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"Disziplinarische Überprüfungen" China: Kampf gegen Korruption – jetzt Finanzelite im Visier

Aktien-Branche von Korruption durchdrungen

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Foto: Abderrahmen - Freepik.com

Peking richtet seinen Fokus nun auf die Finanzelite in China: Das chinesische Finanzmagazin „Economic Observer“ veröffentlichte letzte Woche einen Bericht, wonach seit 2023 über 100 Kader im Finanzsystem „disziplinarischen Überprüfungen“ unterzogen wurden, darunter Banken, Versicherungen und Wertpapierfirmen. Diese Maßnahmen seien Teil einer umfassenden Initiative zur Bekämpfung von Korruption und zur Förderung von Transparenz und Rechenschaftspflicht.

China und sein Aktienmarkt: Harte Hand gegen Korruption

Im Juli 2024 intensivierte sich die Kampagne im Wertpapiersektor, wobei der Fokus auf finanziellen Unregelmäßigkeiten im IPO-Geschäft und anderen Bereichen lag. Ein Insider aus einem südchinesischen Wertpapierunternehmen erklärte, dass die jüngsten häufigen Untersuchungen von Führungskräften im Investmentbanking und in Wertpapierfirmen darauf hindeuten, dass die Aufsichtsbehörden aufgrund der erheblichen wirtschaftlichen Interessen bei der IPO-Emission verstärkt auf Probleme im Zusammenhang mit dem Investmentbanking achten.

Zusätzlich berichtet das chinesische Finanzmedium, dass die Behörden in diesem Jahr bereits 75 Geldstrafen an börsennotierte Unternehmen, Zwischenagenturen und Einzelpersonen verhängt haben, weil sie die Regeln und Vorschriften nicht ordnungsgemäß beachtet haben. Dies ist mehr als doppelt so viel wie die 36 Geldstrafen, die im gleichen Zeitraum des Vorjahres verhängt wurden. Die Regulierungsbehörden gehen verstärkt gegen Mängel in der Transparenz und Rechenschaftspflicht vor und haben 30 disziplinarische Sanktionen und 45 Durchsetzungen von Regulierungsmaßnahmen gegen 117 Personen verhängt, darunter Anwälte, Wirtschaftsprüfer, Lobbyisten, Führungskräfte von Wertpapierfirmen und Finanzberater.

Die chinesische Aktienbranche ist seit langem von Korruption durchdrungen. Fälle von Insiderhandel, Marktmanipulation und unethischem Verhalten sind weit verbreitet und haben das Vertrauen der Investoren erheblich beeinträchtigt. Trotz wiederholter Anti-Korruptionskampagnen bleibt die Branche anfällig für illegale Aktivitäten.

Gehaltsobergrenze: Chinas Finanzelite im Visier

Die Finanzbranche steht im Moment unter besonderer Beobachtung der Behörden. Im Rahmen der Bemühungen zur Förderung der “ Common Prosperity“, also etwa der „gemeinsame Wohlstand” hat die chinesische Regierung im Juli 2024 eine jährliche Gehaltsobergrenze von etwa 3 Millionen Yuan (ca. 390.000 Euro) für Mitarbeiter staatlich unterstützter Finanzinstitute eingeführt. Diese Maßnahme zielt darauf ab, „Extravaganz und Hedonismus“ in der Branche zu bekämpfen und die Einkommensungleichheit zu verringern.

Die Gehaltsobergrenze betrifft alle staatlich unterstützten Broker, Investmentfonds und Banken – jedoch nicht Finanzinstitute, die von privaten Investoren unterstützt werden. Diese Regelung wird rückwirkend angewendet, was bedeutet, dass diejenigen, die in den letzten Jahren mehr als drei Millionen Yuan verdient haben, das überschüssige Geld wahrscheinlich an ihre Unternehmen zurückzahlen müssen.

Viele Banker sind besorgt, wie selbst die staatseigene Nachrichtenagentur Xinhua berichtet, dass die Gehaltsobergrenze ihre Motivation und Leistung beeinträchtigen könnte. Einige befürchten, dass die besten Talente ins Ausland abwandern könnten, wo sie höhere Gehälter erzielen können. Das Sprachrohr der Partei, die People’s Daily hebt dagegen hervor, dass die Maßnahme von der breiten Öffentlichkeit positiv aufgenommen wird, da sie als Schritt zur Verringerung der Einkommensungleichheit und zur Bekämpfung von Extravaganzen in der Finanzbranche gesehen wird.

Allerdings führen diese Maßnahmen eher dazu, dass die Wettbewerbsfähigkeit der staatlichen Finanzorganisationen beeinträchtigt wird, da sie Schwierigkeiten haben werden, talentierte Fachkräfte zu halten oder anzuziehen, was langfristig die Dynamik der chinesischen Finanzbranche verändern könnte.



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