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Was hinter dem Trend steckt China: Größter Kaffee-Markt der Welt, überholt USA

China Kaffee USA

China ist im Begriff, die USA als den größten Kaffee-Markt der Welt zu überholen. Dies ist auch ein Erfolg der chinesischen Kette Luckin Coffee, die letztes Jahr Starbucks als Marktführer abgelöst hat. Allerdings wirft dieser Erfolg auch ein weiteres Schlaglicht auf die Konsumzurückhaltung der chinesischen Mittelschicht.

China: Vom Tee- zum Kaffee-Paradies

China ist eigentlich für seinen Tee und den Teekonsum berühmt. In Shanghai steht vor dem berühmten Yu-Garten pagodenartig eines der bekanntesten Teehäuser des Landes.

Doch in den letzten zehn Jahren hat sich China als ein Land der Kaffee-Trinker entwickelt. Ausgehend von den Zentren Shanghai, Peking, Shenzhen und Guangzhou hat sich eine eigene Kaffee-Kultur in den Städten des Landes entwickelt. Überall haben sich kleine Kaffeehäuser angesiedelt, die oft auch ihre Kaffeebohnen selber rösten. Zudem verfügt China mit Yunnan über ein hervorragendes Kaffeeanbaugebiet. Dies ist wahrscheinlich eines der erfolgreichsten Entwicklungshilfeprojekte der chinesischen Regierung in Zusammenarbeit mit der Weltbank. Auch wenn der französische Missionar Alfred Liétard bereits im frühen letzten Jahrtausend mit dem Kaffeeanbau im äußersten Südwesten Chinas begann, nahm die Kaffeeindustrie in China erst mit einem Programm der Weltbank ab 1988 Fahrt auf.

China: Grösster Konsum per Kopf und die meisten Franchise-Shops

Voraussichtlich wird China dieses Jahr die USA als größten Kaffee-Markt der Welt ablösen, wenn pro Chinese 4,5 Kilogramm Kaffee konsumiert werden, während es in den USA nur 4,1 Kilogramm sein werden. Jeder Deutsche konsumiert 3,9 Kilogramm pro Jahr.

Der Boom des Kaffeekonsums in China spiegelt sich auch in der Anzahl der Franchise-Kaffeeshops wider, die im Land eröffnet wurden. Auch hier übertrifft China mittlerweile die USA mit fast 50.000 Filialen.

Starbucks hat den Kaffee in China populär gemacht, indem sie 1999 ihre erste Filiale dort eröffneten. Dabei hat sich Starbucks als hochwertige Lifestyle-Marke positioniert und für lange Zeit den einzigen genießbaren Kaffee in China angeboten. 2017 gründete sich jedoch ein ernsthafter Konkurrent: Luckin Coffee, eine chinesische Kette, die auf günstige und schnelle Kaffeeoptionen setzte. Luckin Coffee wuchs rasant und eröffnete Tausende von Filialen in ganz China. Doch 2020 geriet das Unternehmen in eine tiefe Krise aufgrund eines Betrugsskandals, der seinen Ruf und seinen Aktienkurs ruinierte, der um 97% einbrach. Mittlerweile hat sich Luckin Coffee jedoch mehr als erholt und überholte die amerikanische Kette letztes Jahr zum ersten Mal mit einem Jahresumsatz von 980 Millionen Dollar.

Der Erfolg von Luckin beruht auf seiner Strategie, einfache und billige Kaffee-Getränke anzubieten, die meist zum Mitnehmen oder per App bestellt werden können. Eine Tasse Kaffee kostet bei Luckin Coffee nur 9,9 Yuan (ca. 1,30 Euro), während sie bei Starbucks mindestens 30 Yuan (etwa 4,10 Euro) kostet. Dafür gibt es auch nur Kaffee, der aus einem handelsüblichen Kaffeeautomaten kommt, im Gegensatz zu Starbucks, wo frisch gemahlen und Tasse für Tasse aufgebrüht wird. Ein Teil des jüngsten Erfolgs von Luckin ist auf den Einbruch des chinesischen Verbrauchervertrauens in den letzten Jahren zurückzuführen, wobei die schlechte Wirtschaft die Verbraucher viel preissensibler gemacht hat.

Luckin Coffee und die Sparwut der chinesischen Mittelschicht

Luckin zeigt einen Trend auf, der sich in anderen Bereichen der chinesischen Wirtschaft bemerkbar macht: Die politisch wichtige Mittelschicht schränkt ihren Konsum ein und verstärkt damit die deflationären Tendenzen der chinesischen Wirtschaft. Im Luxussegment verlieren hauptsächlich die Marken, die um die Mittelschicht buhlen; die Automobilhersteller und -händler liefern sich einen harten Preiskampf, und im Tourismus, der zwar wieder erstarkt, sinken die Ausgaben pro Kopf.



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1 Kommentar

  1. Moin,

    ein interessanter Einblick in das aktuelle Leben Chinas.

    Das war mir nicht bekannt und ich hätte wenig
    Cafes in China vermutet.

    Liebe Grüße

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