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Enttäuschende Daten China: Deflation und Dämpfer am Auto-Markt

China Deflation Auto
Foto: subsri13 - Freepik.com

China erlebt weiterhin eine Phase der Deflation, während zugleich der Auto-Markt einen spürbaren Dämpfer erfährt. Diese wirtschaftlichen Indikatoren zeichnen ein Bild der Unsicherheit und des vorsichtigen Konsumverhaltens, das sich in den aktuellen Wirtschaftsdaten widerspiegelt.

China: Anhaltende Deflation

Mit jeder Reisewelle keimt die Hoffnung, dass der chinesische Konsument wieder anfängt, Geld auszugeben. Im April war es das Qingming-Festival, das Grabpflegefest. Das Ministerium für Kultur und Tourismus verkündete, dass die Zahl der Touristen die Vor-Pandemie-Zahlen überstieg – ein scheinbar positives Zeichen.

Doch die Realität der Wirtschaftsdaten spricht eine andere Sprache. Trotz der Reisefreudigkeit blieb die Enttäuschung nicht aus. Der offizielle Verbraucherpreisindex (CPI) stieg zwar um 0.3Prozent gegenüber dem Vorjahr, aber dieser Anstieg spiegelt nicht die erhoffte robuste Nachfrage wider. Experten weisen darauf hin, dass der leichte Anstieg des Verbraucherpreisindex (CPI) teilweise auf administrative Preiserhöhungen zurückzuführen sein könnte. Diese Erhöhungen umfassen Maßnahmen wie die Anpassung von Tarifen für öffentliche Dienstleistungen, einschließlich Wasser, Strom und Transport. Solche administrativen Preisänderungen treiben den CPI künstlich nach oben, ohne dass dies eine echte Zunahme der Verbrauchernachfrage widerspiegelt.

Die Industriepreise, gemessen am Erzeugerpreisindex (PPI), zeigten einen langen Rückgang, der auf die schwache Nachfrage in der Wirtschaft hinweist. Die Erzeugerpreise sind seit Ende 2012 in Deflation gefangen, was den deflationären Druck auf die chinesische Wirtschaft unterstreicht.

Beobachter haben bereits prognostiziert, dass Peking nicht darauf zählen kann, dass die Verbraucher das ehrgeizige Wachstumsziel erreichen. Stattdessen setzt die Regierung auf die verarbeitende Industrie, um den Rückgang des Immobiliensektors auszugleichen. Diese Strategie könnte jedoch den Abwärtsdruck auf die Preise weiter verstärken und zu Handelsreibungen führen.

Automobilsektor in China: Exportboom trotz Inlandsflaute

Auch der Auto-Markt, ein wichtiger Indikator für die Konsumlaune, zeigte sich im April ebenfalls in schwacher Verfassung. Die Verkäufe gingen um 5,8 Prozent zurück, was auf eine anhaltende Vorsicht der Verbraucher hindeutet. Dieser Rückgang folgt auf einen Anstieg von 5,7 Prozent im März. Der Anteil der Autos mit alternativen Antrieben (NEV) erreicht mit 43,5 Prozent einen neuen Höchststand.

Der Vehicle Inventory Alert (VIA), der den Lagerdruck auf Autohändler misst, stand bei 59,4 – ein Wert, der eine Abschwächung in der Automobilzirkulationsindustrie signalisiert. Dieser Anstieg gegenüber dem Vormonat, gepaart mit einem Rückgang im Vergleich zum Vorjahr, zeigt die anhaltende Vorsicht der Verbraucher.

Die Gründe für die Zurückhaltung sind vielfältig. Die traditionelle Nebensaison und das Qingming-Festival, kombiniert mit extremen Wetterbedingungen, haben die Kauflust gedämpft. Hinzu kommt die Einführung des “Aktionsplans zur Förderung des Umtauschs alter gegen neue Konsumgüter” und die Auto China 2024 während des Maifeiertags, die zu einer abwartenden Haltung der Verbraucher führten.

Trotz der Bemühungen der Händler, durch Unterstützungsmaßnahmen den Umtausch alter gegen neue Autos zu fördern, bleibt das Marktumfeld komplex. Fast 70 Prozent der Händler haben solche Maßnahmen eingeführt, doch 43 Prozent glauben, dass die erwarteten Auswirkungen der Politik-Umsetzung durchschnittlich sind.

Im Gegensatz zu den rückläufigen Inlandsverkäufen erlebte Chinas Automobilindustrie im April 2024 einen bemerkenswerten Anstieg der Exporte. Die Gesamtzahl der exportierten Fahrzeuge erreichte 504.000 Einheiten, davon 429.000 PKW was einem Wachstum von 34Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat entspricht.

Die Daten deuten nach Ansicht von Cui Dongshu, dem Generalsekretär der China Passenger Car Association (CPCA) darauf hin, dass chinesische Auto-Hersteller vor der Wahl stehen, entweder auf Überseemärkte zu expandieren oder im intensiven Wettbewerb des Inlandsmarktes zurückzufallen. Er weist auch darauf hin, dass die geplanten Strafzölle der EU schon jetzt Druck auf die chinesischen Autobauer ausüben. Diese würden sich jetzt vermehrt Südamerika, Australien und den ASEAN-Staaten zuwenden. Allerdings haben diese nicht im Ansatz das Volumen, was auf dem europäischen oder amerikanischen Markt möglich wäre.

Die Maifeiertage sind der nächste Strohhalm, an dem sich die Hoffnung knüpft, dass der Konsum endlich anspringt. Doch es ist zu befürchten, dass auch diese Hoffnung angesichts der realen Zahlen sterben wird. Vor der chinesischen Wirtschaft liegt noch ein langer, steiniger Weg der Erholung.



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