrierten sich auf einige wenige dieser Aktien, um die Kurse in kurzer Zeit sehr stark durch Käufe ansteigen zu lassen. Es ging einfach nur darum mit diesen Meme-Aktien den schnellen Reibach zu machen. Einige wenige kluge Köpfe unter diesen Privatanlegern hatten sich Aktien wie Gamestop oder AMC ausgesucht, weil sie sehr hohe Short-Quoten aufwiesen. Das bedeutet: Es gab Profianleger wie Hedgefonds, die in großem Umfang auf fallende Kurse in diesen Aktien wetteten. Nun sagten sich die „Anführer“ der „Armee“ von Privatanlegern, dass man diese Aktien hochpushen muss, damit die Short-Spekulanten gezwungen sein würden ihre Shorts (Leerverkäufe) aufzugeben, indem sie kaufen. Diese Idee ging auf. Durch die Kapitulation der Shortseller wurde nur noch mehr Kaufdruck auf diese Meme-Aktien ausgeübt, und die Kurse gingen regelrecht durch die Decke (der sogenannte Short Squeeze).

Im folgenden Chart sehen wir seit Herbst 2020 den Kursverlauf von Gamestop (blaue Linie) und AMC (orange Linie) Gamestop konnte Anfang 2021 binnen weniger Tage von 5 Dollar auf 80 Dollar steigen. Man sieht die enormen Kursausschläge. Schnell rauf, schnell runter. So ging es im Jahr 2021 mehrmals hin und her. Wenn fundamental keine echten Gründe zum Kaufen der Meme-Aktien vorliegen, wollen viele Anleger nach kräftigen Anstiegen ihre Gewinne realisieren, weshalb es dann immer wieder schnell Einbrüche gab.

Kursverlauf der wichtigsten Meme-Aktien Gamestop und AMC seit Herbst 2020

Niedergang

Im Chart kann man es gut sehen: Im Jahr 2022 ließ der Hype um Meme-Aktien immer weiter nach. Die Kurse fielen, die Schwankungsbreite der Aktien nahm ab. Privatanleger hatten weniger Gewinnmöglichkeiten. Höchstwahrscheinlich trug ein gewichtiges Phänomen zum Niedergang des Hypes bei: Vor allem in den USA handeln viele Anleger gerne gehebelt, also über Kredite bei ihren Brokern. Wenn aber Aktien wie diese Meme-Aktien schnell an Wert verlieren, können Verluste sehr schnell Kontoguthaben von kleinen Privatanlegern komplett abschmelzen lassen. Als die Meme-Aktien immer tiefer fielen, haben wohl viele Privatanleger so viel Geld verloren, dass sie gar nicht mehr am Börsenhandel teilnehmen konnten, und eine große Anzahl Spekulanten rund um diese wackligen Papiere war schlicht und einfach nicht mehr als Teilnehmer vorhanden. Auch die allgemein fallenden Börsenkurse dank steigender Zinsen im Jahr 2022 haben wohl zum Niedergang der Meme-Aktien beigetragen.

Immer wieder begrenzte Hypes möglich

Dennoch sieht man auch nach dem großen Niedergang des Hypes immer wieder: Spontane neue Anstiege bei Meme-Aktien sind auch weiterhin möglich. Sie sind aber immer von relativ kurzer Dauer, und schlagen nicht mehr so große Wellen wie noch im Jahr 2021. Zum Beispiel wurde die Aktie von Gamestop im März 2023 um 50 % nach oben gepusht, nur weil das Unternehmen für das letzte Quartal den ersten Gewinn seit zwei Jahren präsentieren konnte. Das Phänomen Meme-Aktien wird wohl nie wieder ganz verschwinden. Es wird eine Gruppe von Privatanlegern vorhanden bleiben, die nur auf einen Anlasse oder eine Chance lauern, Nischen-Aktien schnell hoch pushen zu können. Der große Hype aus dem Jahr 2021 scheint aber Stand April 2023 erst einmal vorbei zu sein.

Chart: TradingView